Drama, Baby, Drama – ein Sounduniversum aus Österreich
Mit Applaus und einer Ansage startet „Drama Pop“ des Künstlers ARAI aus Österreich – und dann folgt ein kurzer, schwermütiger Song zum Einstieg. Gar nicht so extravagant, wie man das vom Albumtitel her erwartet hätte. Ganz im Gegenteil. „Drama Pop“ vereint vielmehr die Qualitäten populärer Musik aus unterschiedlichen Jahrzehnten. Dabei ist es in gewissem Sinne ein Konzeptalbum – was ich für ein Erstlingswerk schon sehr mutig finde.
Mann im Hintergrund ist der 27-jährige Wiener Newcomer und Multiinstrumentalist Artur Aigner, dessen Initialen ihn zu dem Namen ARAI inspirierten. Die formenreichen Instrumentalisierungen hat er als One-Man-Show alleine geschrieben und eingespielt. Unterstützung auf dem Album holt sich ARAI nur von Freund*innen wie Salena, in Form von Chor-Stimmen und Background Vocals.
ARAI liefert hier mitreißende Pop-Melodien, bei denen von R&B bis Jazz alles mitschwingt. Geprägt ist das Geschehen von theatralischen Elementen wie üppigen Chören, Operngesang oder fesselnden harmonischen Arrangements mit immer wieder tauschenden Kombinationen. „Cats“ klingt wie Pausenmusik eines Alleinunterhalters und verliert sich in elektronischen Melodien. „Little Stupid Boy“ kommt wie ein Musical im Miniformat. Songs wie „Grand Ballad“ und „We Shouldn’t But…“ atmen zumindest einen Hauch von Glamour. Der Abschluss „Daydreams & Fears“ ist dann in sieben Minuten Songlänge episch und orchestral.
Das Album baut konstant Kontraste auf – zwischen Text und Klang, zwischen den einzelnen Instrumenten, zwischen Hörenden und Musik. ARAI ermutigt, in sich selbst zugehen und sich damit auseinanderzusetzen, was die Musik mit dir macht. An Regeln hält er sich sowieso bewusst nicht. Hier ist alles erlaubt, was gefällt: warme Synth-Pads, Hip-Hop Beats, organische und künstliche Elemente agieren alle liebevoll miteinander.
Die Texte greifen alltägliche Verunsicherung, Love und Mental Health auf, was sich in den Song-Strukturen gleichermaßen widerspiegelt. Denn die gezielt gesetzten Kontraste bei „We Cry“ – weinende Stimmung, aber verspielte Acapellas und überhaupt eine Swing-Band – fangen die Blüte der 20er ein, die manchmal leicht, manchmal schwer, aber nie ganz klar scheint.
„Drama Pop“ ist ein mutiges Debütalbum, das mit einem Paukenschlag ein neues Genre begründen will. Der Start ist jedenfalls geglückt. Man darf gespannt sein, wie ARAI diesen Weg weiter gehen wird.