Lisa Stansfield: Soul, der in die Tiefe geht
Natürlich haben wir ihre großen Hits „This Is The Right Time“ und „All Around The World“ sofort wieder im Kopf, wenn wir den Namen Lisa Stansfield hören. Auch wenn deren Erfolgswelle fast 30 Jahre her ist. Die Eroberung der Singlecharts blieb im Folgenden zwar aus, doch Lisa hat sich als weiße Soulqueen einen nachhaltigen Namen gemacht. „Deeper“ ist bereits ihr achtes Studioalbum und sie klingt mit ihren fast 52 Jahren (ihr Geburtstag ist kommenden Mittwoch) so frisch wie lange nicht mehr.
Die Grammy-Nominierte und Preisträgerin der BRIT-Awards sagt über „Deeper“: „Dieses Album aufzunehmen war ein wunderbares Abenteuer. Ich glaube wirklich, dass wir etwas ganz Besonderes erschaffen haben und bin stolz, es in die große, weite Welt zu entlassen.“
Die CD startet noch etwas verhalten mit dem clubtauglichen „Everything“, das mir leider zu sehr elektronisch verfremdet ist. Doch spätestens mit „Twisted“ nimmt das Album richtig Fahrt auf und erreicht mit „Billionaire“ seinen ersten Höhepunkt. „If I had a dollar for every time you said you love me I’d be a billionaire.“ Lisa Stansfield verbindet Soul und Pop, garniert mit ihrer wunderbaren Jazzstimme.
„Wir möchten uns nicht anpassen“, fasst Stansfield die stark individualisierte Mischung aus Philly-Soul, Club Musik und tief berührenden, sehr persönlichen Balladen zusammen. „Wir mögen keine Kompromisse. ‚Deeper‘ fühlt sich für uns genauso an wie meine ersten Alben. Es ist genauso aufregend, wie eine Entdeckungsreise. Wann immer wir auf diesem Album auf ein musikalisches Element stießen, welches sich ein wenig zu furchteinflößend, zu ‚edgy‘ anfühlte, haben wir es auf dem Album behalten! Es geht darum, sich selber zu pushen, sowohl musikalisch als auch textlich, und damit auch die Zuhörer heraus zu fordern.“
„Desire“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie man den tanzbaren Clubsound wundervoll verträglich in eine Ballade integriert. Lateinamerikanische Anklänge finden sich ebenso wie Gospel-Elemente. Rhythmische Titel wie „Love Of My Life“ und „Never Ever“ gehen sofort ins Ohr und man kann kaum noch ruhig sitzen. Gerade letztgenannter bietet feine Mojo-Anleihen Für „Hercules“ hat sie noch genügend Sexappeal, den sie vor allem im zweiten Teil des Songs voll auslebt.
Doch es darf auch mal gepflegtes Easy Listening sein wie mit der Pianoballade „Hole In My Heart“ und dem gefühlvollen „Just Can’t Help Myself“. Im Titeltrack „Deeper“ hört Lisa sich an wie Marla Glen, was ihren großen Stimmumfang betont. Das Album endet mit einer großartigen Version von „Ghetto Heaven“, im Original von The Family Stand. Die Britin hat nichts verlernt und wird zu Recht als „British Queen Of White Soul“ bezeichnet. Sie lebt den Soul mit jedem Ton, den sie singt, und führt ihn in die Gegenwart.