Eine Reise ins Unbekannte

Mit meiner Vorstellung von „Diskofox“ hat der Titelsong des neuen Albums von Michel van Dyke so gar nichts zu tun. Da denke ich doch eher an Klassiker wie „Er gehört zu mir“, „I Promised Myself“ oder „Moves Like Jagger“. Stattdessen liefert der in Hamburg lebende Niederländer eine witzige, sehr verspätete Coming-of-Age-Story mit elektronischen und fast schon psychedelischen Klängen. So kennt man den Songwriter, der um die Jahrtausendwende Künstler*innen wie ECHT, Anna Loos, Fury in the Slaughterhouse und Jan Josef Liefers zu musikalischen Höhenflügen geführt hat.

Seit 2001 bringt er auch selbst deutschsprachige Soloalben auf den Markt. Wenn man den Soundtrack zum Film „Taxi“ mitzählt, ist „Disko Fox“ schon das sechste Werk. Elf Songs in gut 36 Minuten Albumlänge liefern tanzbare Kracher und orchestrale Hymnen. „Jedes neue Album ist für mich eine Reise ins Unbekannte. Ich versuche, Musik wieder so zu erleben, als wäre es das erste Mal. Nur so entstehen in mir die Songs, die mir wertvoll genug erscheinen, um daraus ein Album zu machen“, sagt van Dyke.

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Der Opener „Nicht dass ich das vermisse“ ist mit seinen verfremdeten Vocals und verstörenden Rhythmen recht gewöhnungsbedürftig. Danach folgt „Den Vögeln hinterher“ mit einem an „Eleanor Rigby“ erinnernden Streicherstakkato. Spätestens bei „An dir vorbei“ ist Michels poppige Eingängigkeit zurück, mit der man ihn seit Jahrzehnten kennt.

Man könnte das Retro-Pop nennen, aber treffender wäre es zu sagen: Michel van Dyke hat sich inzwischen ein eigenes Genre geschaffen. Nur so ist zu erklären, dass man einen Michel-van-Dyke-Song, sei es eine anrührende Klavierballade wie „Marlies und Jan“ oder ein augenzwinkerndes Abschiedslied wie „Deine Eltern“ schon nach wenigen Augenblicken erkennt.

Die zum Teil ironischen Texte erzählen eine traurige Liebesgeschichte, die sich durch das ganze Album zieht – mit der abschließenden Erkenntnis: „Ohne dich bin ich nichts“. Mir gefallen vor allem Michels melancholische Stücke und die Stadionsongs in epischer Breite. Ob Elektronik, Klavier oder Streicher – der umtriebige Musiker und Produzent findet stets den richtigen Ton.

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