Megadeths Weg in eine schauerlich-düstere Zukunft
„Dystopia“ – soll der Titel des neuen (15.) Megadeth Albums ein schlechtes Omen sein? Mitnichten! Zumindest musikalisch gesehen sind die Zukunftsaussichten der Thrash-Pioniere doch wieder ganz rosig. Zugegeben: „Super Collider“ war nicht gerade der Burner. Und Dave Mustaine war eher aufgrund obskurer politischer Ansichten im Gespräch und weniger hinsichtlich künstlerischer Höchstleistungen. Doch das soll jetzt alles vergessen sein. Die Band hat sich mit Kiko Loureiro an der Gitarre und Chris Adler am Schlagwerk neu aufgestellt. Vor allem an der Gitarrenfront weht ein frischer Wind. Macht Laune, dem Gitarrero zuzuhören.
Ich habe bisher nicht die Lyrics studiert, doch „Dystopia“ atmet durchaus den Hauch eines metallischen Konzeptalbums. Wenn auch keine fortlaufende Geschichte erzählt wird, so zeichnet Dave doch auf jeden Fall ein düsteres Zukunftsbild in einzelnen Shots. Und Mustaine singt sich die Seele aus dem Leib, um das zu unterstreichen. Düster, aggressiv und mit nervenaufreibender Genauigkeit. Die Wiederholung des „Dystopia“-Themas im Titelsong geht in die Knochen. Das ganze Album hat einen narrativen Charakter und ich ertappe mich immer wieder dabei, den stakkato-artigen Erläuterungen wie einer Predigt zu lauschen.
Musikalisch sind Megadeth ganz oben. Thrash in Reinkultur. Doch nicht etwa altbacken, sondern durchaus mit frischen Ideen versehen. Loureiro steuert scharfkantige Riffs bei und vor allem Adler sorgt dafür, dass die Gefilde so hart bleiben wie in den Glanzzeiten der 80er Jahre. „Conquer Or Die“ ist (trotz oder gerade wegen fehlender Vocals) eine einzige Offenbarung. Die Musik funktioniert also auch ohne Daves düstere Visionen. Rhythmisch komplex und durchaus mal melodisch machen Megadeth den Rundumschlag durch die Metalwelt. Das eingängige „Post American World“ gefolgt von dem mystisch-vernebelten „Poisonous Shadows“ – das ist ganz großes Kino und macht Lust auf die Liveumsetzung.
Lasst uns gespannt sein auf den Sommer! Die „Dystopia World Tour 2016“ ist die erste komplette Headliner-Tournee der Band in Deutschland seit der „Tour Of Duty“ vor acht Jahren und der Tour im Vorprogramm von Judas Priest 2009 zusammen mit Testament.