Vainstream Festival 2015 Fotos vom 04.07.2015 in Münster
Hier findet ihr unsere Fotos vom Vainstream Festival am 04. Juni 2015 in Münster.
Hier findet ihr unsere Fotos vom Vainstream Festival am 04. Juni 2015 in Münster.
Angekommen in Oberhausen fragt man sich zunächst, wo lang nur… Am besten erstmal dem Meer aus Merchandise hinterherlaufen. Dies bewahrheitet sich dann auch und man kommt letztendlich an der U-Bahn an, die einen zum Ort des Geschehens bringt: Die Turbinenhalle. Im Laufe des Tages sollen auch noch die letzten Tickets an der Abendkasse verkauft werden, weshalb die Halle mit gut 3500 Besuchern ausverkauft ist. Bei dem Line Up nicht wirklich ein Wunder.
Gelandet möchte man sich nach einer langen Zugfahrt aus Köln doch erst mal was zu essen gönnen. Und jetzt wird schon klar, die Halle ist zu klein bzw. die Zuschauerzahl zu hoch. Nach den Konzerten ist es schlimmer als bei einem Stau auf der A 57 im Feierabendverkehr. In der großzügigen Verpflegungshalle angekommen, wird man für seine Strapazen entschädigt. Ein wirklich großes Angebot lockt und lädt zum Geld ausgeben ein. Vegane Essensstände, ein Friseur, günstige Shirts bei der Hardcore Help Foundation oder Kaffee und Kuchen: Hier bleibt wirklich kein Wunsch offen. Fühlt sich mehr nach Loolapalooza als Impericon an.
In der großen Halle angekommen wird man eines Besseren belehrt, als Carnifex die Bühne betreten und mit ihren Bassdrops scheinbar versuchen, die Halle einzureißen. Warum eine Band dieser Größenordnung allerdings schon gegen 14 Uhr verheizt wird ist mehr als fraglich. Auf jeden Fall kommt die Show an und die ersten wütenden Pits werden eröffnet. Man begibt sich in die zweite Halle und wird mit den unglaublich harten Walking Dead On Broadway begrüßt. Die bei Impericon unter Vertrag stehende Band liefert eine Show ab, mit der man absolut zufrieden sein kann. Deathcore vom allerfeinsten. Wer als Support von Emmure auf der Bühne stand, hat auch einige Ansprüche an sich selbst. Die erfüllen die fünf aber um Längen. Und direkt wieder zurück in die andere Halle. Um hier jede Band mitzubekommen, sollte man schon ein wenig sportlich sein. Die kurzen Pausen zwischen zwei Bands auf zwei Bühnen verlangen einem manchmal schon Sprints ab. Dagegen ist das Vainstream mit seinen zwei nebeneinander stehenden Bühnen fast schon eine Seniorenveranstaltung.
Die australische Party-Hardcore-Combo Deez Nuts reißt jetzt erst mal die Hütte ab. Wie gewohnt läuft Sänger JJ Peters mit kurzer Hose und Kapuzenpulli die Bühne auf und ab. Selbstverständlich eine Hand lässig im Pulli. Alle Hits werden gespielt, sowie einige neue Songs der neuen LP „Word Is Bond“ präsentiert. Jetzt braucht man eine Pause. Schnell zurück ins Schlaraffenland, erst mal eine leckere kalte Pizza für vier Euro gönnen. Chillout-Areas und Festivalbändchen gibt es hier übrigens auch. Alles großzügig gesponsert von Monster Energy. Das sollte dann auch langen an Pause. Whitechapel stehen in den Startlöchern: Und liefern einen der besten Auftritte an diesem Tag ab. Phil Bozeman schreit sich mal wieder sämtlichen Hass von der Seele und die Bassdrops von Carnifex werden noch übertroffen. Nur eine Band sollte den Boden am Abend noch mehr zum beben bringen. Doch dazu später mehr.
Es folgen nun Auftritte von Being As An Ocean und Obey The Brave, welche eine gewohnt solide Leistung zeigen und den kleinen Saal ordentlich zum kochen bringen. Being As An Ocean zauberten eine Stunde zuvor übrigens mal eben ein unglaubliches Akustik-Set aus dem Hut nachdem sie komplett ausrasteten. Sehr facettenreich die Jungs.
Wir nähern uns nun den Highlights des Abends. Das merkt man daran, dass es in der großen Halle ungefähr doppelt so voll und circa 50 Grad wärmer wird. Stick To Your Guns betreten die Bühne und holen ihr Publikum mit ihrem punkbeeinflussten Sing-Along-Hardcore von erster Sekunde an ab. „We Still Believe“ verursacht hier Gänsehaut vom allerfeinsten und sorgt für einen unvergesslichen Moment. Kommen wir nun zu einer Band, die sich nach dem tragischen Tod ihres Sängers Mitch Lucker in einem Zwiespalt sondergleichen befand. Ex All Shall Perish Frontmann Eddie Hermida trat ein schweres Erbe an. Was er hier allerdings darbietet, dürfte Mitch, selbst dort, wo er jetzt ist, vor Freude seinen stampfenden Fuß durch die Wolken treten lassen. Unfassbare Screams und Growls direkt aus der Hölle. Suicide Silence machen da weiter, wo sie aufgehört haben: Mit ungeahnter Wucht. Sie sind es übrigens auch, die Whitechapels Bassdrops noch übertreffen. Der Boden, und das ist nicht überzogen, wackelt.
