Of Monsters and Men – live 2015 – Palladium Köln
Hier ist unsere Fotogalerie von Of Monsters and Men im Palladium Köln.
Hier ist unsere Fotogalerie von Of Monsters and Men im Palladium Köln.
In diesem Jahr war der zweite Teil der “Die Tribute von Panem”-Reihe mit dem Titel “Catching Fire” ohne Zweifel der von Fans und Cineasten am sehnsüchtigsten erwartete Kinofilm. Das spiegelt sich auch an den Kinokassen wider, denn der Film legte das viertbeste Startwochenende aller Zeiten hin.
Basierend auf einer Roman-Trilogie von Suzanne Collins geht es um folgenden Hintergrund: Aus dem zerstörten Nordamerika ist der Staat Panem entstanden. Das Kapitol regiert das Volk mit eiserner Hand. Um seine Macht zu demonstrieren, veranstaltet das Regime jedes Jahr die grausamen “Hungerspiele”. 24 Jugendliche, je ein Mädchen und ein Junge aus Panems zwölf Distrikten, müssen in einem modernen Gladiatorenkampf antreten, den nur einer von ihnen überleben darf. Katniss meldet sich freiwillig, als ihre kleine Schwester als Gladiatorin ausgelost wird, und gewinnt schließlich mit ihrem Distrikt-Kollegen Peeta die Spiele. Im zweiten Film (der dem zweiten Roman entspricht) werden zum 75jährigen Jubiläum der Spiele bisherige Sieger aus jedem Distrikt ausgelost, was zur Folge hat, dass Katniss und Peeta wieder ran müssen.
Kaum ist “Catching Fire” in den Kinos angelaufen, ist der Fantasy-Streifen auch schon auf Rekordjagd. Weltweit spielte der Film bereits über 300 Millionen Dollar in den Kinos ein. Und ja – im Prinzip handelt es sich um die Verfilmung einer Jugendbuchreihe. Einer Reihe aber, die so spannend aufgebaut ist, dass sie auch für Erwachsene interessant wird. Das hatten wir ja schon zu genüge bei “Harry Potter” und “Twilight”. Und auch wenn es ein Jugendbuch ist, so sollte man nicht verkennen, dass viele Szenen außerordentlich brutal und nichts für schwache Nerven sind.
Als Soundtrack gibt es – wie bei solch groß angelegten Produktionen üblich – eine CD mit Songs angesagter Künstler, die von dem Film inspiriert wurden. Zum größten Teil sind es unveröffentlichte Tracks, die hier zusammen gestellt wurden, und man hat sich große Mühe gegeben, die Stimmungen des Films einzufangen. Zum einen die Ausweglosigkeit der Gefangenschaft in einem rigorosen System, die sich vor allem in den melancholischen Songs der ersten CD-Hälfte widerspiegelt, dann die Zerrissenheit einer starken, kampfbereiten jungen Frau, die sich zwischen zwei geliebten Menschen wieder findet und sich entscheiden muss.
Vertreten sind viele Bands, die in letzter Zeit für Furore sorgten. Einmal Coldplay mit einem funkelnagelneuen Track – dann auch The Weeknd, The Natonal und die Imagine Dragons. Die großen sphärischen Bands beherrschen Teil 1 der CD. Teil 2 wird von starken weiblichen Stimmen wie Ellie Goulding, Patti Smith und Abby bestimmt. Ganz stark finde ich Lordes neue Version des Klassikers “Everybody Wants To Rule The World”.
Okay: Nur zwei der Songs laufen im Abspann des Films. Die übrigen haben im Prinzip nichts mit der Verfilmung gemein. Allerdings fangen sie die Atmosphäre der Geschichte gut ein und erzählen sie auf andere Weise. Das ist das Manko heutzutage, dass Soundtracks meist eine Compilation willkürlich zusammen gestellter Songs sind, die mit dem Markenzeichen des Produkts neu verkauft werden. Sei’s drum. Auf jeden Fall bekommen wir dreizehn hervorragend interpretierte Songs mit einem Hintergrund, der eine gute Geschichte erzählt.
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Am dritten Festivaltag stecken einem morgens dann doch schon ein wenig die Vortage in den Knochen, ein wenig Muskelkater vom Tanzen, schmerzende Füße von den Gummistiefeln und der leichte Schlafmangel erleichtern das Aufstehen nicht unbedingt. Doch auch am Sonntag warten noch tolle Acts beim Hurricane Festival auf uns und auch das Wetter zeigt sich recht versöhnlich, wenn auch die Temperaturen bereits einen leichten Trend nach unten zeigen.
Am Festivalgelände angekommen bekomme ich leider nur von ganz hinten mit, wie die Rampensau Macklemore zusammen mit Ryan Lewis (14:55 Uhr Blue Stage) gerade die Blue Stage auseinandernimmt, zumindest dem Jubel des Publikums nach zu urteilen und der Stimmung, die über das komplett mit Menschen übersäte Field fegt. Rapper Macklemore zeigt sich als perfekter Entertainer und äußerst kommunikativ mit seinen Fans, denen er eine sagenhafte Party beschert, bei der jeder hier total mitgeht. Es war mir gar nicht so klar, dass sie bei uns mittlerweile derart beliebt sind, ihr Set wäre selbst auf der Green Stage nicht fehlplatziert gewesen. Eine unglaubliche Euphorie ist zu spüren, vor allem natürlich zu “And We Danced” und ihrem Superhit “Can´t Hold Us”, zu der die Menge mitsingt, kreischt, tobt und unaufhörlich die Arme noch oben reißt. Eine fantastische Performance, die sicherlich jetzt schon für viele als Highlight des Tages gilt.
