„The Montreux Years“ – neue Livealben von Nina Simone und Etta James
Das Montreux Jazz Festival ist seit 1967 eine Institution in der internationalen Konzertlandschaft. Das Event hat schon seit vielen Jahren mehr zu bieten als Jazzmusik. So waren auch Bands wie Talk Talk, Deep Purple und David Bowie inzwischen Gäste beim Musikfestival am Genfer See. Eine Fusion von Pop, Rock, Jazz und Weltmusik findet hier inzwischen alljährlich statt – und hoffentlich bald wieder.
Die besten Konzert-Mitschnitte werden seit einigen Jahren in der beliebten Reihe “Live At Montreux” auf DVD und CD veröffentlicht. Jetzt gibt es mit „The Montreux Years“ eine neue Reihe, die sich zunächst mit zwei Kultstars beschäftigte: Etta James und Nina Simone. Diese brandneue Vinyl- und CD-Kollektion liefert historische und rare Aufnahmen legendärer Auftritte weltbekannter Künstler*innen aus der inzwischen 55jährigen Festivalgeschichte.
Die Doppel-CD von Etta James enthält Aufnahmen ihrer Montreux-Konzerte der Jahre 1977, 1978, 1989, 1990 und 1993. Die 2012 verstorbene Ausnahmekünstlerin war Zeit ihres Lebens in verschiedenen Musikrichtungen verhaftet: Blues, Gospel, Jazz, R&B, Soul, Rock’n’Roll. Nichts, was sie nicht perfekt und aus tiefstem Herzen beherrschte. Ihre ausgereifte Stimme war über die Jahrzehnte ihres Schaffens eine Wucht. Das wird hier einmal mehr deutlich.
Die Tracklist startet mit einem ihrer frühesten Erfolge, dem ebenso ansteckenden wie eleganten „Something`s Got A Hold Of Me“. Es gibt ein aus „At Last“, „Trust In Me“ und „Sunday Kind Of Love“ bestehendes Medley (eine Verschmelzung von Höhepunkten aus den frühen 1960er-Jahren) und es geht vielfältig weiter bis zum ungeschminkt emotionalen „I’d Rather Go Blind“ und dem gefühlvollen „Tell Mama“. Mit der Zugabe ihres Konzerts aus dem Jahr 1979, der Jimmy Reed-Hommage „Baby What You Want Me To Do“ findet die Kollektion ihren glanzvollen Abschluss.
Auch für Nina Simone gibt es eine Doppel-CD, die noch ein Stück kräftiger ausfällt. Angefangen bei Ninas glanzvoller und emotionaler Performance im Jahr 1968 über ihr feurig-unberechenbares Konzert im Jahr 1976 (einem der außergewöhnlichsten Auftritte in der Geschichte des Festivals) deckt die Sammlung Aufnahmen jeder ihrer fünf legendären Montreux-Shows bis 1990 ab.
Hier gibt es dann wunderschöne Klassiker wie „No Woman No Cry“, „My Baby Just Cares For Me“, „Don’t Let Me Be Misunderstood“ und „I Wish I Knew How It Would Feel To Be Free“ in wunderschönen Versionen. Der Sound ist, obwohl er aus unterschiedlichen Dekaden stammt, weich und homogen. Es macht großen Spaß, der 2003 verstorbenen Songwriterin und Pianistin aus North Carolina durch ihr Schaffen im Jazz und Blues zu folgen.
CD 2 enthält übrigens das 1968er Konzert in voller Länge. Damals war das Festival erst ein Jahr alt und dieser Mitschnitt ist hier erstmals in kompletter Länge erhältlich. Grandios!
Die Aufmachung der CD-Versionen in Hardcover-Digipacks ist sehr wertig und liefert neben dem schönen Artwork auch informative Liner Notes zu den Künstlerinnen und zum Festival. Ein grandioser Start in eine schöne CD-Reihe, die hoffentlich noch viele glanzvolle Mitschnitte zu bieten hat.