dArtagnan sind immer noch „Feuer und Flamme“

Pünktlich im Zweijahresrhythmus erscheint ein neues Album der Folk-Hardrocker aus Nürnberg. Mit deutschen Texten und mittelalterlichem Musketier-Outfit haben dArtagnan von Beginn an ihr Alleinstellungsmerkmal gefunden und fahren rigoros auf dieser Linie fort. Sie sind „Feuer und Flamme“ für ihre Musik. Da passt der Albumtitel, der Esprit und Zusammenhalt ausdrückt.

Die Songs sind nicht nur laut und martialisch. Es gibt auch nachdenkliche Momente. So erzählt Frontmann Ben Metzner in der ergreifenden Ballade „Solang‘ Dein Blut“ die Geschichte vom viel zu frühen Tod seiner Mutter. Es war die Musik und die Folk- und Mittelalterszene, die dem Teenager nach seinem schweren Verlust in jungen Jahren den Halt gegeben hat, weiterzumachen und Hoffnung zu schöpfen.

Die Band will Mut machen in schwierigen Zeiten. Und die positiven Aspekte feiern. So entstehen Momente wie „Mein Leben lang“, in denen Gitarrist Tim Bernard zum Mikrofon greift, da der Song liebevoll seiner kleinen Tochter gewidmet ist.

Doch auch die rockigen Töne kommen nicht zu kurz. Das Album erklingt insgesamt sehr dynamisch und kraftvoll. Während ich bei früheren Releases noch Vergleiche zu Santiano heranzog, ist das heute passé. Die Band kann inzwischen locker mit Mittelalter-Rockern wie In Extremo und Subway To Sally mithalten. Mit Geige, Dudelsack und E-Gitarre liefern sie hymnische Momente, die jede Open-Air-Arena zum Beben bringen können.

Der Titelsong „Feuer & Flamme“ rockt so unbekümmert wie es einst nur die Toten Hosen vermochten. Und auch die Eröffnungsnummer „C‘est la vie“ trifft den Sound der Band „irgendwo zwischen Irish Pub und Stadionrock“, wie Metzner erläutert.

Gesellschaftliche Themen werden stilistisch gut angepackt. „Auf uns’re Frauen“ verbeugt sich vor dem eigentlich starken Geschlecht. Im schwungvollen Deutschrocker „Scharlatan“ bezieht das Trio Stellung, indem es Brandredner und Populisten lachend entwaffnet. Und die große Vielseitigkeit des neuen Albums zeigt sich auch in dem packenden Duett „Farewell“ mit der Drehleierheldin Patty Gurdy.

Dass dArtagnan die Zwangspause abseits der geschlossenen Bühnen für einen Kreativschub genutzt haben, unterstreicht die Bonus-CD der „Helden Edition“ des neuen Albums. Die Kooperation mit Schandmaul („An der Tafelrunde“) ist ebenso naheliegend wie Ben Metzners instrumentales Uilleann Pipe Solo „Wenn Helden tanzen“. Auch die Coverversion des russischen Musketier-Megahits „Pesnia Mushketerov“, für die Ben Sprachunterricht genommen hat, und die faszinierende Bearbeitung von David Bowies „Heroes“ lassen aufhorchen. „Griechischer Wein“ und die „Ode an die Freude“ sind eine Gratwanderung, die haarscharf zugunsten der Band ausgeht.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich dArtagnan zu Beginn ihrer Karriere keine lange Lebensdauer zuschrieb. Dem Mittelalter wurde schon von so vielen Bands gehuldigt, die sich ihren festen Platz im Genre erobert hatten – und dArtagnan klangen bisweilen zu sehr nach Rockschlager. Davon haben sie sich mittlerweile zum Glück weit entfernt und sich ihre eigene Nische geschaffen. Einer für alle, alle für einen!

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