Nach Konzertende will der Publikumsstrom weg von der Blue Stage überhaupt nicht mehr abreißen, zur Front of Stage für Alt-J(16:15 Uhr Blue Stage) ist kaum ein Durchkommen. Zum Auftakt des Sets der Alternative-Pop Band aus Leeds um Frontmann Joe Newman kommt dann endlich wieder die Sonne raus und zaubert mit ihren verträumten Folk-Synthiemelodien eine traumhaft sommerliche Stimmung an die Blue Stage. Ihr Sound ist vorwiegend geprägt durch ruhige Töne mit entschleunigtem Gesang, Synthies und vereinzelt eingestreuten A-Capella Gesangsparts wie in “Interlude I”, die an diesem Nachmittag hervorragend zum Chillen einladen. Selbst wenn einzelne Songs mit knackigen Drums und flotteren, leichtfüßigen Klavier- oder Synthieklängen wie in “Dissolve Me” und “Matilda” mehr Geschwindigkeit aufnehmen und durch tiefe Bässe wie bei “Fitzpleasure” begleitet werden, erhält sich trotzdem die angenehm tief sitzende Ruhe in ihren Songs. Das Publikum ist von diesem Wohlklang durchweg hingerissen und umjubelt das Quartett für ihr wunderbar sonniges Konzert.
Ihr Set ist wahrhaftig die beste Einleitung für das Anschlusskonzert von Two Door Cinema Club (17:45 Uhr Blue Stage), die die mehrheitlich an der Blue Stage verbliebenen Fans direkt zu Beginn mit “Sleep Alone” zum Tanzen bringen. Dem tut auch der kleine Regenschauer keinen Abbruch, Frontmann Alex Trimble rät uns, den Schauer einfach wegzutrinken, was die meisten hier sicherlich auch gerade machen. Die schwungvollen, leichtfüßigen und melodischen Gitarren-Elektropop-Hits von “Undercover Martyn”, “I Can Talk” und “What You Know” bringen die Menge in der Front of Stage Area zum Springen und Jubeln. Die Leichtigkeit ihrer Musik und auch die der außergewöhnlichen hohen und sanften Stimme vom adrett mit Jackett und Krawatte gekleideten Sänger passen einfach hervorragend zu einem Sommerfestival, was Two Door Cinema Club heute erneut unter Beweis stellen.
Bei jetzt blauem Himmel darf Alternative-Punkrocker Brian Fallon mit The Gaslight Anthem (20:00 Uhr Green Stage) seine Live Show starten. Die Fans müssen nicht lange auf ihre Erfolgshits warten, schon ziemlich früh im Set gibt es “The ’59 Sound” und auch “45” auf die Ohren, es wird mitgeklatscht und frenetisch vor der Bühne gefeiert. Brian´s rauh-rockige Stimme passt perfekt zu ihrem antreibenden Rocksound, zuweilen finde ich jedoch Brian´s längeren Vorträge über The Smashing Pumpkins oder die politischen Hintergründe seiner Songs etwas zu langatmig, aber die Sympathie und die Spielfreude seiner Band, welche sie den Fans stets entgegenbringen, machen das alles wieder wett. Ihr absolut gelungener Auftritt unterstreicht wieder einmal die ausgezeichneten Live-Qualitäten des Quintetts und prägt entsprechend die tolle Atmosphäre der letzten Festivalstunden an der Green Stage.
Während Paul Kalkbrenner´s elektronischen Beats von drüben durch den Wind herüber getragen werden nutzen wir die Umbaupause, um als Abschluss doch noch eine Runde mit dem erstmals auf dem Hurricane aufgestellten Riesenrad zu drehen und den großartigen Blick über das weitläufige Festival- und Campinggelände im abendlichen Sonnenschein zu genießen. Und schon ist es auch soweit, ehe man sich versieht ist das Hurricane Festival schon fast wieder vorbei und der Headliner des Sonntags Queens Of The Stone Age (22:00 Uhr Green Stage) steht auf der Bühne. Bei sternenklarem Himmel und nun auch etwas frischeren Temperaturen heizt uns jetzt aber die kalifornische Rockmaschine QOTSA um Frontmann Josh Homme ordentlich ein. Sie ist aus Überresten der Band Kyuss entstanden und seit ihrer Gründung 1996 mit stetig wechselnden Musikern international ein echtes Erfolgskonzept. Gerade erst ist ihr sechstes Studioalbum “…Like Clockwork” erschienen, mit dem sie derzeit auf Tour sind. Megalautes Scherbenklirren markiert den Beginn ihres Konzerts mit “Feel Good Hit Of The Summer”. Ihre druckvollen Rockbeats gepaart mit Blues-Einflüssen und hart schmetternden Drumbeats haben schon ihren völlig eigenen Soundcharakter und sind gerade live performt einfach der Hammer. Zu ihrem extrem starken aber älteren Song “No One Knows”, sowie dem bei Dunkelheit folgenden Charthit “Little Sister” springt das gesamte Publikum und singt sich im Chor dann auch zu “Make It Wit Chu” förmlich die Kehle aus dem Hals. Die Stimmung kocht bei “Song For The Dead” noch einmal richtig hoch, die Securities stellen sich immer wieder besorgt in Alarmbereitschaft, da Josh Homme den Fans quasi den Freifahrtschein für´s Crowdsurfen gegeben hat. Der Kontrast hierzu ist die von Josh gefühlvoll gespielte Rockballade “The Vampyre Of Time And Memory” vom aktuellen Album, die ebenfalls kräftig umjubelt wird. Nach einer knappen Stunde ist das Rockfeuerwerk der Kalifornier leider schon beendet, aber was war das bitte für ein unglaublich kraftvolles Konzert!
