Benne – Gegenentwurf zu einer lauten Zeit

Benne – eigentlich Benedikt Ruchay – bleibt auch mit seinem dritten Album ein Geheimtipp in der deutschen Songwriter-Landschaft. Gerade deswegen lohn es sich, seiner Musik ein Ohr zu gönnen. Benne ist kein Freund lauter Töne und vertrackter Rhythmen. Vielmehr wählt er eine einfache, sehr melancholische Sprache und kommt mit einfachen Mitteln aus. Seine Songs sind der Gegenentwurf zu einer lauten Zeit, die gefüllt ist mit Meinungen, die vorschnell Recht haben wollen und die Stärke und die Zärtlichkeit der Ellbogen als gangbares Mittel auserkoren hat. Es geht auch anders. „Im Großen und Ganzen“ erzählt von der „relativierenden Sicht auf sich selbst, die das Große im Blick behält. Sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen und eingebettet zu sein in der Welt“, fasst Benne zusammen. Solche bescheidenen Töne tun gut.

Viele seiner Stücke erzählen von verlorener Liebe und dem Vermissen. Das ist sehr anrührend. „Auf den alten Fotos sehen wir immer noch gut aus“, heißt es in „Zu früh, zu spät“. Und „Alle haben gesagt, wir heiraten mal“ lautet der verzweifelte Kernsatz in „Ich hab heut Nacht geträumt“. In solchen einfachen Sätzen bringt Benne die Vergangenheit ebenso wie die Gegenwart zum leuchten und macht sie lebendig. Man kann sich diesen intensiven Momenten kaum entziehen.

„Im Großen und Ganzen“ ist ein Album über die Begegnungen mit anderen Menschen, dem Leben und sich selbst. Musik, die starke und ehrliche Bilder erzeugt. Das Erzählen von Geschichten, die man nachvollziehen kann. fällt Benne leicht. In „Herr Krämer“ ist es der langweilige Alltag eines Menschen, der einmal etwas bewegen wollte. Und „Alles bewegt sich“ betrachtet mit philosophischen Worten das Leben an sich: „Mein Herz wird nicht größer, nur weil’s schwerer ist“.

Bennes Texte sind niemals oberflächlich. Dazu kommen einfache, strukturierte Arrangements, die ins Ohr und zu Herzen gehen. In der melancholischen Nische zwischen Tim Bendzko und Philipp Poisel braucht Benne sich nicht zu verstecken. Seine Songs sind ebenso gefühlvoll und überzeugend. „Im Großen und Ganzen“ ist ein fantastisches Album, das man von der ersten bis zur letzten Sekunde immer wieder hören kann.

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