Der gelbe Wahnsinn geht weiter: “Bobstar – das total abgedrehte Album”

Wenn man kleine Kinder hat, muss sich das musikalische Spektrum zwangsläufig erweitern. Und seien wir mal ehrlich: Irgendwann ist man es auch leid, zum fünfzigsten Mal Rolf Zuckowski “Weihnachtsbäckerei” oder die Best Of von Detlef Jöcker zu hören. Die SpongeBob-Alben haben heute in etwa den Stellenwert wie in meiner Kindheit die “Hitparade der Schlümpfe”. Das merke ich zumindest, wenn sich meine Minis wie wild auf das neue Album des Schwammkopfs stürzen und die geplagten Eltern in voller Lautstärke Songs wie “Bibabobmusik” und “Lebe wohl, Bikini Bottom” ertragen müssen.

Ich gebe zu: an der Serie scheiden sich die Geister. Auch wenn sie bereits mit mehr als 200 Folgen Erfolgsgeschichte schreibt und nicht zuletzt aufgrund ihrer optimistischen Grundhaltung einen Preis nach dem anderen einfährt, gibt es eine große Masse bekennender SpongeBob-Hasser, denen vor allem die schrille Synchronisation ein Dorn im Auge ist. Diesen wird auch die CD “Bobstar” definitiv nicht gefallen. Denn die Tracks wurden von dem originalen Synchronsprecher Santiago Ziesmer eingesungen bzw. “performed”. Herrlich überdreht und mit dem typischen Wortwitz dargeboten.

Die Tracks sind in der Hauptsache internationale Pophits mit neuem deutschem Text. Da hätten wir also “Ich hab dich lieb” als überarbeitete Version von “My Heart Skips A Beat”. Das uralte “Live Is Life” der unsäglichen Opus heißt jetzt “Ananas”. Und wir erfreuen uns an bewährten Traditionals wie “Meerjungfraumann und Blaubarschbube” als neue Zungenbrecherversion für “What Shall We Do With A Drunken Sailor?”.

Auch ursprünglich deutsche Titel wurden umgedichtet: Culcha Candelas “Von allein” heißt hier “Kommt doch rein” und der allgegenwärtige Stern, den DJ Ötzi zu zweifelhafter Berühmtheit führte, wird hier zu “Ein Stern, der Badehose trägt”. Schlimmer als das Original klingt die SpongeBob-Version  dann auch nicht.

Der bekannteste Schwamm unserer Zeitrechnung erfreut seine kleinen Fans mit modernen Tanzrhythmen. Es sei ihnen gegönnt. Wir gingen früher auch zu den Schlümpfen ab wie die Zäpfchen.