Overbeck ruft – Roland Jankowsky antwortet
In seiner Krimi-Rolle bei „Wilsberg“ heißt er einfach nur Overbeck. Den Vornamen Lars wollen findige Internet-Redakteure in Folge 53 der beliebten Serie ausgemacht haben. So schreibt es zumindest die Wikipedia. Spielt aber auch keine Rolle. Die aktuelle Lesetour des beliebten Schauspielers lautet „Wenn Overbeck kommt“. Mit seiner bekanntesten Rolle haben die Lesungen aber kaum etwas zu tun. Nur an zwei Stellen kommentiert Roland Jankowsky kurz das Geschehen aus der Sicht seines alter ego. Ansonsten bleibt er ganz er selbst: ein sympathischer Kölner.
In der Trierer Tufa stellte er zunächst einen (nicht vorhandenen) Bezug zur ältesten Stadt Deutschlands her: Als er 12 Jahre alt war, befand sich seine Klasse auf Klassenfahrt in der Römerstadt. Nur er selbst konnte aufgrund einer Erkältung nicht mit, war also tatsächlich am 22.10.2017 erstmals in Trier. Allerdings habe eine Klassenkameradin, in die er sehr verschossen war, eine Ansichtskarte mit den Worten „Vermisse dich“ geschickt. Trier sei also all die Jahre in absolut guter Erinnerung gewesen.
Auf der Bühne gab es Tisch, Stuhl, Mikro, Lampe und vielerlei Manuskripte. Nachdem Roland Jankowsky sich mit dem Publikum bekannt gemacht und für erste Lacher gesorgt hatte, konnte der Erzähl-Reigen beginnen Zunächst mit einem Gedicht von Ralf Kramp: „Jemand muss Frau Kimmel töten“ aus dem Band „Mord und Totlach“.
Nach dem gelungenen Einstieg folgten skurrile und morbide Kurzgeschichten mit Lokalkolorit. Angela Eßers „Bayerische Henkersmahlzeit“ war die erste längere Geschichte und erzählte von den Verstrickungen der Mafia in Oberbayern. Eduardo, Luigi und Angelo wurden von Roland Jankowsky einzigartig zum Leben erweckt. Er erzählte mit verstellter Stimme und zog die Zuschauer in seinen Bann. So auch mit einer Geschichte von Martina Kempf, die in der Eifel spielte und zwei Erzählebenen hatte – eine Autofahrt und den Gartenteich im heimischen Garten. Den Wechsel zwischen den Ebenen bekam Jankowsky glänzend hin.
In der Pause gab es eine umfangreiche Signierstunde. Der Schauspieler erzählte gut gelaunt, dass er neuerdings auch als Sänger tätig ist und verkaufte die entsprechende CD. Die Schlange mit Autogrammwünschen war so lang, dass die Pause ordentlich ausgedehnt werden musste.
Weiter ging es mit Ralf Kramps Erzählung „Dumm gelaufen in Damme“, wo sich Auftragskiller aus Niedersachsen und Sachsen in die Quere kamen. Hervorragend gelesen und die Dialekte gut und witzig eingefangen. Herzstück war aber die längste vorgetragene Geschichte – „Publikumsverkehr“ von Brigitte Glaser aus der Sammlung „KrimiKommunale 3“. Frau Sägemüller vom Meldeamt wird mit einer Säge vom Grünflächenamt geköpft. Wie es dazu kommen konnte, erzählte Jankowsky mit der Stimme der Ich-Erzählerin, die er in die kölsche Sprache übersetzt hatte. Und damit konnte er jeden mitnehmen, so anschaulich wurde das Geschehen berichtet.
In über zwei Stunden zeigte sich Roland Jankowsky als Geschichtenerzähler mit schöner Stimme, viel Schauspieltalent und fesselnder Erzählmanier. Man hatte schnell vergessen, dass er normalerweise den trotteligen Overbeck spielt. Hier schlüpfte er gekonnt von Rolle zu Rolle und machte sich die Figuren der Geschichten ganz zu eigen. Der ausverkaufte „Kleine Saal“ der Tufa dankte es ihm mit tosendem Applaus – und noch mehr Autogramm- und Selfie-Wünschen.