Maroon 5: Erinnerungen an eine seltsame Zeit

Wenn ich mich im nachhinein frage, was mein Song des Jahres 2020 war, ploppt immer wieder „Memories“ von Maroon 5 auf. Nicht gerade meine Lieblingsband. „Moves Like Jagger“ fand ich extremst nervig. Doch dieses melancholische „Memories“ brachte mich durch diesen seltsamen Sommer und Herbst – mit Erinnerungen an Karneval 2020 und damit die letzten Veranstaltungen, die vor dem Lockdown noch stattfanden. Dass ausgerechnet ein melancholischer Popsong als Symbolsong für das närrische Treiben herhalten muss, ist ohnehin schon bezeichnend genug…

Die Single erschien bereits im September 2019. Jetzt gibt es mit „Jordi“ das dazugehörige Album, das auch die Auskopplungen „Nobody’s Love“ und „Beautiful Mistake“ enthält. Für Schnellschüsse war die Band aus Los Angeles ohnehin nie bekannt, aber ihren Platz in den amerikanischen Top 10 haben sie seit 2002 sicher. So verwundert es nicht, dass alle Welt mit dem Sextett kollaborieren will. Megan Thee Stallion, Blackbear, Stevie Nicks, Bantu, Juice WRLD – ein Feature jagt das andere. Dabei gefällt mir auch hier vor allem der „Memories“-Remix mit den Rap-Einlagen von Nipsey Hussle & YG. Das bringt frischen Wind in den viel gehörten Lieblingssong.

Darüber hinaus mag „Jordi“ für viele Fans ein Rückschritt sein. Die Elemente aus Soul, Funk und Rhythm & Blues sind doch zugunsten gefälliger Pop-Tunes stark zurückgefahren worden. Als Ersatz gibt es aber eine Zusammenstellung smarter Popsongs, die jede Radiosendung bereichern können. Der mitreißende elektronische Rhythmus von „Lost“, Adam Levines genial hohe Vocals in „Echo“ und „Lovesick“, das mitreißende „Remedy“ im Duett mit der charismatischen Stimme von Altmeisterin Nicks – das hat was. Selbst die Autotunes in „Seasons“ schrecken mich nicht wirklich ab. Am Ende bleibt nur ein Kritikpunkt: Trotz einer Länge von nur 37 Minuten ist das Album ziemlich eintönig, aber auf hohem Niveau. Nervige Effekthascherei wie in „Moves Like Jagger“ gehört halt der Vergangenheit an.

Der Albumtitel ist übrigens ebenso melancholisch wie manche Songs: “[Es ist] nach unserem verstorbenen, großartigen, fabelhaften, erstaunlichen Ex-Manager benannt, der leider vor ein paar Jahren verstorben ist, und so dachten wir, es gäbe keinen besseren Tribut, als das Album nach unserem Boy zu benennen.” Jordan Feldstein verstarb 2017 mit nur 40 Jahren an einem überraschenden Blutgerinnsel im Bein. Dieses Ereignis stellte einen drastischen Einschnitt im Leben aller Bandmitglieder dar und bezeichnet einen bedeutenden Abschnitt im Leben aller Beteiligten.

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