Schlager von Mitch Keller: Mein Herz zerspringt in 20.000 Teile

Mitch Keller wuchs in Berlin und Bremen auf und macht seit er denken kann Musik. Der Mittvierziger verfügt über eine faszinierende Stimme – davon kann man sich überzeugen, wenn er mit Matthias Reim als Backgroundsänger auf der Bühne steht. Mit fiel er erstmals bei dessen Konzert 2016 in der Frankfurter Jahrhunderthalle auf. Dort bekam Mitch auch das Podium, um seinen Coversong „Zu Hause“ vortragen, mit dem er auf die Melodie von „First Day Of My Life“ (Mel C) selbst einen kleinen Hit gelandet hatte. Ordentliches Stimmvolumen war vorhanden – und der Gute wirkte durch und durch sympathisch.

Jetzt erscheint sein zweites Soloalbum. Und was ich gleich zu Beginn bemerken will: Der aufgehende Stern am Schlagerhimmel hat alle Titel selbst geschrieben, sowohl textlich als auch musikalisch. Das findet man nicht oft in diesem Genre und es gibt Mitch eine deutliche Ausnahmestellung. Der Album-Titel ist mit Bedacht gewählt, denn er will beschreiben, wieviel Detailarbeit und Liebe in so einer Albumproduktion steckt.

Die rockige Ballade „20.000 Teile“ beschreibt den bedrückenden Abschied von einer großen Liebe. Die erste Single „Das ist der Grund“ klingt im Gegensatz dazu fröhlich und poppig. Der Song ist eine witzig-liebevolle Liebeserklärung an die Frauen. Der klassische Discofox mit dem eingängigen Mitsing-Refrain bringt musikalisch alles mit, was einen modernen Schlagerhit ausmacht. Die Experimentierfreude und das Können des Teams hört man auch in der orchestral arrangierten Liebesballade „100.000 Worte“, bei der Mitch Keller sein ganzes gesangliches Können ausspielen kann. Der Song hat Größe und Leidenschaft und gehört zu den musikalischen Highlights des Albums.

Reggae, Sommer, Sonnenschein versprüht der gut gelaunte Song „So ist der Sommer“. Der coole, lockere Groove lässt uns wiegen, tanzen und dabei einen gut getakteten Tequila Sunrise schwenken. Mehr Party- und Dancefeeling verströmt der unbeschwerte Discofox „Wenn ich alt bin“. Der Song hat Power und jede Menge Energie. Bisweilen geht es auch ruhiger zu: Regentropfen und ein melancholisches Piano leiten das sanfte Lied „Regen“ ein. Die wunderschöne, melodische Liebesballade belleuchtet den Gedanken, dass die aufrichtige Liebe gerade in schlechten Zeiten im Mittelpunkt stehen sollte.

Mitch legt hier ein sehr vielschichtiges und vor allem gut durchdachtes zweites Album vor. Gute Laune, Songs für die Tanzflächen, aber auch pure Melancholie in den Balladen. Ich bewundere Mitch für seine Schaffenskraft. Auch wenn Schlager normalerweise nur selten mein Metier ist, so findet sich „20.000“ Teile doch recht oft in meinem CD-Player. Es tut gut, wenn dieses Allround-Talent, das bei den Shows von Matthias Reim und Co. meist im Hintergrund steht (für Kristina Bach nahm er übrigens als Erster eine Demoversion von Helene Fischers „Atemlos“ auf), hier mal ins Scheinwerferlicht treten darf.