Eric Andersen besingt „The Worlds Of Lord Byron“
Eric Andersen, vor 74 Jahren in Pittsburgh (USA) geboren, veröffentlichte schon 1965 sein erstes Album. Die Zahl seiner Platten seitdem ist Legion – und er wurde unter anderem von Bob Dylan, Johnny Cash und Grateful Dead gecovert. Entdeckt hatte ihn Folk-Legende Tom Paxton und damit war der Weg vorgezeichnet. Sein Instrument ist die Gitarre und er hat sich als Songwriter einen großen Namen gemacht.
Wie viele alternde Musiker widmete er sich Anfang des neuen Jahrtausends dem „Great American Songbook“, doch inzwischen hat ihn die Muse wieder gepackt und sein neues Faible gilt drei revolutionären Philosophen und Dichtern. Das Album „Shadow And Light“ knöpfte sich den Franzosen Albert Camus vor, das aktuelle Werk behandelt die zeitlose Poesie des Lord Byron und als Dritter im Bund soll später kein Geringerer als Heinrich Böll hinzu kommen. Wir dürfen gespannt sein.
Jetzt aber: Lord Byron. Zwei Titel hat Andersen selbst komponiert und getextet, die übrigen Tracks sind Original-Lyrics von Lord Byron, die er zu Songs umgeformt hat. Und Eric Andersen meint es ernst, denn er startet das Booklet mit einer langen Abhandlung zum Thema und dem Inhalt des Projekts, die ausführlich Lord Byrons Vita beschreibt.
Trotz der altertümlichen Lyrics schafft Anderson eine perfekte, heimelige Lagerfeueratmosphäre. Eine raue, verlebte Stimme, zarte Gitarrentöne, bisweilen zweistimmige Gesangseinlagen – das ist Folkrock vom Feinsten. Titel wie „Song To Augusta“ klingen sehr modern, andere erinnern an die Altwerke von Bob Dylan oder Leonard Cohen. Die von Andersen selbst getexteten Songs integrieren sich gut ins Gesamtgeschehen. „Hail To The Curled Darling“ beispielsweise mit beseelten Country-Einlagen.
Jedenfalls sollte sich keiner von dem Lord Byron-Thema abschrecken lassen, Eric Anderson liefert hier ein wunderschönes Folk-Album, das alles enthält, was man sich von einer etablierten Größe wünscht. Faszinierend!