Ein sagenhafter Abschluss für ein wieder mal unglaublich tolles Hurricane Festival, von dem wir alle sicherlich wundervolle Erlebnisse mit nach Hause nehmen werden! In der Mediathek von ZDFkultur findet Ihr übrigens nach wie vor zahlreiche Konzertmitschnitte mit Interviews und bei Arte wird am Samstag den 17.08.2013 um 23.40 Uhr noch eine Reportage über das Festival ausgestrahlt.
Vielen Dank Hurricane und vielen Dank an die zahlreichen Beteiligten, die das Festival auch 2013 wieder für 73.000 Besucher zu einem unvergesslichen Ereignis gemacht haben!
Das Hurricane Festival findet im nächsten Jahr übrigens vom 20.-22.Juni 2014 statt und schon in Kürze wird hierfür der Vorverkauf beginnen.
Der Festivalsamstag startet mit offensichtlicher Katerstimmung und sehr wechselhaftem Wetter, bei dem sich bei noch sommerlichen Temperaturen immerhin in den frühen Morgenstunden zunächst auch mal die Sonne zeigt. Aber wie es immer so ist, sobald man zum ersten Konzert los will, fängt es traditionsgemäß erstmal an zu regnen, was mich aber nicht sonderlich beeindruckt, da mich mein Weg direkt zu den Folk-Newcomern Hudson Taylor ins Zelt führt (14:30 Uhr White Stage). Noch bevor das junge Brüderpaar Harry und Alfie überhaupt die Bühne betreten, gibt es in dem vorwiegend sehr jungen, weiblichen Publikum bereits erste Rufchöre nach den irischen Indie-Chart Stürmern, die noch nicht mal ihr Debüt herausgebracht haben. Doch das interessiert die Fans herzlich wenig, denn die gehen hier zu den folkigen, mitreißenden Songs wie “Pray For The Day” oder “Watchtower” im Mumford & Sons -Stil total ab und zeigen sich in jedem Song absolut textsicher. Nach einigen sehr ruhigen Songs präsentieren sie uns ebenfalls ein sehr gelungenes Cover vom Simon & Garfunkel Klassiker “Mrs. Robinson”. Ein wirklich erfrischender Auftritt dieses jungen Trios, das sein Set schließlich mit ihrem Erfolgshit “Battles” und einem Riesenjubel als Höhepunkt beendet.
Auf dem Festivalgelände herrscht derweil noch eine extrem entspannte Atmosphäre, fast verschlafen kann man sagen, dabei ist der Samstag sicherlich einer der musikalisch spannendsten Tage mit leider auch den meisten Slotüberschneidungen in meinem Timetable. Deshalb geht es bei Sonnenschein zunächst auf dem kürzesten Weg weiter zum britischen Quintett von The Maccabees(15:15 Uhr Green Stage), die mich schon im Vorjahr auf zwei Festivals begeistern konnten. Nach der Hitze im Zelt genieße ich die frische Luft auf dem Rasen sitzend mit ihren angenehm rockigen Indiesounds im Ohr. Obwohl noch nicht allzu viel los ist, wird in der Front of Stage Area schon ordentlich zu den recht flotten Beats getanzt und gefeiert, die Band versteht es mit den Fans zu kommunizieren und sie hervorragend zu animieren, wohingegen weiter hinten leider durch den auffrischenden Wind nicht mehr so viel von der Stimmung und dem Sound ankommt.
Eine absolut imposante Vorstellung davon, was man mit einem jungen Orchester so alles anstellen kann liefert uns im Anschluss das The Kyteman Orchestra (16:00 Uhr Blue Stage). Der Kopf des ganzen ist der niederländische Hip-Hop Experte Colin Benders, genannt Kyteman, mit seinem Orchester aus über 18 Musikern, die in einer äußerst anspruchsvollen Form Klassik und Hip-Hop verbinden und sich die Spannung zwischen den beiden Genre somit zu Nutze zu machen. Darüber hinaus integriert das Ensemble weitere Genre wie Jazz, Blues, Rock, Pop und Drum & Bass und hat dabei offensichtlich riesigen Spaß. Auch das Publikum ziehen sie sowohl mit ihrer teils gewaltig-opulenten Instrumentierung, als auch mit den zarten Tönen des Jazz und Blues absolut in ihren Bann. Bei den Rap- Parts stehen zum Teil mehrere Rapper zusammen auf der Bühne, während das Publikum im Takt mit den Armen pulsiert. Insgesamt eine wahnsinnig beeindruckende Inszenierung, die ich als sehr positiv “andere” Erinnerung an dass Hurricane Festival von diesem Tag mit nach Hause nehme.
