Andrew von Oeyen: Bach und Beethoven – zwei Ankerplätze in der Pandemie
Andrew von Oeyen hatte bereits mit fünf Jahren Klavierstunden und bestritt sein Solo-Debüt beim Los Angeles Philharmonic im Alter von 16 Jahren. Nun ist er 41 und hat mit renommierten Orchestern weltweit gespielt und einige beachtenswerte CD-Aufnahmen veröffentlicht. Ein Mann, dem die Musik im Blut liegt. Doch was macht man in Zeiten der Pandemie? Konzerte streamen? Neues Lernen? Wie viele Musikliebhaber suchte er sein Seelenheil in der klassischen Musik. Und diesmal waren es nicht die energischen, trotzigen Werke leidenschaftlicher Komponisten, sondern das Tröstliche in den Werken der großen Meister.
Anfang 2020 plante der gebürtige Amerikaner ein Album mit Beethoven-Sonaten, um den 250. Geburtstag des Komponisten zu feiern. Die Einspielung sollte in auffälligem Kontrast zu seinen Debüt-Veröffentlichung bei Warner Classics stehen, einem Programm mit Ravel, Saint-Saëns und Gershwin. Geprägt von den Eindrücken im Lockdown, umfasst dieses Solo-Recital nun Bachs achtsätzige Ouvertüre im französischen Stil BWV 831 sowie Beethovens Klaviersonaten Nr. 13 in Es und Nr. 23 in f-Moll, „Appassionata“. Das Album beschließen Bearbeitungen von Wilhelm Kempff zweier langsamer Sätze, die Bach für begleitete Flöte und Klavier schrieb.
Der Ausbruch der Pandemie veränderte sowohl Andrew von Oeyens Pläne als auch seine Gefühle gegenüber der Musik, die er spielte, radikal: „Angesichts meiner eigenen Stimmung und der vorherrschenden Untergangsstimmung hatte ich keine Muße, die stürmischen und heroischen romantischen Stimmen von Chopin, Liszt und Rachmaninoff zu erforschen. Ich brauchte etwas Rohes und Direktes, das von allem Unwesentlichen befreit war. Am wichtigsten war, dass es universell sein musste. Es war eine Überraschung, dass der Komponist, der mich am meisten ansprach, einer war, zu dem ich bis dahin keine enge Beziehung hatte, nämlich Johann Sebastian Bach. Wenn Bach als mein erster musikalischer Ankerplatz in der Pandemie diente, wandte ich mich in der zweiten Welle wieder Beethoven zu. Nachdem ich Trost in den Chorälen, Präludien und Fugen des 18. Jahrhunderts gefunden hatte, war ich nun bereit, dem Sturm in der Gesellschaft der unverwüstlichen und unzerstörbaren Sonaten des 19. Jahrhunderts entgegenzutreten.“
So schafft der Pianist mit diesem Album eine wunderschöne Vereinigung der beiden großen B, die so grundverschieden sind und doch so viel gemeinsam haben. Es sind wunderschöne verträumte Aufnahmen mit einer spielerischen Dynamik. Eine schöne Idee, uns an den tröstlichen und harmonischen Melodien teilhaben zu lassen.