Chain Reaktor: Über Heimweh und Einsamkeit
Chain Reaktor sind eine moderne Progressive Rockband aus den Niederlanden. Gegründet wurde das Quartett von den jungen talentierten Brüdern Bart (Gesang, Gitarre und Flöte) und Arjan Laan (Schlagzeug und Percussion), die auch ihre eigene Band Skylake haben. Der Familienname Laan dürfte Kennern der Szene nicht unbekannt sein, fungiert Vater Erik doch als Sänger und Keyboarder bei den renommierten Silhouette, die mit ihrem Neoprog seit 15 Jahren zu begeistern wissen.
Der Albumtitel lautet „Homesick“, also Heimweh. Doch das mag irreführend sein in Zeiten der Pandemie. Eigentlich geht es um Einsamkeit. Um mangelnde Zugehörigkeit zur modernen Welt. Die Menschen im urbanen Leben fühlen sich manchmal extrem einsam, wenn sie in der Menge stehen. „Homesick“ ist eine Reise, um herauszufinden, wer wir wirklich sein wollen – und es behandelt diese Widersprüche zwischen den Polen: dem Heimweh als Wunsch, sich irgendwo zuhause zu fühlen, und der Einsamkeit inmitten von Treffen, die plötzlich wieder möglich sind.
Sieben Songs in knapp 55 Minuten Länge. Man nimmt sich Zeit für den Songaufbau und lange instrumentale Passagen. Schon der Opener „The Day That Never Came“ dauert länger als zehn Minuten und bietet eine epische Einleitung. Bis auf das melodische Pianostück „Enjoy Your Life“ finden sich ausschließlich Tracks zwischen 6 und 9 Minuten. Und das ohne mit Wiederholungen zu nerven. Die narrative Grundhaltung wird nie zur Plauderei. Wenn die Vocals schweigen, erzählen die Gitarren oder die Queerflöte. Mal leise, mal schwelgerisch, dann mit viel Energie.
Die Musik ist groovy und abenteuerlich, manchmal heavy oder düster, aber immer sehr melodisch. Musik und Texte schrieben die Brüder zusammen mit ihrem Vater. Auf der Suche nach einem Bassisten fragten sie ihren Freund Mark op ten Berg, der einen hörbaren Background in Soul und Funk hat. So wurde der Vierer komplett. Hinzu kommen einige Gastmusiker: Suzan van den Engel (Backing Vocals), Martin Streckfuss (Saxophon) und Sophie Zaaijer (Violine). Das Bandgefüge klingt auch mit den Gästen stimmig und wie aus einem Guss. Das Konzept von „Homesick“ wurde sehr virtuos umgesetzt und hört sich keineswegs nach einem Debüt an.
Das beeindruckende Artwork stammt von Grafikdesigner Aldo Adema, der die Idee des einsamen Menschen im Schatten der Großstadt genial umgesetzt hat.