Während viele Festivalbesucher die sonnigen Wetterabschnitte lieber auf der Wiese verbringen, schauen wir bei der in Deutschland noch als Geheimtipp gehandelten südenglischen Band British Sea Power (16:45 Uhr White Stage) vorbei, die aufgrund starker Einflüsse von Bands wie Joy Divison oder New Model Army grob dem Post-Punk zugeordnet wird. Das Quintett um Frontmann Yan Scott Wilkinson gibt sich naturverbunden und staffiert das Bühnenbild mit liegendem Braunbär, Geweihen sowie einem “lebend” -tanzenden Eisbären aus. Die musikalische Zuordnung fällt wegen der Vielseitigkeit nicht leicht, kraftvolle Indie-Rock Beats mit mit viel Drums und Bässen sind ebenso mit im Programm wie melodische Balladen oder Rockhymnen, die mit einer Prise “Krautrock” angereichert zumindest ihren bereits eingeschworenen Fankreis begeistern, denn leider ist das Zelt heute nicht annähernd gefüllt zu ihrem Set. Sicherlich lohnt es sich mal eins ihrer Clubkonzerte anzuschauen, vielleicht sind sie ja im Rahmen des gerade veröffentlichten Albums “Machineries of Joy” im Herbst mal wieder bei uns zu Gast.
Mittlerweile strömen auch die Massen auf das Festivalgelände, welches sich jetzt sichtlich füllt. Nach einer kurzen Runde an der frischen Luft geht es schnell wieder rein ins Zelt zu dem US-Folk-Virtuosen Darwin Deez (18:00 Uhr White Stage), dessen Konzert ich vor zwei Jahren wegen Überfüllung der Red Stage damals nur von draußen hören konnte. Heute ist es hingegen eher leer, was wohl an den parallelen Auftritten von Bloc Party und Frittenbude liegen muss, aber genügend Indie-Folk Publikum ist dennoch gekommen, das sich immer wieder begeistert die belustigende Tanz-Performance seiner Combo zu Beginn des Sets anschaut. Irgendwie kann mich jedoch weder der dumpfe Sound noch die rücksichtslose Drängelei der Fans in der White Stage so richtig überzeugen, und so zieht es mich direkt weiter nach draußen zu den wieder einmal perfekt aufspielenden Bloc Party um Sänger Kele Okereke (18:00 Uhr Green Stage). Nach mehrfachen Pausen und erneuten Trennungsgerüchten beehren uns die Indie-Rocker aus London mit ihren wunderbar schwungvollen Melodien heute vielleicht zum letzten Mal, nachdem sie im letzten Jahr noch ihr Album “Four” herausgebracht haben. Zu den gitarrengeprägten, teils sehr rockigen und treibenden Beats wird vorne richtig rumgesprungen und sogar bis ganz hinten mitgetanzt und mitgeklatscht, vor allem zu ihrem grandiosen Hit “Banquet”, aber auch zu den Songs des neuen Albums wie “Octopus” und “Truth”. Kele beschert uns hier eine tolle Feierstimmung an der Green Stage, und das obwohl es bereits wieder einmal zu regnen beginnt und der Blick zum Himmel nichts Gutes verheißt. Hoffentlich sind es nur Gerüchte um ihre Trennung und wir sehen Bloc Party bald schon wieder auf der Bühne, denn auch mit neuer Drummerin ist ihre live Performance einfach Spitzenklasse.
Die dunklen Regenwolken entleeren sich dann schließlich direkt zu Beginn des Auftritts der isländischen Folk-Pop Newcomer Of Monsters And Men (19:30 Uhr Green Stage), die gerade erst ihr Debüt herausgebracht haben und jetzt schon auf der Hauptbühne des zweitgrößten deutschen Rockfestivals stehen, Respekt! Zunächst dachte man, dass sie besser auf der Blue Stage platziert wären, aber der Andrang hier sollte mich eines besseren belehren. Auch wenn ihre Musik besser zu strahlendem Sonnenschein passen würde, spielen die Isländer sich mit ihren eingängigen, verträumten Melodien und den vielen mitsingtauglichen “Lalalaaaa´s” und “Ohohoooh´s” in die Herzen der Zuschauer. Sie präsentieren uns trotz der widrigen Umstände auf der Bühne ein liebevolles Set mit den Songs ihres bisherigen Repertoires aus ihrem Album “My Head Is An Animal”, wobei “Little Talks” sicherlich das bekannteste ihrer Stücke sein dürfte, zu dem dann auch noch einmal kräftig mitgesungen wird.
Nach konsequenter personeller Umstrukturierung der Band und noch bevor das aktuelle Album der Editors “The Weight Of Your Love” erscheint, präsentiert uns Frontmann Tom Smith mit seiner jetzt fünfköpfigen Besetzung (20:45 Uhr Blue Stage) sowohl einige der neuen unveröffentlichten Songs wie das hymnische “A Ton Of Love”, als auch viele der älteren musikalischen Kracher, die das Publikum zum Mitsingen, Tanzen, Springen und regelrecht zum Ausflippen bringen, und das sogar trotz des erneut einsetzenden Regens. Mit dem mitreißenden “Bones” aus dem vorletzten Album “An End Has A Start” starten sie druckvoll in ihr Set, mit gleichnamigem Song und “Racing Rats” gelingt es den charismatischen Engländern sofort, das Publikum in den Bann ihrer dynamisch antreibenden Musik zu ziehen. Das großartige “Papillon” darf als Höhepunkt im Set natürlich nicht fehlen, und auch diesmal war es ein wundervolles Konzert, welches nach der längeren Pause der Editors jetzt wieder mächtig Lust auf ihre energiegeladenen Live-Performances und ihre Clubkonzerte im Herbst macht.
