My Ugly Clementine: „Vitamin C“ – die Erschaffung der Clementine

Mit „Playground“ nimmt das Album „Vitamin C“ von My Ugly Clementine so schnell an Fahrt auf, dass man nur staunen kann. Diese sogenannte „Supergroup“ aus Wien meint es mit einer Sache wirklich ernst: Spaß zu haben! Das Personal ist in der Szene bestens bekannt: Sophie Lindinger (Leyya) als Mastermind hat sich den lang gehegten Wunsch erfüllt, mit von ihr hochgeschätzten Musikerinnen zusammen zu arbeiten – und so steht etwa Mira Lu Kovacs an der Gitarre neben ihr. Dazu kommt an Schlagzeug und Stimme Kathrin Kolleritsch, die gerade mit ihrem queer-feministischen Rap-Soloprojekt KEROSIN95 ebenfalls Schlagzeilen macht. Fertig war die Band, die mittlerweile ergänzt um Nastasja Ronck (Lucid Kid) die Bühnen weit über die Landesgrenzen hinaus bespielt. Eine Frontfrau gibt es dabei bis heute nicht – die Gesangsstimmen werden dem All-Star-Prinzip folgend nach Lust und Laune gewechselt und verteilt.

Auf dem Titelbild der nun erscheinenden Platte wird dem Menschen eine Clementine gereicht. Das kraftspendende Obst zieht sich als symbolische Metapher durch das Album. Clementinen sind übrigens ein Hybrid aus süßen Mandarinen und Bitterorangen – und damit ein keineswegs unpassendes Symbol für die Mischung aus der musikalischen Leichtfüßigkeit und thematischen Ernsthaftigkeit von My Ugly Clementine. Sie sind aber wie die Musik des Vierers vor allem eines: Erfrischend!

Nehmen wir „Cool For You“, das zwischen Melancholie und einer energischen Vorwärtsbewegung schwankt. Auch „Never Be Yours“ ist ein Track, der den ahnungslosen Hörer dank seiner ausgeprägten Dynamik, des feurigen Finales und der unverkennbaren Emotion leicht und auf Anhieb packt. Die Musik des Quartetts vereint Indie- und College-Rock mit den Popklängen der Gegenwart. Eine Prise vom Grunge der 90er schwingt dabei immer mit. Trotz aller musikalischer Finesse kann man viele Refrains auf Anhieb mitsingen – und die vermittelte Spielfreude ist einfach wundervoll.

Text und Musik stammen fast ausschließlich von Sophie Leidinger. Ihre Songs handeln von Gleichberechtigung, Selbstwahrnehmung und der Stärke des Ich. Doch auch Körperhygiene wird in „Hairwashsong“ halb humorvoll, halb ernst behandelt. Und neben den eingängigen, poppigen Songs lässt die Band auch Raum für Verzweiflung und Unsicherheit. Nach 36 Minuten schließt „Peptalk“ das Album mit sanften Klängen ab.

Das Debüt von My Ugly Clementine verdient Aufmerksamkeit und macht definitiv Lust auf Mehr!

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