Deutschland sucht den Schlagerstar: seichte Unterhaltung aus Bohlens Feder
Ramon Roselly hat eine hervorragende Stimme – das ist unbestritten. Und somit hat er das DSDS Format zu Recht gewonnen. Das will ich mal gar nicht in Frage stellen. Dennoch scheint der Gewinn dieser Sendung inzwischen ein „Pakt mit dem Teufel“ zu sein. Denn während es sehr gute Songwriter im Schlagerbereich gibt – man denke nur an Kristina Bach, Ali Zuckowski und Simon Triebel – muss sich der vermeintliche Superstar zumindest sein erstes Album von Dieter Bohlen produzieren und zum Großteil auch schreiben lassen. Man fragt sich, wo Dieter diese ganzen Songs so schnell her nimmt. Er scheint sie „auf Halde“ zu haben. Und um sie loszuwerden, muss der Sieger halt Schlager singen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Das Gute daran: Mit DSDS im Hintergrund muss Ramon Roselly, der bürgerlich den weniger glamourösen Nachnamen Kaselowsky trägt, nicht durch „Immer wieder sonntags“ und Silbereisens Schlagerparade tingeln. Eine Nummer 1 für die Single ist ihm sicher. Und das Album hat es (Stand heute) auch auf Platz 2 der Charts geschafft, was allerdings aufgrund der momentanen Veröffentlichungsflaute nicht unbedingt was heißen will.
Musikalisch gibt es Einheits-Schlagerkost. Vor allem seichte Texte mit Discofox und Schlagerbeat. Auch mal orchestrale Balladen namens „Wie zwei Sterne am Himmel“ oder südländisch angedeutete Rhythmen wie in „Sag einfach ja“ und „Ist es wahr?“.
Spannend wird es aber mit dem 60s-Klassiker „Du hast ja Tränen in den Augen“, den Ramon schon in der Fernsehshow perfekt performt hat. Oder „!00 Jahre sind noch zu kurz“, einem ziemlich unbekannten Schlager von Randolph Rose aus dem Jahr 2008, dem Ramon neues Leben verleiht. Mein Highlight ist und bleibt aber die gefühlvolle Pianoversion des Oldies „Mandy“ – hier in deutscher Sprache, aber original natürlich von Barry Manilow.
Ramon Roselly verbindet seine sofort wiedererkennbare Stimme mit einer charismatischen Ausstrahlung und einem coolen Look zu einer zeitgemäßen, authentischen Schlager 3.0-Version. Sympathisch ist er allemal. Bleibt zu hoffen, dass er es schafft, wie Beatrice Egli seinen eigenen Weg nach der Bohlen-Vertragsbindung zu gehen.