Nur mit einer Gitarre bewaffnet steht er auf der riesig wirkenden Bühne, Singer-Songwriter Mike Rosenberg alias Passenger(22:00 Uhr Red Stage), das Übrigbleibsel einer Band, die sich trennte. Doch jetzt ist er allein, und das tut seiner Musik wie auch seiner Karriere offensichtlich ausgesprochen gut, denn Passenger füllt auch Solo mit seiner “All The Little Lights”-Tour bereits große Venues. Direkt zu Beginn fordert uns der sympathische Folk-Musiker dazu auf, das Konzert und den Moment einfach mal ohne Handy und Kamera zu genießen, was von dem sehr zahlreich an der Red Stage erschienenen Publikum tatsächlich weitestgehend berücksichtigt wird. Mit seiner charakteristischen Stimme und der Akustikgitarre verleitet er uns mit “Life’s For The Living”, “Blind Love” und natürlich seinem Erfolgshit “Let Her Go” zum Träumen, bunte Luftballons und Seifenblasen tanzen über uns hinweg und alle sind irgendwie glücklich. Außerdem hat er noch ein tolles Cover von “The Sound Of Silence” mit im Gepäck. Das “Lalalalala” des Refrains von “I Hate” singt schließlich das gesamte Publikum lautstark mit, so dass Passenger davon völlig beeindruckt ist. Auch von der Tatsache, noch vor einem Jahr vor fünfzig Leuten in Hamburg ein Konzert gespielt zu haben und jetzt hier auf der Bühne beim Hurricane Festival zu stehen, wofür er sich bei seinen Fans ausdrücklich bedankt. Diese sind derart enthusiastisch, dass sie Passenger einfach nicht gehen lassen wollen, so dass Mike Rosenberg für uns noch einen seiner neuen Songs, sowie ein Bruce Springsteen Cover von “Whispers” singt. Es ist das einzige Mal auf dem diesjährigen Hurricane Festival, bei dem ich sogar zwei Zugaben erleben darf. Ein wahrhaft tolles Konzert!
Im Anschluss lasse ich mir es nicht nehmen, den als Ersatz für die ausgefallenen Modest Mouse eingesprungenen Ex-Razorlight Frontmann Johnny Borrell mit seiner neuen Band Zazou anzuschauen (23:30 Uhr Red Stage). Der Glamour der Libertines und Razorlight -Zeiten scheint längst vorbei zu sein, so wirkt das ganze Projekt auf die interessierten Zuhörer eher wie eine vergnügliche Jam-Session, da ist sogar der neu interpretierte Razorlight Song “In The City” kaum wiederzuerkennen. Nach anfänglichen Technikproblemen kommt die Band dann doch noch ganz gut in Tritt, Johnny´s Stimme und sein Songwriting mögen nach wie vor qualitativ hochwertig sein, nur kann mich der im 50`s Sound gehaltene Classic Rock´n Roll im Party-Stil, so wie er seine Musik selbst beschreibt, als auch die Art dieser Performance nicht wirklich überzeugen, obwohl eigentlich ganz gute Songs dabei waren. Aber dafür habe ich heute wohl einfach schon zu gute Bands gesehen.
Leider hält auch der mittlerweile echt lästige Regen weiter an, so dass ich mich dann frühzeitig auf den Weg zur White Stage mache, um dort die Nacht im Trockenen und mit tollen Electro-Swing Beats der Parov Stelar Band (00:30 Uhr White Stage) tanzend ausklingen zu lassen. Im fast komplett vollen Zelt herrscht bereits ausgelassene Partystimmung, Ausnahmeproduzent und DJ Parov Stelar erschafft in seinen DJ-Sets mit Unterstützung von ausgezeichneten Live-Musikern (Sängerin, Bläser, Rhythmusinstrumente etc.) die perfekte Symbiose von Electro und Swing, bei der kein Tanzbein mehr still stehen kann. Die sensationell gemixten Beats in Verbindung mit Gesang und Bläsern sorgen für eine besondere Retro-Stimmung, die bei den Fans eine richtige Tanz-Euphorie auslöst. Das Publikum wird von Sängerin Cleo Panther angeheizt, die mit ihrem heißen Outfit auch für den optischen Reiz an der ganzen Performance zuständig ist. Eins steht fest, für Parov Stelar muss man unbedingt ausgeruhte Füße und bequeme Schuhe haben, doch leider schaffe ich es nach zwei Tagen in Gummistiefeln tanzend nur noch bis zu dem herrlich groovigen Song “Jimmy´s Gang”, einer meiner Favoriten ihres Repertoires. Während die Mehrheit noch bis spät in die Nacht weiter swingt, mache ich mich nach elf Bands am heutigen Tag auf den Rückweg zum wohlverdienten Schlafplatz, um auch am morgigen letzten Festivaltag wieder fit für grandiose Konzerte zu sein.
Während die anderen Open-Air Festivals noch immer nur schleppend ihr Line-Up füllen und mit den Headlinern geizen, konnte das in diesem Jahr zum siebzehnten Mal stattfindende Hurricane Festival in Scheeßel mit fest bestätigten Headlinern wie Rammstein, Queens Of The Stone Age, Arctic Monkeys, Deichkind und Billy Talent bereits Ende letzten Jahres punkten und war dementsprechend in einer nie zuvor erreichten Rekordzeit schon im März 2013 komplett ausverkauft. Die Vorfreude auf die rund 100 angekündigten Bands steigt seitdem ins Unermessliche, die Mischung aus international erfolgreichen Bands, beliebten deutschen Acts und aufstrebenden Newcomern macht das Hurricane Festival zu einem immer interessanter werdenden Musikevent der Spitzenklasse. Auch wenn die Absagen von Modest Mouse, Belle & Sebastian, Grouplove und Tame Impala (vor Ort) doch einige Fans etwas mürrisch stimmten.
