GREASE – das schrille 50er Jahre Nostalgie Musical in Trier

Das weltberühmte Musical Grease feierte 1972 am Broadway Premiere und erlebte dort 3388 Vorstellungen. 1973 begann sein Siegeszug um die ganze Welt, der den Höhepunkt in einer Verfilmung mit John Travolta und Olivia Newton-John (1978) fand. Das parodistische Stück, das die schrillbunte Welt der 50er Jahre gekonnt auf die Schippe nimmt, hat bis heute nichts von seinem Charme verloren. In der Europahalle Trier gastierte am 17. März eine Tourneeproduktion, die die Songs in englischer Originalsprache und die Dialoge in deutscher Sprache lieferte.

Die Europahalle war nicht ausverkauft, doch es fand sich ein erwartungsvolles, bunt gemischtes Publikum ein. Manche gar in für das Musical und seine Handlung stilgerechter Kleidung. Zunächst konnte man erstaunt feststellen, dass das kleine Orchester seine Plätze im Foyer hinter der Garderobe eingenommen hatte. Es war also weitab vom Bühnengeschehen. Ob das gut gehen konnte? Auf jeden Fall. Der Dirigent wurde (wie bei Theaterproduktionen üblich) per Bildschirm an den Bühnenrand übertragen und das Zusammenspiel zwischen Musikern, Sängern und Tänzern war durchweg harmonisch.

Im Fokus des aktuellen Tournee-Casts standen zwei ehemalige DSDS-Teilnehmer: Alexander Jahnke war in 2017 Zweitplatzierte der Castingshow und spielt seit Oktober die Hauptrolle des Danny Zuko, womit er in die Fußstapfen Travoltas tritt. Dort trifft er auf Chanelle Wyrsch, die in derselben Staffel als sechste abschnitt und jetzt die Rolle der Marty Maraschino spielt.

Ich muss sagen, dass ich etwas Zeit brauchte, um mich in das Bühnengeschehen einzufinden. Während das musikalische Zusammenspiel der Akteure sehr gut funktionierte, war die Lautstärkeregelung zunächst etwas träge und die gesprochenen Dialoge wirkten sehr hölzern. Das spielte sich aber innerhalb der ersten Viertelstunde ein und änderte sich zum Positiven. Die Story wurde mit einfachen Mitteln erzählt. Eine LCD-Wand im Hintergrund schuf das entsprechende Ambiente für jede Szene, während als Requisiten nur einige Bühnenelemente gebraucht wurden, die wahlweise Schulpulte, Sitzgelegenheiten oder Bühnenpodeste darstellten.

Die Story ist heute noch so schräg wie unpädagogisch: Die brave Sandy hat sich in den Ferien in Draufgänger Danny verliebt. Als sie jetzt überraschend auf die selbe Schule gehen, distanziert er sich öffentlich vor ihr, obwohl er immer noch in sie verliebt ist. Im Autokino will er ihr an die Wäsche, doch sie weist ihn ab. Zum Ende hin wandelt sich Sandy vom schüchternen Mädchen zur sexy Lady und Danny kann plötzlich auch öffentlich zu seiner Liebe stehen. Das ist schon eine seltsame Moral. Doch alle Zweierbeziehungen, die sich im Lauf des Musicals darstellen, sind ein Spiel aus Zuneigung und Zurückweisung – und am Ende wird (fast) jeder Topf sein Deckelchen gefunden haben.

Die Musik ist eingängig und enthält Ohrwurm neben Ohrwurm. Sehr gut fand ich die Darstellung des Radiomoderators, der sich mehrfach ins Geschehen einschaltete, und die wirbelnden Tanzeinlagen aller Beteiligten. Wenn ich richtig gezählt habe, waren es 22 Mitwirkende in knallbunter Kleidung, die regelmäßig alle zusammen im Bühnengeschehen mitwirkten und eine durchdachte Choreografie brauchten. Auch die chorischen und solistischen Gesangseinlagen waren von guter Qualität, sodass es nach zwei Stunden Show (plus einer Pause zur Mitte des Musicals) stehende Ovationen für den Cast gab – und einen Sonderapplaus für die Musiker, die ebenfalls den Weg vom Foyer auf die Bühne fanden.

Grease hat nichts von seinem inzwischen 45 Jahre alten Glanz verloren. Die Jubiläumsproduktion trägt den Titel „40 Jahre GREASE – Der Film“, doch sie ist viel stärker an dem Original-Musical angelehnt als an der Verfilmung. Das fand ich sehr erfrischend. Berechtigterweise wurde Grease zum Vorbild für andere High School Musicals und ist als zeitloser Kult von den Bühnen dieser Welt nicht mehr wegzudenken.