Alcatrazz und die unschuldige Neugeburt: „Born Innocent“
Alcatrazz – da war doch was? Aber das ist verdammt lange her… Die Hardrocker aus Los Angeles waren vor allem Mitte der 80er aktiv und hatten neben Sänger Graham Bonnet auch illustre Gitarristen wie Steve Vai und Yngwie Malmsteen im Gepäck. Drei solide Studioalben gab es damals, von denen das letzte 1986 erschien.
34 Jahre später – wir schreiben das Jahr 2020 – gibt es ein Lebenszeichen in Form des neuen Albums „Born Innocent“. Es ist der dritte Neustart innerhalb von 14 Jahren. In dieser Zeit gab es einige Besetzungswechsel, wobei der Vokalist die einzige Konstante über die Jahrzehnte darstellt. Aber mit Gary Shea und Jimmy Waldo sind auch zwei weitere Gründungsmitglieder mit dabei. So kann die Band getrost reinhauen.
Graham wird Ende des Jahres 73 Lenze alt. Er war nicht untätig über die lange Zeit – hat Soloalben veröffentlicht und in diversen Bands mitgewirkt. So erhält er sich seine kraftvolle Stimme. Das Alter ist zwar zu hören, aber er kann’s noch und prescht ordentlich nach vorne. Mit entsprechenden Höhen werden seine Shouter-Qualitäten immer noch deutlich.
Diverse Gastauftritte machen das Album zu einem echten Highlight. Auf dem Uptempo Opener und Titeltrack hört man Chris Impellitteri, der die Musik schrieb und alle Gitarren spielte. Bob Kulick ist auf „I Am The King“ an der Gitarre zu hören und der virtuose japanische Gitarren-Maestro Nozomu Wakai schrieb und spielte auf „Finn McCool“, eine Ode an Irische Krieger, alle Gitarrenparts.
Selbst Steve Vai war beteiligt und schrieb den Song „Dirty Like The City“. Hinzu kommt noch der Song „We Still Remember“ aus der Feder von D. Kendall Jones. Und Jeff Waters von ANNIHILATOR steuerte bei „Paper Flags“ ein für ihn typisches Solo bei – um genau zu sein, ist es das zweite in dem Song.
Alles in allem gibt es melodischen Hardrock alter Schule. So wie Rainbow und die Michael Schenker Group, bei denen Bonnet lange Zeit tätig war, das einst vorgemacht haben. Damit klingt „Born Innocent“ sehr oldschool, aber im Zuge der allgemeinen Retro-Welle bekommt man hier wenigstens unverkennbare Originale, die sich nach langer Pause mal wieder an ein neues Werk wagen. Das Ergebnis ist nicht innovativ und weltbewegend, aber doch genau so solide wie die Alben aus den 80ern.