Chris Shiflett mischt Country, Rock und Americana zu „Hard Lessons“
Chris Shiflett gilt als einer der besten Lead-Gitarristen der Welt und ist seit zwei Jahrzehnten fester Bestandteil der Foo Fighters. Neben dem Pensum, das er mit seiner Stammkapelle zu absolvieren hat, findet der 48-Jährige immer wieder Zeit für eigene Projekte. So hat er mehrere Sidebands gegründet (Face to Face, Jackson United) und drei Soloalben veröffentlicht (hier findet ihr unser Review zu „All Hat And No Cattle“). Vor kurzem war er auf Stippvisite in Europa, um sein neuestes Werk „Hard Lessons“ zu promoten und spielte dabei eine kleine Clubtour in Irland, England, Schottland und Skandinavien. Jetzt gibt es „Hard Lessons“ auch für das heimische Wohnzimmer. Ein elf Songs starkes Gemisch aus Country, Rock und Americana.
Der Opener „Liar’s Word“ startet mit einem Mitsingrefrain und gibt damit schon die Richtung vor. Optimismus und gute Laune stehen im Gegensatz zum Albumtitel ganz klar im Vordergrund, auch wenn es zwischendurch, wie in „This Ol‘ World“ mal ernster wird und das „Call and Response“-Spiel der beiden E-Gitarren ein hitziges Pro und Contra nachahmt. Am Ende recken an der Theke aber dann doch wieder alle ihre Fäuste in die Luft und gröhlen mit erhobenen Biergläsern zu „Fool’s Gold“. Das wunderschöne Duett mit Elizabeth Cook in „The One You Go Home To“ bringt den Testosteronspiegel anschließend wieder ins Gleichgewicht und dieselben harten Kerle von eben liegen sich nun heulend in den Armen. Dazwischen darf es auch gerne mal eine kleine Prise Blues sein („I Thought You’d Never Leave“), bevor Chris Shiflett das gefühlt viel zu kurze Album mit „Leaving Again“ entspannt groovend ausklingen lässt.
Ach Stop… ganz zum Schluss folgt ja noch „The Hardest Lessons (Reprise)“, das da anknüpft, wo das ursprüngliche „The Hardest Lessons“ etwas abrupt aufgehört hat und dem Meister nochmal die Gelegenheit zu einem ausgiebigen Gitarrengegniedel gibt. Nebenbei sei gesagt, dass er nicht nur gekonnt seine Fender bearbeiten, sondern auch noch singen kann. Unterstützt wird Chris Shiflett dabei von einem All-Star-Kollektiv aus Studiomusikern. Chris Powell an Schlagzeug und Percussion ist ebenso dabei wie Brian Allen am Bass, Keyboarder Michael Webb, Paul Franklin am Pedal Steel und Grammy-Preisträger Dave Cobb, der das Ganze auch produziert hat, an der Akustikgitarre. Kristen Rogers steuert den Harmoniegesang bei.
Natürlich ist „Hard Lessons“ kein Album das die Musikwelt verändern wird. Aber es zeigt, dass es sich Chris Shiflett in der Foo Fighters-Hängematte nicht gemütlich machen will, sondern dass er sich auch außerhalb des „Dave Grohl-Kosmos“ musikalisch selbst verwirklicht. Dazu zählt auch sein wöchentlicher Podcast unter dem Titel „Walking the Floor with Chris Shiflett“, in dem er Einzelinterviews mit musikalischen Gästen, Schriftstellern, Athleten und Künstlern wie Ace Frehley, Vince Gill, Chris Stapleton, Sheryl Crow und vielen anderen präsentiert (unser ausführliches Interview mit Chris Shiflett von 2013 gibt es übrigens hier). Chris Shiflett’s viertes Soloalbum ist als Soundtrack für das nächste Barbeque genauso ein Volltreffer wie für einen alkoholgeschwängerten Abend in der nächstgelegenen Kneipe oder die Fahrt im offenen Cabrio über endlose Highways. Wohl nicht rein zufällig endet „Hard Lessons“ mit einem herzhaften Lacher.