Das diesjährige Hurricane Festival wird auch am bevorstehenden Wochenende seinem Namen wieder absolut gerecht werden, denn was ist schon ein Hurricane Festival ohne die traditionelle Unwetterwarnung? Noch nicht mal in Hamburg gestartet hören wir die eindringliche Warnung der Polizei schon in Dauerschleife im Radio, der schwül-heiße Anreise-Donnerstag mit locker 30 Grad im Schatten endet also erwartungsgemäß in genau diesem Szenario. Die starken Gewitter mit heftigen Regenfällen haben die Festivalpilger in Scheeßel bereits komplett durchnässt, etliche Flächen überschwemmt, die Folge sind schließlich erhebliche Verzögerungen beim Befahren der Parkplätze, so dass rund um Scheeßel weitreichende Staus entstehen, die die Anreisenden bis spät in die Nacht auf den Straßen festhalten sollten. Bei Ankunft auf unserem Womo-Platz hört es überraschenderweise tatsächlich schlagartig auf zu regnen, doch der Acker gleicht bereits einer Schlammwüste, kreuz und quer stehen festgefahrene Fahrzeuge, von geordnetem Einparken kann heute hier nicht die Rede sein, da können auch die Lotsen nicht mehr helfen. Aber es regnet nicht mehr und so kann der Grillabend zur Einstimmung auch direkt eingeleitet werden, da die Temperaturen noch immer recht milde sind. Am Motorbooty Zelt auf dem Campinggelände wummern schon die Bässe um die Partynacht für die feierwütigen einzuläuten, rund um die Straße herrscht aber immer noch reges Sachen Hin- und Hergeschleppe, hier und da wird sich schon fröhlich im Matsch gesuhlt und ausgelassen betrunken.
Der Freitag beginnt zunächst recht durchwachsen mit einigen heftigen Regenschauern, daher verschiebt sich mein Konzertfahrplan etwas nach hinten. Das Festivalgelände wurde jedoch mittlerweile vom Veranstalter mit Rindenmulch und Schotter soweit hergerichtet, dass alle Konzerte planmäßig beginnen konnten. Auch wenn ich das Auftakt-Set von Kodaline (15:30 Uhr Blue Stage) zunächst nur von weitem hören kann, ihren letzten hervorragend gefühlvoll vorgetragenen Erfolgssong “All I Want”, bekannt aus dem Soundtrack von „Grey’s Anatonomy”, erlebe ich zum Glück noch live und ich muss sagen, er verzückt mich vollends. Eine melodische Parallele zu Coldplay ist nicht von der Hand zu weisen, zeugt aber auch von hoher musikalischer Qualität, so dass ich das nächste Konzert des irischen Quartetts bestimmt nicht verpassen werde. Da sie ja Anfang des Jahres erst ihr Debüt “In A Perfect World” herausgebracht haben, werden sie uns sicher noch einmal im Norden beehren.
Passend zum Konzertbeginn der schwedischen Gute-Laune-Lieferanten Shout Out Louds (16:35 Uhr Blue Stage) mit ihrem leichtfüßigen Indie-Gitarren-Pop kommt tatsächlich zum ersten Mal am Nachmittag so richtig die Sonne durch, so dass die massenhaft erschienenen tanzwütigen Fans direkt von Beginn an bester Stimmung sind und sich zur Freude der Band aktiv vor der Bühne austoben. Das Quintett um Frontmann Adam Olenius zaubert mit Songs wie “Fall Hard” oder “The Comeback” eine herrlich beschwingte Stimmung vor die Bluestage, man merkt ihnen ihre Freude am erneuten Auftritt auf dem Hurricane sichtlich an. Mit dem letzten Song war es das dann leider auch schon wieder mit der Sonne, hinzu kommt dann noch die plötzliche und knappe Absage des Auftritts von Tame Impala, was unsere Stimmung insgesamt etwas nach unten drückt.
Also nutzen wir die Gelegenheit, um vor dem Regen zu flüchten und uns rechtzeitig zu den beliebten Schweden Friska Viljor im Zelt einzufinden (19:15 Uhr White Stage). Die Dauergäste des Reeperbahn Festivals und absoluten Live-Kanonen mit ihren hübschen roten Krawatten haben mit ihrem Enthusiasmus und ihrer Ausstrahlung wieder mal ihr Publikum absolut im Griff. Sie reißen das Publikum mit ihrem locker-frechen Folk-Rock wie “On And On” von Beginn an mit, das fast komplett gefüllte Zelt tanzt und singt mit den sympathischen Blondschopfen um Bandgründer Daniel Johansson und Joakim Sveningsson und ist kaum zu bremsen. Zu dem Ohrwurm “Shotgun Sister” von ihrem Debütalbum “Bravo!” singen alle noch mal begeistert den Refrain mit, bevor sich die grandiose Live Combo Friska Viljor von dem vor Begeisterung tobenden Publikum verabschiedet.
Um möglichst viele von den Live Bands mitzuerleben, geht es dann auch schnurstracks wieder rüber zur Blue Stage, wo schon sehnsüchtig auf The National (20:30 Uhr Blue Stage) gewartet wird. Frontmann Matt Berninger, solidarisch ebenfalls mit Gummistiefeln ausgestattet, legt zusammen mit den beiden Brüderpaaren Dessner/Devendorf druckvoll mit “Squalor Victoria” und dem drumtypischen voluminösen The National-Sound los, wobei meine persönlichen Favoriten “Mistaken For Strangers” und “Fake Empire” auch nicht lange auf sich warten lassen. Seifenblasen fliegen dazu in die abendliche Sonne und das Publikum singt im Chor fast durchgehend textsicher mit. Matt´s Dank gilt erst den Fotografen, dann mit einem Lächeln auch dem einzig tanzenden Security-Mann, da er dies offensichtlich vorher noch so nicht erlebt hatte. Während der Regenbogen die Stimmumg komplett macht, fegt Berninger in gewohnter Manier erst über die Bühne und anschließend über uns hinweg in die Menge. Alle tanzen mit ihm und um ihn herum, das ist mal eine klasse Performance und somit ein echter Höhepunkt des heutigen Tages.
