Kein Autotunage, keine überzogenen Beats, keine Hook mit ausschließlich “Wooohoo” und “Yeeeeah”-Parts – einfach nur Bass, Beats und ein Sprechgesang der dazu beigetragen hat, dass Blumentopf zu einer der einflussreichsten Gruppierungen der letzten zwei Jahrzehnte im Hip-Hop Genre wurden. Sie kommen aus München, Stuttgart… egal, Hauptsache Österreich. An diesem Tag war das der Leitsatz von MHQ-Reporter Marc Brüser. Verwechselte er doch aus Versehen die Herkunft der Töpfe. So konnte man fast von Glück reden, dass diese dennoch bereit waren ihm vor ihrem Konzert in der Kölner Live Music Hall Rede und Antwort zu stehen.

Ganz Nordrhein-Westfalen ist gestern im Schnee versunken.Wie habt ihr es eigentlich geschafft bis hier hin durchzukommen?
Unser Busfahrer hat da so einige Tricks auf Lager. Es gab zwar Sperrungen auf der Autobahn, aber insgesamt sind wir gut durchgekommen.
Aber gut, ihr seid ja auch anderes gewohnt, da ihr ja schließlich aus MÜNCHEN kommt.
Ja gut, aber wir touren ja jetzt schon seit einiger Zeit durch Deutschland, da ist man schließlich einiges gewohnt. Wir fahren in München eigentlich nie Auto. Autofahren geht für uns bei Strecken bis zum Beispiel Köln so los.
Euer neues Album “Nieder mit der GbR” wurde von den Kritikern rundum positiv aufgenommen. Mich würde interessieren, wie der Schaffensprozess des Albums war und ob es Unterschiede zu den Vorgängern gab?
Wir hatten schon in der Anfangsphase jede Menge Songs vorgeschrieben und auch sehr viele Beats gehabt. Das waren so um die vierzig Stück vom Sepalot, viele davon sind auch auf das Album gekommen. Ich glaube insgesamt sechs. Das war auf jeden Fall eine gute Grundlage. Bei “Musikmaschine” und “Wir” war das schon ein wenig schleppender.
“Blattgold auf Anthrazit” ist mein persönlicher Lieblingssong auf der neuen Platte. Irgendwie merkwürdig, dass alle Bands ihre besten Songs immer als letztes Stück auf dem Album platzieren. Könntet ihr ein wenig über den Song erzählen?
Naja, wenn du auf so eine melancholische Musik stehst ist es kein Wunder, dass die Songs oft am Schluss von den Alben kommen. Das ist halt ein absolut perfektes Outro. Den Text dazu hatten wir schon einige Zeit, aber der Beat kam erst sehr viel später. Es hat auch etwas länger gedauert, da man wirklich in der Stimmung sein muss, um so einen Song zu machen. Bis zum Schluss war er eigentlich ein Wackelkandidat, gerade weil er so anders ist: Sehr stimmungstragend, kein Chorus und total unkonventionell für uns. Aber irgendwie haben wir ihn dann doch immer wieder angehört und waren mit dem Endergebnis sehr zufrieden. Wir spielen ihn heute auch als Outro der Show.
Zu einem anderen Thema: Habt ihr schon einmal vom Red Bull Soundclash gehört?
Ja, den haben wir gestern gestreamt. Wieso?
Ich finde, dass das Format sehr unterhaltsam und mit eines der besten Konzerte in diesem Jahr war. Könntet ihr euch vorstellen bei so einer Veranstaltung auch mitzumachen und wenn ja, wer wäre euer Lieblingsgegner?
Boah, das ist schwer zu sagen. Vorstellbar ist das glaube ich nicht für alle von uns, weil es ja irgendwie schon ein sportlicher Wettkampf ist. Außerdem müsste man wenn jemanden haben, der aus demselben Genre kommt. Kraftklub und K.I.Z. waren ja doch sehr unterschiedlich. Aber klar, für das Publikum ist so was super.
In diesem Jahr ist euer 20-jähriges Jubiläum als Band. Wie habt ihr diesen “Geburtstag” gefeiert?
Wir hatten eine Tour quer durch Deutschland, wo wir nur unsere ersten beiden Alben gespielt haben. Alles ist eigentlich dieses Jahr irgendwie in diesem Jubiläum drinnen, allein unser Album-Release. Auf der Deluxe-Edition von “Nieder mit der GbR” sind auch Tour-Mitschnitte zu hören, unter anderem auch zum ersten Mal Freestyles. Es war auch das erste Mal seit einer etwas längeren Zeit, dass wir in sehr kleinen Clubs gespielt haben.
Zum Thema kleine Clubs: Gibt es bei euch spezielle Vorlieben in welchen Clubs ihr spielt?
Es hat alles seinen Reiz. Wir haben in Hannover auch wieder gemerkt, wie geil es eigentlich ist Konzerte ohne Graben zu spielen. Es hat halt einen total krassen Punkrock-Faktor. Aber wir sind in der Live Music Hall heute auch sehr gut aufgehoben.
Solange heute keinem der Himmel auf den Kopf fällt. Gibt es schon Pläne für 2013?
Erst einmal werden alle in den Urlaub fahren. Anschließend haben wir eine Nachholtour und dann beginnt auch schon wieder die Festivalsaison, unter anderem beim Summerjam und in der “Heimatstadt” Stuttgart, beim Stuttgart Open-Air. Da freuen wir uns schon drauf wieder vor heimischem Publikum zu spielen, wenn du verstehst was ich meine.
Aber total. Leider ist unsere Zeit um. Vielen Dank für das tolle Interview!
Ein Dankeschön geht hiermit auch an Elke Schneider von Wilde + Schneider für ihre freundliche Unterstützung bei diesem Interview!