Buffalo Tom im Kölner Luxor – unverwüstliche alte Helden
Es gibt Bands über die man keine großen Worte mehr verlieren muss und es gibt Clubs über die man keine großen Worte mehr verlieren muss. Heute Abend in Köln ergibt diese Kombination einen herrlichen Konzertabend… herrlich nostalgisch, herrlich schweißtreibend und herrlich laut. Buffalo Tom geben sich im Luxor die Ehre und der Kultclub an der Luxemburger Straße platzt aus allen Nähten. So wie Ende der Achtziger Jahre als man begann Alternative Rock neu zu erfinden, sich in stickige und überfüllte Clubs zu quetschen, von den Gitarren das Gehör ruinieren zu lassen und die drohende Dehydrierung mit jeder Menge Bier zu bekämpfen. Wer konnte sprang von der Bühne und ließ sich von der Menge einmal bis zur Theke und wieder zurück tragen. Heute geht es etwas gesitteter zu, denn die Fans der ersten Stunde sind mit ihren Helden gealtert. Das erstaunliche bei Buffalo Tom ist dabei, dass die drei Helden auf der Bühne immer noch die gleichen sind wie bei der Bandgründung vor fast vierzig Jahren: Sänger und Gitarrist Bill Janovitz, Bassist Chris Colbourn und Tom Maginnis hinter dem Schlagzeug.
Der Einstieg ins Set gerät zunächst noch etwas holprig. Bill Janovitz verpasst bei „Summer“ gleich mal seinen Einsatz und es dauert zwei weitere Songs bis sich das Trio aufeinander eingespielt hat. Was folgt ist eine musikalische Reise quer durch die bisherigen Studioalben, von denen „Big Red Letter Day“ von 1993 mit sechs Songs den Schwerpunkt bildet. Kürzlich haben Buffalo Tom mit „Jump Rope“ Album Nummer 12 veröffentlicht und die darauf vertretenen „Autumn Letter“, „Helmet“ und „Little Ghostmaker“ werden von den Kölnern ebenso abgefeiert wie „The Bus“ von ihrem selbstbetitelten Debütalbum von 1988. Damals war niemand geringerer als J Mascis von Dinosaur Jr. ihr Produzent. Selbst 36 Jahre später haben sich Stücke wie „Crutch“, „Birdbrain“ oder „Sodajerk“ ihre ursprüngliche Magie erhalten. Mit „Nur wir und die Rolling Stones sind immer noch am Leben“, ordnet Bill Janovitz den Stellenwert von Buffalo Tom gleich mal richtig ein.
Auch wenn sich hier und heute niemand mehr quer durch das Luxor tragen lässt laufen Bier und Schweiß in Strömen. Wie haben wir eigentlich die Corona-Jahre ohne all das ertragen? Den drei Herren auf der Bühne merkt man deutlich an, wie viel Spaß sie an dem haben, was sie da tun. Tom Maginnis gibt gewohnt stoisch den Rhythmus vor, Chris Colbourn erweist sich als witziger Conférencier und Bill Janovitz scherzt mit den Fans in der ersten Reihe. Überraschenderweise dürften einige von ihnen noch gar nicht auf der Welt gewesen sein als „Buffalo Tom“ erschien und trotzdem erweisen sie sich wie alle anderen, die hinter ihnen stehen, als überaus textsicher. Spätestens beim vielleicht größten Hit der Band „Taillights Fade“ liegen sich alle glücksselig in den Armen.
Mit ihrer Mischung aus eingängigen Melodien, introspektiven Texten und kraftvollen Auftritten haben sich Buffalo Tom nicht nur eine treue Fangemeinde sondern auch einen Platz in den Annalen der Alternative-Rock-Geschichte gesichert. Die Band hat nichts von ihrer Kraft und ihrem Gespür für gutes Songwriting verloren. Auch wenn die Abstände zwischen den Alben mit der Zeit größer geworden sind, haben sie in den anderthalb Stunden im Luxor trotz des holprigen Starts einmal mehr bewiesen, dass sie es noch draufhaben. Davon können sich die Rolling Stones ruhig mal eine Scheibe abschneiden.
Setlist:
- Summer
- Tree House
- Mineral
- Rachael
- Helmet
- The Bus
- Sodajerk
- Little Ghostmaker
- All Be Gone
- Autumn Letter
- Dry Land
- You’ll Never Catch Him
- Birdbrain
- Would Not Be Denied
- I’m Allowed
- Kitchen Door
- Mountains Of Your Head
- Tangerine
————————- - Late At Night
- Larry
- Taillights Fade
- Crutch