Auf dem Weg zur Green Stage heizen die kanadischen Alternative/Punk-Rocker von Billy Talent (21:00 Uhr Green Stage) dem Publikum schon mal ordentlich mit “Devil On My Shoulder” ein und liefern wie immer eine perfekte und publikumsnahe Bühnenshow ab. Eine optimale Vorbereitung also auf den echten “Burner” des Abends mit dem Auftritt von Rammstein, die im Anschluss (21:00 Uhr Green Stage) die gesamte Stage zum Lodern und die Menge zum Kochen bringen. Ein wahres Höllenfeuerwerk, was die Vertreter der “Neuen Deutschen Härte” um Sänger Till Lindemann in seinem rosa Plüschoutfit da abschießen, ihre explosive Show bringt wohl auch die Massen auf dem Field an der Green Stage in Wallung, so dass sich sogar eine Polizeimannschaft in voller Montur in die Menge begibt, um eine Rangelei zu schlichten. Die Stimmung wirkt sehr angeheizt, auch wenn es offensichtlich der Mehrheit zu gefallen scheint, kann ich diesem brachialen Stil musikalisch nichts abgewinnen und ziehe es vor, zum Abschluss des ersten Konzerttages lieber noch einmal nebenan die bemerkenswerten Töne der Isländer von Sigur Rós (00:30 Uhr Blue Stage) zu genießen.
Das melancholisch, tragende und experimentelle Klangkunstwerk von Frontmann Jónsi erzeugt zusammen mit seinem Orchester schon eine gewisse Dramatik. Die nahezu perfekt abgestimmte Instrumentierung schwankt zwischen sanft, ja fast schon hypnotisch und wild aufbrausend, die dazu über die Leinwand projizierten diffusen Visuals und Jónsis hohe Stimme geben der nächtlichen Stimmung eine ganz spezielle Note, während der Vollmond am sternenklaren Himmel scheint und ein Hauch von Cannabis über uns hinweg weht.
Der heute über Hamburg hinwegziehende Regen und die damit einhergehende Kälte läuten für mich nun endgültig die Indoor-Konzertsaison ein. Wer sonst könnte diese besser eröffnen als die isländischen Newcomer von Of Monsters And Men, die seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums “My Head Is An Animal” im Frühjahr weltweit als neue isländische Sensation gefeiert werden. Hier in Deutschland ist das extrem junge Sextett nur für vier restlos ausverkaufte Konzerte zu Gast, ihr Konzert im Hamburger Docks bildet mit dem Support der ebenfalls isländischen Singer-Songwriterin Lay Low bereits den Abschluss ihrer Tour.
Schon kurz nach Einlassbeginn füllt sich das Docks extrem schnell, jedoch verzögert sich der Support der bezaubernden Lovisa Elísabet Sigrúnardóttir alias Lay Low doch ein wenig. Mit ihrer samtig weichen, aber dennoch kräftigen Soulstimme und ihrer percussiven Akustikgitarre präsentiert uns die talentierte Isländerin insgesamt sechs wunderschöne Songs, die stets mehrere Musikstile in sich vereinigen. Mit ihrem mal folkigem, mal bluesgeprägtem Sound stößt sie hier auf ein durchweg dankbares Publikum, welches sicherlich nicht nur ihre verträumten Geschichten sondern auch ihre außerordentliche Stimme und musikalisches Talent zu schätzen weiß. Nach einem knapp halbstündigen Set unterstützt das Geburtstagskind und Gitarrist von Of Monsters And Men Brynjar Leifsson das Finale und bekommt im Anschluss von der gesamten Band auch noch eine Geburtstagstorte überreicht und vom Publikum sogar ein Ständchen dazu gesungen.
Erst kurz nach neun beginnen die heute zu siebt performenden Of Monsters And Men ihr Konzert mit dem etwas ruhigeren Song “Dirty Paws” auf der dramaturgisch in jede Menge Rauch und ein tiefes Blau getauchten Bühne. Nach ihrer sympathisch zurückhaltenden Begrüßung zeigt sich in den folgenden Songs sehr schnell, warum die soundgewaltige Musik der Isländer oft mit Arcade Fire verglichen wird. Drei Gitarren, Bass, Akkordeon, Trompete, Synthie, Drums, diverse weitere percussive Instrumente und die absolut harmonischen Gesänge aller Bandmitglieder erzeugen ein überwältigendes Volumen auf der Bühne. Das Publikum wird geradezu in ihren Bann gezogen und schwenkt die Arme zu dem zart beginnenden, sich aber rhythmisch kraftvoll entwickelnden “From Finner”, spätestens ab der Aufforderung zum Mitklatschen durch Frontfrau Nanna Bryndís Hilmarsdóttir gibt es bei den Fans keine Zurückhaltung mehr. Zum schwungvollen und absolut tanzbaren “Mountain Sound” wird im Refrain kollektiv mitgesungen, so langsam kommt nun bei allen richtig gute Stimmung auf. Immer wieder überzeugen ihre gekonnten musikalischen Arrangements, vor allem auch der regelrecht mitreißende Drumsound des nahezu perfekt spielenden Schlagzeugers Arnar Rósenkranz Hilmarsson, dem heute ein Großteil meiner Aufmerksamkeit gilt. Aber auch alle anderen Musiker erweisen sich als großartige Live-Performer, allen voran natürlich Sängerin Nanna, sowie der zweite Frontmann Ragnar Pórhallsson, die beide stimmlich großartig miteinander harmonieren und ihren Songs diesen warmen, weichen Sound verleihen, der zeitweise durch Trompetenbegleitung einen ganz besonderen Charakter bekommt. Bei “Love Love Love” wird dann ein wenig Geschwindigkeit herausgenommen, gänzlich ohne Drums, dafür jedoch mit Akkordeonunterstützung durch Multitalent Arnar, wird der Song ausschließlich durch die Stimmen getragen. Mit ihrem Radioerfolgshit “Little Talks” erreicht das Konzert seinen stimmungsmäßigen Höhepunkt, denn dieser Ohrwurm verleitet einfach zum Mitsingen, Tanzen, Klatschen und Fröhlichsein.
