Sara Bareilles: vom Musical „Waitress“ zum Album
Auf ihren bisher vier Studioalben lieferte Sara Bareilles soliden Songwriterpop auf recht anspruchsvolle und manchmal auch unkonventionelle Art. Einflüsse von Jazz und Soul gab es dabei – und Saras kraftvolle und vielseitige Stimme. Ihre eigentlich eingängigen Melodien lässt Sara gerne mal überraschende Wendungen nehmen, und die Arrangements bewegen sich oft abseits ausgetretener Mainstream-Pfade. In der musikalischen Arbeit ist das Piano dominierendes Element – das bleibt auch bei Album Nummer 5 so.
Ich muss gestehen, dass Ich „What’s Inside: Songs From Waitress“ zunächst als reguläres Studioalbum betrachtet habe. Es funktioniert auch so. Allerdings tauchen bestimmte Text- und Songfragmente („Sugar“) immer mal wieder auf und verleihen dem Werk eine Homogenität, die man bisher von der Künstlerin nicht gewohnt war.
Also nochmal den Beipackzettel raus gekramt und es erschließt sich: Sara Bareilles hat sich nämlich mit 35 Jahren den Traum erfüllt, den viele Musiker haben. Sie hat ein Musical geschrieben, das den einfachen Titel „Waitress“ trägt. Seit Oktober wird es am American Repertory Theater in Cambridge (Massachusetts) gespielt und soll ab April 2016 am Broadway zu sehen sein.
Das Musical basiert auf dem Film „Waitress“ (2007), auf Deutsch „Jennas Kuchen – Für Liebe gibt es kein Rezept“. Jenna ist unglücklich verheiratet, wird ungewollt schwanger, verliebt sich in ihren Gynäkologen und will einen Kuchenwettbewerb gewinnen. Zum Schluss gibt sie nach der Geburt ihrer Tochter beiden Männern den Laufpass und eröffnet ein Restaurant.
Auf Saras Album haben es zwölf Songs geschafft, die sie allesamt selbst einsingt. Für zwei Duette wird sie von Jason Mraz begleitet. Mir gefällt das Werk auch ohne den Musical-Hintergrund sehr gut. Viele Balladen, ein paar Uptempo-Songs. Sara geht weg vom Mainstream-Thema aus Refrain und Strophe. Stattdessen ist sie sehr erzählend und gibt der Geschichte eine Chance.
„Als ich das Musical schrieb, habe ich mich mehr in Waitress verliebt, als ich mir das jemals hätte vorstellen können“, erklärt Sara. „Ich konnte mir nicht vorstellen, die Songs an die Show zu übergeben, bevor ich nicht ganz egoistisch eine Möglichkeit gefunden hatte, sie selber zu singen. Es ist ein wunderbares und etwas selbstverliebtes Projekt und es tut mir leid: aber mir tut es nicht leid“, lautet ihr Statement mit Augenzwinkern.
Und es funktioniert! Man muss das Musical nicht kennen, um die CD zu mögen. Dass es um süßes Naschwerk geht, erschließt sich schon beim Opener „What’s Inside“, den Sara allein mehrstimmig a cappella einsingt. Danach spielt sie ihr Können gut aus, singt laut und leise, spielt mit der Stimme, beweist eine enorme Bandbreite an musikalischen Ideen. Klasse!