Conception: „State of Deception“ – Täuschung oder Realität
Über zwanzig Jahre war es ruhig um die Progmetaller aus Norwegen, doch die EP „My Dark Symphony“ in 2018 ließ aufhorchen: Nach fünf genialen Longplayern in den 90er Jahren sind die fünf Bandmitglieder – die nicht allein durch ihre lange Ruhepause zur Legende wurden – Freunde geblieben. 2015 kam es zu einer kurzen Wiedervereinigung mit zwei Festival-Auftritten. Das hat den Ball ins Rollen gebracht.
Leadsänger Roy Khan sagt zur aktuellen Entwicklung: “Die Resonanz der Fans hat es fast unumgänglich gemacht, eine neue Platte aufzunehmen, sie wären auf die Barrikaden gegangen, wenn wir das nicht gebracht hätten! Wir sind mächtig stolz darauf, was wir hier geschaffen haben. Ich glaube sogar, dass es das Beste ist, woran wir je beteiligt waren. Wir können es kaum erwarten, das mit allen zu teilen!”
Die Tatsache, dass das Album vollständig von Fans finanziert wurde, spiegelt den Wunsch der Band nach einer möglichst direkten Beziehung zu ihren Anhängern wider. Darüber hinaus ist “State of Deception” selbst produziert. Gitarrist Tore Østby erklärt weiter: “Dieses neue Album aufzunehmen war ein emotionaler und aufregender Prozess, wir haben uns tiefer denn je in das Herz und die Seele der Band gegraben. Das Resultat ist dynamisch und intensiv, es fühlt sich wirklich an als wäre es uns gelungen, das, was Conception 2020 ausmacht einzufangen!”
“State of Deception” hält die für Conception typische Weite der progressiven Sounds perfekt fest, vom symphonischen Melodrama bis zur Rockriff-Utopie. Auch die herausragende Amaranthe-Sängerin Elize Ryd ist auf dem Track „The Mansion“ zu hören und liefert sich ein spannendes Duett mit Roy.
Roy Khan war zwischenzeitlich für fast 15 Jahre mit den US-Melodic-Rockern Kamelot unterwegs. Seine Stimme ist immer noch eine Offenbarung – schließlich hat er eine Ausbildung zum Opernsänger, die bisweilen durchschimmert -, doch dies macht nicht allein die Schaffenskraft des Albums aus. Es gibt orchestrale und rhythmisch vertrackte Momente, die es in sich haben. Atmosphärische Stücke wie „Anybody Out There“ oder das filigrane „She Dragoon“ heben sich in ihrer Komplexität und den ruhigen Momenten äußerst positiv hervor.
39 Minuten sind leider etwas kurz für ein solch geniales Album. Schade dass Conception nicht noch die sechs Titel der EP mit auf die Scheibe gepackt haben, die musikalisch sehr gut zum neuen Longplayer passen.