Ein ungleiches Paar ermittelt in Oxford

Mit Simon Mason hat sich mal wieder ein Roman eines Autors in mein Bücherregal geschlichen, von dem ich zuvor noch nie gehört hatte, dabei ist er schon lange als Verfasser von Jugend- und Erwachsenenliteratur aktiv. Vor allem in seiner Heimat England und in den USA, aber seine Werke werden seit langem auch ins Deutsche übersetzt. Jetzt erscheint mit „Ein Mord im November“ endlich auch der erste Band um DI Wilkins, der im Original schon vor vier Jahren erschien. Positiv dabei: Der Nachschub sollte schon gesichert sein.

Zur Story: DI Ryan Wilkins kennt die Universität Oxford nur aus der Ferne. Aufgewachsen in einem Trailerpark ist ihm diese elitäre Welt so fremd wie suspekt. Nun führt ihn der grausame Mord an einer jungen Frau ausgerechnet in die ehrwürdigen Hallen eines der Colleges – und an die Seite seines Namensvetters, des smarten DI Ray Wilkins, Spross einer wohlhabenden nigerianisch-britischen Familie und Oxford-Absolvent. Das ungleiche Team muss herausfinden, wer die Unbekannte ermordet hat, deren Leiche im Arbeitszimmer von Sir James Osborne, dem Prorektor von Barnabas Hall, gefunden wurde. Die Ermittlungen erfordern Takt und Fingerspitzengefühl, beides nicht gerade Ryans Stärken. Dafür ist er ein brillanter Beobachter. Gemeinsam mit Ray stößt er auf Verbindungen zwischen der Toten und einer alten Schuld, die bald weitere Opfer fordert.

Handlungsträger ist für mich nicht der eigentliche Kriminalfall, sondern die Story um die beiden DI Wilkins. Ein kluger Schachzug, ihnen auch noch den gleichen Nachnamen und einen ähnlichen Vornamen zu geben, was die Verwechslungsgefahr köstlich erhöht. „Das spannendste Ermittlerpaar seit Lynley und Havers“, steht im Pressetext. Das ist noch untertrieben. Die beiden Charaktere sind so verschieden, dass jeder Konflikt schon vorprogrammiert ist und jede Aktion nur im Chaos enden kann. Zudem müssen sie ausgerechnet im versnobten Oxford ermitteln, wo der Autor selbst studiert hat. Er kennt also die Gegebenheiten und Empfindlichkeiten, von denen er schreibt.

Und damit ich nicht missverstanden werde: Auch der Fall ist hervorragend beschrieben, in sich absolut vertrackt und wird zu einem schlüssigen Ende geführt – wie es sich gehört. Oxford hat eben zwei Seiten, wie so viele renommierte Universitätsstädte. Auch die ruppige, die hier von Ryan Wilkins verkörpert wird. Und so kommen die Unterschiede den beiden ganz zupass, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollen. Es ist spannend zu lesen, wie sie sich (einzeln oder gemeinsam) in der jeweils anderen Lebenswelt schlagen. Mason hat eine hervorragende Art, dies nachvollziehbar zu beschreiben.

Ich habe den Roman jedenfalls im Schnelldurchgang gelesen und warte gespannt auf weitere Fälle für das ungleiche Paar!