Die beiden Headliner der großen Halle geben sich nun nacheinander die Ehre, wobei The Ghost Inside hier das Maß aller Dinge sind. „Dear Youth“, „Dark Horse“ und das epische „Engine 45“ sind nur einige Meisterwerke, die sie hier zum Besten geben. 50 Minuten geballte Power mit der man erst mal versuchen muss umzugehen. Caliban setzen mit ihrem Auftritt einen mehr als gelungenen Schlusspunkt des Festivals.
Alles in allem ist der Tag sehr gut verlaufen: freundliche Mitarbeiter, rücksichtsvolles Publikum (Violent Dancing sieht man kaum), gute Stimmung und erstklassige Bands machen dieses Festival zu einem perfekten Ausflug. Einzig die Größe der Halle bzw. die Anzahl der Besucher hat nicht gepasst.
Nach dem Tod von Sänger Mitch Lucker stand es nicht gut um die Zukunft von Suicide Silence. Nach einem Jahr der Trauerphase entschloss sich die Band, ihren Weg weiter fortzusetzen und sich ihrer Leidenschaft, der Musik, zu widmen. Mit dem ehemaligen All Shall Perish Sänger Eddie Hermida wurde „You Can’t Stop Me“ im Sommer diesen Jahres veröffentlicht. Nach ausführlicher Ami-Tour werden nun in Europa mit neuer Stärke die Bretter zerlegt.
Fit For An Autopsy eröffnen im ausverkauften Underground unter vollem Haus den Abend. Für ihre erste Europa-Tour läuft es sehr gut. Deathcore-Insider kennen und lieben die Band, für alle anderen ist es ein musikalischer Genuss, denn die New Jersey-Boys treffen mit ihrem neuen Album „Hellbound“ den Nerv des Publikums: Viele Breakdowns, Blastbeats und aggressives Geshoute. Nate Johnson wirkt am Mikro sympathisch und gelassen. Hier wird Eindruck hinterlassen.
Für die Australier Thy Art Is Murder gibt es in Köln immer viel Freude und Glücksgefühle, zumindest, wenn es nach Sänger Chris Mcmahon geht. Seit ihrer ersten Tour 2011 in Europa war bisher jede Show in Köln immer ausverkauft und auch heute zeigen sich die Aussies von ihrer besten Seite. Ihr Album „Hate“ ist live noch um einiges grooviger und hitziger als auf der CD. Es liegt besonders an den energiereichen Bewegungen von Chris, der sich direkt nach dem zweiten Song mit seinem Mic an der Deckenbehängung des Undergrounds zu schaffen macht. Er klettert wie ein echter Spiderman! Währenddessen moshen und headbangen sich die Kölner vor der Bühne leer. Meine absolute Lieblingsband in Sachen modernen Death Metal! Leider sind sechs Songs für diese Band zu wenig. Hoffentlich sehen wir uns hier bald in ausverkaufter Club-Atmosphäre wieder.
Der Headliner wird schon heiß erwartet, da dröhnt schon das Intro zu „Inherit the Crown“ aus den Boxen. Eddie wird von den Fans herzlich empfangen und er zeigt sich auch dankbar, in dem er aus seinen Lungen alles holt, was er kann. An alten Songs wie „No Pity for a Coward“ oder an neuen wie „Sacred Words” passt er seine Stimme ideal an und imitiert Mitch nicht nur, sondern setzt dezent seine eigene Note, ohne wirklich viel zu verändern. Hier wurden sich viele Gedanken um die Vocals gemacht! Der neue Anstrich steht Suicide Silence gut. Zunächst ist das Publikum etwas zurückhaltend, doch im Laufe des Sets kommt es zur Circle Pits und der erwarteten Partystimmung. Nicht nur die Band ist froh, dass ihr neuer Schritt von allen geschätzt wird, auch viele Fans freuen sich, dass diese Herren weiter guten Death produzieren. Zum Schluss gibt es zum Auspowern „You Can’t Stop Me“ und „You Only Live Once”. Ein wirklich gutes Set aus allen Epochen der Band!
Es bleibt nur zu sagen, dass Suicide Silence noch lange nicht am Ende ist. Wir können uns freuen, dass Eddie endlich wieder Musik macht und das mit seinen Freunden aus seiner Heimat. Und nicht nur die Band und wir wären stolz auf ihn, sondern Mitch bestimmt auch.