Sodom: „Genesis XIX“ – eine Dystopie aus feinstem Thrash
Genau das war es doch, was wir uns wünschten, als wir gehört haben, dass nach vier Jahren ein neues Werk von SODOM ins Haus steht: Knallharte Riffs und Thrash vom Feinsten. Und Fans werden auch nach der zigsten Band-Umbesetzung nicht enttäuscht! Seit 2018 ist wieder einmal nur Shouter und Gründungsmitglied Thomas Such alias Tom Angelripper als Konstante übrig. Doch die beiden Neuen (Yorck und Toni) machen einen fantastischen Job. Und Frank Blackfire, der schon Ende der 80er mit an Bord war, tut alles, um SODOM in einen neuen Höhenflug zu heben.
Dafür hat Tom seine Bandphilosophie in die Realität umgesetzt. „Ich will Jungs aus dem Pott, aus meinem Dunstkreis, mit denen man kontinuierlich proben und arbeiten kann.“ Ein Wunsch, der anno 2020 mehr denn je fruchtet. Denn bereits mit den ersten Lockerungen des Pandemie-bedingten Lockdowns konnten SODOM sofort wieder kreativ arbeiten. Auch deshalb ist „Genesis XIX“ genau das geworden, worauf es die Beteiligten angelegt haben: eine der härtesten und vielseitigsten Studioscheiben, die es von SODOM je gegeben hat.
Das dystopische Cover gibt die zerstörende Urgewalt als Thema vor. Da passen Songs wie „Sodom & Gomorrah“, „Euthanasia“ und „Nicht mehr mein Land“, das den Zustand westlicher Gesellschaften aufzeigt, wie die Faust aufs Auge in dieser orientierungslosen Welt. „Thrash-Metal-Storys müssen natürlich martialisch sein, bei uns sind sie jedoch niemals böse oder respektlos gemeint“, bekräftigt Tom und erklärt seinen textlichen Ansatz: „Ich singe einfach über das, was mir auf der Seele brennt.“ Was das sein kann? In „The Harpooneer“ vertont er die bekannte Moby Dick-Erzählung um den herrischen Käpt’n Ahab. In „Glock´n`Roll“ beschreibt er die Geschichte eines Serienmörders. Und in „Waldo & Pigpen“ erinnert er an die gleichnamigen US-Kampfpiloten, deren Funkverkehr bei ihrem Einsatz in Vietnam für die Nachwelt erhalten blieb.
„Genesis XIX“ kommt angenehm oldschool und haut uns den Thrash so gewaltig um die Ohren, dass man nur damit schlackern kann. Wie die Ruhrpott-Kollegen von KREATOR zelebrieren auch die Gelsenkirchener SODOM hier die knallharte Idee des Metal, der Hörern keine Zeit zum Rasten oder Atem holen lässt. Mindestens so stark wie „Decision Day“ und damit mit das stärkste Album der Band im neuen Jahrtausend.