Nach einer knappen Stunde ist der Zauber auch schon wieder vorbei, nach unaufhörlichem Jubel des Publikums sind Of Monsters And Men noch für drei Zugaben zurück auf die Bühne gekommen, verabschieden sich dann aber nach wohl erschöpftem Repertoire mit ihrem letzten Song vom Album “Yellow Light” endgültig von uns. Noch im Taumel der Melodien werden alle leider sofort unbarmherzig von der Security aus dem Docks “gekehrt”, so dass nicht einmal Zeit bleibt, das wunderbare Konzert mental abzuschließen oder sein Getränk in Ruhe auszutrinken.
Setlist:
An diesem Freitagabend wird man vor dem Luxor von Schilder-tragenden und um Karten-fragenden potentiellen Konzertbesuchern begrüßt. Die bereits seit einiger Zeit ausverkaufte Show der jungen isländischen Band “Of Monsters and Men” steht an.
Dementsprechend voll ist es dann auch im eher kleinen Luxor. Dass dieses keinen Preis für das beste Konzertvenue gewinnen wird ist wohl allen, die schon mal dort waren, bekannt. Im hinteren Bereich eher schlauchig, öffnet der Raum sich erst zur Bühne hin. Der Toiletteneingang liegt strategisch ungünstig neben der Bühne – was einen dauernden Strom an Menschen von hinten nach vorne und zurück mit sich bringt.
Nach einem etwa halbstündigen Gastspiel der New Yorkerin Elle King und dem folgenden Umbau kommen dann gegen halb neun die sieben Musiker von “Of Monsters and Men” auf die Bühne. Ihr Opener – “Dirty Paws” – ist auch der erste Song ihres Debutalbums “My head is an animal”. In meinen Augen eine passende Wahl, da dieser ziemlich gut zeigt, wohin die Reise geht.
Die beiden Sänger Nanna Bryndís Hilmarsdóttir und Ragnar Þórhallsson singen mal alleine, mal im Duett und oft begleitet von Backings der restlichen Bandmitglieder. Hier muss man sagen, dass es eine gute Idee ist, diese ‘la las’ und ‘heys’ für das Album mehrfach zu doppeln – Gesang ist nicht deren Stärke. Aber ihr Job ist nun mal Gitarre und Schlagzeug zu spielen und das tun sie sehr gut!
Nanna und Ragnar hingegen begeistern mich mit ihren Stimmen, die live gesungen genau so gut klingen wie auf dem Album. Beide können sowohl die leisen, langsamen Stücke – wie “Lakehouse” – als auch die lauteren und mehr nach vorne gehenden – beispielsweise “Mountain Sound” – sehr gut bedienen.
Der Höhepunkt des Abends ist erwartungsgemäß ihre inzwischen recht erfolgreiche Single “Little talks”. Das Publikum singt begeistert mit und auch das typisch deutsche Mitgeklatsche – selbstverständlich gegen den Takt – wird hierbei nochmal lauter.
Apropos mitsingen: In die Songtexte muss man sich etwas einfinden und viel Interpretationsfähigkeit mitbringen – erinnert mich persönlich ein wenig an die ebenfalls aus Island stammende Band “Seabear”.
Gespielt werden fast alle Songs ihres Albums, lediglich “Your Bones” ist den Isländern für ein Konzert wohl zu ruhig. Stattdessen spielen sie den Coversong “Close to me” von “The Cure”. Mit denen kann man mich jagen, deshalb schreibe ich wohl besser nichts dazu…
Nach zwei Zugaben und etwas über einer Stunde ist dann dieses tolle Konzert vorbei. Etwas kurz – was aber wohl eher am Mangel an Material als der Unlust der Protagonisten liegt.
Alles in allem ein sehr gelungener Abend, mit tollen Live-Musikern und verdammt schöner Musik. Auch die Band scheint an diesem Abend viel Spaß gehabt zu haben und erntet ein paar Lacher des Publikums. Da ich weiter hinten stehe, um dem Gedränge vor der Bühne zu entgehen und umgeben von sich unterhaltenden Grüppchen bin – die weitere Abendplanung scheint wohl wichtiger – bekomme ich davon akustisch leider wenig mit.
Das nächste Mal werden wir die nordeuropäischen Newcomer wohl eher in Locations der Größenordnung “Live Music Hall” sehen und ich werde dabei sein.