Die Edda dient Skáld als Quelle für Texte des Debütalbums „Vikings Chant“
Skáld ist ein Projekt des französischen Musikers und Produzenten Christophe Voisin-Boisvinet, der sich mit vier Sängern zusammengetan hat, um die altnordische Tradition der Skalden wiederzubeleben. Diese verbreiteten im frühzeitlichen Skandinavien als Poeten und Geschichtenerzähler die nordischen Götter- und Heldensagen, die uns heute noch in der Edda überliefert sind. Diese Sammlung von Erzählungen dient auch den Musikern von Skáld als Quelle für die Texte ihres Debütalbums „Vikings Chant“.
Der erste Track „Enn Átti Loki Fleiri Börn“ ist eher ein kurzes gesprochenes Intro über sphärischen Harfenklängen. Danach geht es mit „Rún“ zwar getragen, aber kraftvoll weiter. Die Stimme von Sängerin Justine Galmiche entfaltet sich hier über einem drängenden Rhythmus und den tiefen begleitenden Harmonien ihrer Sängerkollegen. Dazu kommen verschiedenste Instrumente, darunter auch heute eher unbekannte wie Lyra oder Fujara.
Stilistisch ähneln sich die Stücke und schaffen mit ihrer Kombination von rhythmischer Begleitung, vielen Wiederholungen und der sich immer wieder wie schwebend darüber erhebenden Frauenstimme eine ganz besondere Atmosphäre, die einen schnell in seinen Bann zieht. In Verbindung mit den stimmungsvollen Bildern aus dem Booklet, die die Sänger und Musiker in passender Gewandung zeigen, fühlt man sich tatsächlich in eine andere Zeit versetzt.
Ganz ohne Instrumente kommt „Ec Man Iötna“ aus, für mich einer der eindringlichsten Stücke des Albums. Einen besonderen Reiz hat aber auch „Ódinn“ mit seinem unregelmäßigen Takt und den beinahe übermenschlich schnell gesungenen Strophen. Etwas schwerfällig wirkt dagegen die sehr langsame Ballade „Ginnunga“. Der offiziell letzte Titel “Jóga“ fällt mit seinem englischen Text etwas aus dem Rahmen – ein Blick ins Booklet verrät allerdings, dass es sich hier um ein Cover eines Songs von Björk handelt. Im Booklet finden sich auch die altnordischen Lyrics zu den übrigen Stücke, leider aber keine Übersetzung. Aus Titeln wie“ Ó Vallhalla“ oder „Yggdrasi“l können in der nordischen Mythologie Bewanderte zwar Rückschlüsse auf den Inhalt ziehen, aber zumindest kurze Erläuterungen zu den einzelnen Songs wären hilfreich gewesen. Wer eine Geschichte erzählt bekommt, will diese schließlich auch gerne verstehen!
Insgesamt kann dieses Debüt aber durchaus überzeugen und wird in der entsprechenden Fanszene wohl auch hierzulande begeisterte Anhänger finden. Die deutsche Veröffentlichung von „Vikings Chant“ enthält außerdem zusätzlich fünf Bonustracks – Spaß machen hier vor allem die spannenden Coverversionen „Seven Nations Army, „Riders On The Storm“ und „High Hopes“!