The Strokes und „The New Abnormal“ – Musik im Zeitalter der Veränderung

Das Album „The New Abnormal“ von The Strokes erschien bereits am 10. April. Zu dieser Zeit konnte man schon realisieren, was im Jahr 2020 auf die Welt zukommt, doch besonders in den USA war alles noch weit entfernt. Der Albumtitel passt zwar wie Faust aufs Auge, doch es geht keineswegs um die Pandemie. Das Cover zeigt das Gemälde „Bird on Money“ (1981) des amerikanischen Künstlers Jean-Michel Basquiat. In der Zeit starker Waldbrände 2018, die vielerorts als „neue Normalität“ bezeichnet wurden, hatte Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown den Begriff „die neue Abnormalität“ geprägt – und das in einer Zeit, als The Strokes ihr Album dort im Studio aufnahmen. Sänger Julian Casablancas bemerkte aber während der Pandemie, dass sich der Titel „wegen der Parallele zu so etwas wie dem Coronavirus sehr vorausschauend anfühlt“.

Das sechste Studioalbum der Indierockband erscheint nach sieben Jahre Pause, die nur durch eine EP ungefähr zur Halbzeit überbrückt wurden. Stilistisch gibt es ordentlichen Garagenrock mit den inzwischen gewohnten New Wave Einflüssen und einigen elektronischen Spielereien. Dabei reichen im Prinzip Gitarrenriffs und Casablancas‘ charismatische Stimme, um die Stücke zu tragen. Der Synthesizer führt aber dazu, dass einige Songs gar die Fünf-Minuten-Marke knacken.

Überraschend wird es mit dem souligen Experiment „Not The Same Anymore“ und der chilligen Hyme „Ode To The Mets“. Die stilistische Abwechslung passt zu den ernsten und biographischen Themen, von denen der Sänger spricht – seiner Herkunft und der Karriere in jungen Jahren, ebenso wie von Problemen mit Alkohol. Das klingt dann nicht mehr cool und lässig, sondern sehr erwachsen: „The Adults Are Talking“.