George Garcia – das Debütalbum „Jeder Tag zählt“

Immer und überall geht es ums Gefühl. Aber Gefühle nicht nur zulassen, sondern auch darüber zu reden, fällt uns in unserer standardisierten Welt immer schwerer. Der Münchner Singer/Songwriter George Garcia schiebt diesem unerträglichen Leerstand jetzt einen Riegel vor. Seine Songs sind von einer entwaffnenden Emotionalität, bei der sich nicht nur sein südländisches Temperament Bahn bricht, sondern auch das Bedürfnis seinem Gegenüber einen Blick hinter die eigene Maske zu gewähren.

Ein Jahr sollte es nach der im Juli 2017 veröffentlichten EP mit dem Titel „Mittendrin“ dauern, bis der Sänger, Komponist, Produzent und Arrangeur uns nun auf seinem Album „Jeder Tag zählt“ mit einem entspannten Selbstbewusstsein gegenübertritt. Anspruchsvoll und mitreißend ist das ihn charakterisierende, präzise, orchestrierte Spiel mit Laut und Leise, Warm und Kalt, Hell und Dunkel. „Für mich ist es wie ein Wunder, welche Kräfte man freisetzt, wenn man an die Verwirklichung eines Traums glaubt. Ich nutze jede Sekunde, um zu komponieren, produzieren und an meinen Texten und Arrangements zu arbeiten.“ So drückt Garcia die Leidenschaft und den Perfektionismus aus, mit dem er die Songs des Albums „Jeder Tag zählt“ feingeschliffen hat. Exzessiv ehrlich! Unwiderstehlich sensibel!

Das Ergebnis klingt orchestral – mit einer edlen Mischung aus Jazz und Swing. Es enthält spannende Lyrics, die sich mal den Unbillen der Liebe, mal ganz normalen Alltäglichkeiten widmen. Vor allem Garcias Stimme geht direkt ins Ohr. So markant wie einst die Gesangslinie des seligen Roger Cicero.

„Jeder Tag zählt“ ist auch das Ergebnis eines langen persönlichen Reifeprozesses, bei dem Garcia mehr als einmal über Start gehen musste. Viele seiner Themen trägt er Jahre mit sich herum, bis er einen Stift in die Hand nehmen kann, um sie aufzuschreiben. Zugleich ist das Album ein Stück in Wort und Klang gemeißelte Autobiografie. Der Deutsch-Spanier weiß, was es bedeutet, Hindernisse zu überwinden, sich zu hinterfragen, sich mit sich selbst zu konfrontieren. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und seine Aufrichtigkeit ist in einer Umgebung, in der wir längst gelernt haben, unsere Hoffnungen und Ängste zu chiffrieren, mehr als berührend.

In Andalusien geboren, kommt er als Sechsjähriger nach München. Er lernt Geige und Klavier, doch sein Ehrgeiz hält sich in Grenzen. Mit 17 bricht er die Schule ab, beginnt erst eine kaufmännische Lehre, um dann in München Jazz zu studieren und das Studium abermals kurz vor dem Abschluss abzubrechen. Die Brüche in Garcias Biografie sollen sich fortsetzen und ihn stark machen.  Auf der Suche nach seinen Wurzeln kehrt er nach Spanien zurück und schlägt sich mit verschiedenen Jobs durch. Zurück in Deutschland entscheidet er sich für ein Medizinstudium, das er nach vier Semestern selbstredend abbricht. So geht es weiter und immer weiter, bis er 2003 nach Abschluss seines Marketing Studiums anfängt für unter anderem für die Sängerin Katie Melua zu arbeiten und sie in Deutschland zum Superstar aufbaut. Doch dem Glückssucher reicht es nicht, die Sphären des Erfolges im Dienste anderer kennenzulernen. Er will seine eigenen Gefühle zum Ausdruck bringen. 2010 beginnt er mit dem Aufbau seines Labels und Verlages Autentico Music, noch einmal vier Jahre später setzt er sich ans Klavier, um seine eigenen Lieder zu komponieren. All diese Brüche und seine Neugier aufs Leben sind in Garcias Liedern hörbar. Unfreiwillige Wendungen verstaut er gewinnbringend in der Schatztruhe des Lebens. Am 1. Juni wurde sie geöffnet – Reinhören lohnt sich.

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