Brüllt auf, der Metalcore ist seit heute salonfähig! Wir schreiben den 23. Februar 2013. Basti Sobtzick, Sänger der wohl bekanntesten deutschen Metalcoreband „Callejon”, steht kurz vor dem größten Auftritt seiner Karriere. MHQ-Redakteur Marc Brüser besuchte ihn kurz bevor der Vorhang zum Rekordkonzert fiel.
Hallo Basti, heute ist schon kein alltäglicher Tag für euch. 2.000 Leute warten darauf, dass ihr heute nicht die Live Music Hall, sondern das E-Werk in Schutt und Asche legt. Warum habt ihr euch für diese Location entschieden und nicht mehr für die Live Music Hall? Hat es da ein Nachspiel bzgl. des Deckeneinsturzes gegeben?
Basti: Nein, nein, das ist nicht der Grund. Man muss ehrlich sagen, dass wirklich alle Beteiligten, das schließt auch die Betreiber der Live Music Hall ein, dafür gesorgt haben, dass das Konzert heute stattfinden kann. Wir haben uns aber schon bewusst für das E-Werk entschieden, weil wir dachten es würde einen komischen Beigeschmack mit sich bringen das Konzert wieder in der Live Music Hall stattfinden zu lassen. Wir sind einfach total erleichtert, dass da nichts Schlimmeres passiert ist.
Habt ihr euch etwas Spezielles überlegt für den heutigen Abend? Das ist immerhin eure bisher größte Show.
Basti: Wir hatten heute zum Beispiel ein „Meet & Greet” mit allen Verletzten gehabt. Die haben alle als Erinnerung ein „Callejon Survivor” – Shirt von uns bekommen. Ansonsten probieren wir die Show mit fast dem gleichen Tourset aufzufahren wie beim letzten Konzert. Zum Glück konnten wir auch wieder Nico dazu animieren nach Köln zu kommen, WassBass sind heute wieder Vorprogramm. Außerdem ist auch Maxim am Start. Wir haben ja mit den beiden einen Song von „Man spricht deutsch” aufgenommen, den spielen wir auch heute.
„Man spricht deutsch” ist ein gutes Stichwort: Es ist das Album, welches den höchsten Charteinstieg bis dato in eurer Karriere hatte. Die Songs erstrecken sich von den 80ern bis zur Neuzeit. Gab es bei irgendwelchen Liedern rechtliche Probleme?
Basti: Das war absolut kein Thema. Natürlich haben wir bei den Künstlern angefragt, ob wir auch die Songs covern dürfen. Aber alle haben da ihre Zustimmung gegeben. Grundsätzlich wollten wir nur bekannte Songs nehmen. Es hat auch keine Rolle gespielt, ob wir wirklich Fans von den jeweiligen Liedern sind, sondern wir haben das ganze Ding ja auch als Herausforderung gesehen. Wie machst du aus einem Sportfreunde Stiller Song, der nur vier Akkorde hat, einen brauchbaren Metal-Song? Diese Sachen haben uns einfach sehr gereizt.
Dann wäre es ja auch wirklich mal interessant gewesen, wenn ihr auch einen Song von K.I.Z. gecovert hättet.
Basti: Das wäre aber sehr vorhersehbar gewesen bzw. das was viele erwartet hätten. Klar war es auch eine Überlegung, aber am Ende hatten wir mehr Bock mit ihnen zusammen einen Song zu interpretieren („Ich find dich scheiße”, von Tic Tac Toe, Anm. d. Red.).
Hat es eigentlich jemals eine Überlegung gegeben ein K.I.Z./Callejon Konzert zu veranstalten? Die Parts, die K.I.Z. bei den beiden „Porn From Spain”-Songs eingespielt haben, sind ja durchweg positiv angekommen. Und, dass K.I.Z. Fans aller Genres hat, ist ja kein Geheimnis.
Basti: Uff, du fragst Sachen. Mmmh…mal nachdenken….an sich noch nicht, aber den Gedanken find ich sehr interessant. Gute Idee, auf jeden Fall!
Zum euren vorigen Album Blitzkrieg: –
Basti: Blitzkreuz meinst du.
Natürlich. Sorry, ich hab grad noch auf dem Hinweg die Ramones gehört. Zu eurem neuen Album Blitzkreuz: Das Album ist meiner Meinung nach viel, viel glatter produziert, als die vorherigen. Dies ist aber in keinem Fall negativ gemeint. Wie seid ihr an das Album herangegangen, da es sich ja doch schon von den anderen Alben unterscheidet?
Basti: Es ist auf jeden Fall das Album, an dem wir am Längsten geschrieben haben. Unser Grundsatz ist generell: Wir machen das, was wir für richtig halten. Wir haben probiert unsere Entwicklung zu kanalisieren, denn wir haben selber gemerkt, dass wir an Hooks, wo man richtig mitsingen kann am aller meisten Spaß haben. Siehe zum Beispiel „Kind im Nebel”, der ja auch kein typischer Callejon-Song ist, aber dafür mein Lieblingstrack auf „Blitzkreuz” ist. Zu dem Album entwickeln wir auch immer noch ein Bühnenkonzept dazu und die jeweiligen Videos müssen auch auf das Album abgestimmt werden.
Gerade zum Thema Videos: Ich habe gelesen, dass du die meisten Musikvideos von Callejon mit entwickelt hast. Wie hoch ist euer Einfluss auf die Videos.
Basti: Also ich hab bei „Kind im Nebel” und „Schwule Mädchen” Regie geführt und das Drehbuch komplett alleine geschrieben, auch geschnitten. „Blitzkreuz” & „Porn From Spain #2″ habe ich teils auch übernommen und meinen Senf halt dazu gegeben. Aber klar, natürlich haben wir überall einen großen Einfluss, schließlich sind es unsere Videos. Da haben wir schon das letzte Wort.
Zu Kind im Nebel: Wie kam die Idee zu der Ballade zu Stande und unter welchen Umständen war das?
Basti: Ich hatte die Idee tatsächlich abends irgendwann mal in einer Kneipe gehabt. Ich war zu dem Zeitpunkt noch gar nicht so blau und habe die gesamte Situation um mich herum reflektiert: Was mache ich hier eigentlich? Warum kipp ich mir jetzt hier alleine ein Bier nach dem anderen rein? Da ist mir noch einmal klar geworden, dass dieses Gefühl von den ersten Malen, die man hatte, einfach nicht mehr wiederkehrt. Man hätte diese gerne zurück. Früher habe ich mich immer mit Freunden am Rhein getroffen und habe bis spät in die Nacht dort herumgehangen. So was ist in der Form nicht mehr möglich, zumindest nicht mit dem damaligen Gefühl. Aber natürlich ist das Leben, wie es jetzt ist auch großartig.
Ich habe vor dem Interview auf eurer Facebook-Seite einen Aufruf gemacht, welche Fragen eure Fans gerne beantwortet hättet. Es wurde mehrmals nachgefragt, ob eine Live-DVD in Planung ist.
Basti: Haha, auch eine sehr gute Idee. Also, es wird auf jeden Fall irgendwann eine Live-DVD geben. Nur wann, wo und wie das vonstatten gehen wird kann ich absolut nicht sagen. Momentan ist es noch nicht geplant. Da werde ich mir aber auch irgendwann mal meine Gedanken zu machen.
Unsere Zeit ist um. Vielen Dank für das Interview!
Ein großer Dank geht auch an Lars (Callejon Management), der dieses Interview ermöglicht hat.