Gary Barlow und die bedingungslose Liebe zur Musik
Gary Barlow war von Anfang an der kreative Kopf von Take That. Nach dem Ausstieg von Robbie Williams und dem vorläufigen Ende der Band gab es Soloalben beider Egomanen, doch Robbie war bei weitem erfolgreicher. Nicht, weil er der bessere Musiker gewesen wäre – er erwischte einfach den besseren Start. Im Prinzip blieben Barlows Chartplatzierungen hinter den kommerziellen Erwartungen zurück. Aber das war vermutlich gut so. Denn sonst hätte es die triumphale Rückkehr von Take That 2005 nie gegeben.
Das letzte Soloalbum des Briten erschien im Jahr 2013. Zeit also für neue Taten. Da kam es gerade Recht, dass Take That aufgrund der Pandemie ohnehin nicht im Vordergrund des Interesses standen. Ab Mitte März veröffentlicht der Sänger und Songwriter unter dem Hashtag #thecroonersessions Soloaufnahmen, häufig mit Unterstützung prominenter Musiker wie Rick Astley, Cliff Richard oder Ronan Keating. Selbst ein Duett mit Robbie war zu hören und ließ die Take That-Welt jubeln.
„Music Played By Humans“ ist in diesen unsicheren und kulturell eingeschränkten Zeiten ein perfekter Albumtitel. Und tatsächlich besinnt sich Barlow auf handgemachte Musik. Nicht akustisch, sondern im opulenten Sinne: Orchestral und im Bigband-Sound. Die CD startet mit einem Orchester, das übertrieben lautstark seine Instrumente stimmt, und einer kurzen Ansprache des Vokalisten. Und dann geht es in die Vollen, wie man sich das nur wünschen kann.
Das Album ist eine Ode an die Klänge von Garys Kindheit, die Orchester- und Big-Band-Musik, die seine Fantasie beflügelten und ihn somit zu diesem Album inspirierten. Mit einem 80-köpfigen Orchester aufgenommen, vermischt er in 14 Eigenkompositionen eine Vielzahl von eklektischen Klängen und Stilen zu einem der aufregendsten Alben des Jahres.
Das Album beinhaltet die bereits vorher veröffentlichte lateinamerikanisch inspirierte Single „Elita“ mit Michael Bublé und dem kolumbianischen Künstler Sebastián Yatra. Außerdem sind weitere Kollaborationen mit Stars aus aller Welt, darunter James Corden, Beverley Knight, Ibrahim Maalouf und Alesha Dixon enthalten.
“Als wir mit diesem Album begannen”, sagt Gary, “war es mein Ziel, etwas wirklich Leuchtendes zu schaffen, eine Feier der Musik und der wunderbaren Musiker, die wir in Großbritannien und auf der ganzen Welt haben. Einiges davon ist mit einem Orchester aufgenommen, einiges mit Quartetten, einer Latin-Band, und einige der Stücke haben Jazz- und Big-Band-Sektionen – es ist wirklich Musik, die von Menschen gespielt wird, daher der Titel des Albums – Music Played By Humans”.
Das Ergebnis ist ein beschwingtes Popalbum. Barlow hat nicht den klassischen Orchestersound gewählt, sondern bewegt sich vor allem im modernen Swing- und Bigband-Gewand. Daraus ergeben sich zwar keine gefälligen Singlehits, aber ein Album, das in seiner Gesamtheit und Komplexität wirkt und die Kunst der Musik feiert.
Die Deluxe Edition im schmucken Digipack enthält fünf Bonustracks: Drei weitere neue Songs inklusive „You Make The Sun Shine“ featuring Barry Manilow, und zwei Remixe von „Incredible“, wobei vor allem die Acoustic Version Garys große Stärke am Jazzpiano zeigt.