Das Deutsche Filmorchester Babelsberg hält jung
Spätestens seit Marian Gold 2018 in der fünften Staffel von „Sing meinen Song“ mit dabei war, erfährt die Band Alphaville wieder einen enormen Aufwind. Dabei waren sie nie wirklich weg vom Fenster. Den Erfolg des Debütalbums „Forever Young“ konnte die Band zwar nie mehr toppen. Das muss man leider rückblickend sagen. Der Titelsong und „Big In Japan“ waren Ausnahme-Songs und stehen stellvertretend für den deutschen Pop der 80er Jahre. Aber auch die Nachfolger waren musikalische Highlights und fingen den Synthie-Sound dieser Zeit sehr gut ein.
Zwischen 1997 und 2010 beschränkte sich die Band auf weltweite Tourneen und Projekte wie dem Theaterstück „Alice im Wunderland“. Das Comeback-Album „Catching Rays on Giant“ war dann ein voller Erfolg mit Platz 9 in den deutschen Charts. Und jetzt gibt es ein fantastisches neues Projekt: Für „Eternally Yours“ hat Sänger Marian Gold 23 Songs der Band zusammen mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg als Orchesterversionen neu arrangiert und aufgenommen!
Das Ergebnis ist wirklich fantastisch und hebt die Stücke auf eine ganz neue Ebene. Das Deutsche Filmorchester Babelsberg hält jung! „Eternally Yours“ ist dabei mehr als eine bloße Übersetzung der Songs in das Klangspektrum eines großen Ensembles. Es ist vielmehr eine Symbiose zwischen Marian Golds einzigartigen stimmlichen Fähigkeiten, dem originären Alphaville-Sound und dem majestätisch kraftvollem Facettenreichtum des groß besetzten Orchesters.
„Alle 23 Stücke des Albums sind durch die Bearbeitung im Kern klarer geworden, sie sind freigelegt, entfesselt, befreit. Ihre wahre Natur kam zum Vorschein“, sagt der Frontmann. Daraus sind nicht nur opulente, hymnische Werke entstanden, sondern auch einige filigrane Highlights, die in symphonischem Sound eine sehr warme Atmosphäre vermitteln.
Highlights? Da kann ich einiges vermelden: „Dream Machine“ ist eine mystisch angehauchte, hypnotische Ouvertüre. „Summer in Berlin“ startet mit sanften Pianoklängen und lässt sich dann eindrucksvoll weitertreiben. Die Arrangements sind durchgehend wundervoll. Man nehme nur den Start von „Big in Japan“, der dem Orchester sehr großen Raum lässt und zu dem man sich ein wirbelndes Ballett vorstellen könnte.
So geht es weiter und man kann zu jedem Track ins Schwärmen geraten. Marians melancholische Stimme harmoniert in „Dance With Me“ und „Elegy“ wundervoll zu den Streichern. „Welcome To Sun“ beweist einmal mehr die Vielfalt seiner Stimme, wobei er auch im Alter von 68 Jahren keinerlei Zugeständnisse bei den hohen Tönen machen muss. „Sounds Like a Melody“ klingt natürlich wie geschaffen für die epische Performance und die Energie in „Forever Young“ ist so stark, dass ich den Song in Zukunft gar nicht mehr anders hören möchte.
Das Album „Eternally Yours“ handelt von Beständigkeit und Vergänglichkeit. Die Texte der Songs aus vier Dekaden sind zum überwiegenden Teil von Marian Gold persönlich geschrieben. Ein zentrales Thema für Alphaville und Marian war schon immer das Träumen: „Wir kommen ziemlich viel herum, wir haben fast überall gespielt, in und aus unseren Köpfen heraus. All das trägt zu unserer Musik bei, zu der Idee, was Alphaville sein könnte. Es ist wie ein nie endender Traum. Diejenigen, die unsere Musik hören, hören Fragmente dieses Traums.“ Der komplett neue und titelgebende Song liest sich wie ein Abschiedsbrief. Tatsächlich stammen mit Ausnahme des Refrains alle Zeilen aus Sonetten von Shakespeare. „Ich habe für das Lied keine Zeile selbst geschrieben, alle Wörter und alle Gedanken stammen von Shakespeare. Ich habe sie nur intertextuell zusammengesetzt und minimal justiert, damit sie für mich singbarer werden.“
Wer schon immer ein Faible für den deutschen Pop der 80er Jahre hatte, kann hier ebenso bedenkenlos zugreifen wie alle, die auf perfekt arrangierte Songs mit Tiefgang stehen. Selbst der bekennende Klassik-Fan kommt hier auf seine Kosten, wenn er sich auf das Pathos des Sängers einlassen will. Fazit: Großartig!
Die Tour 2023 wird ein „klassisches“ Ereignis:
13.04.23 Essen Philharmonie
14.04.23 Düsseldorf Tonhalle
15.04.23 Kassel Kongress Palais
05.05.23 Frankfurt Alte Oper
19.05.23 Bremen Die Glocke
20.05.23 Hannover Theater am Aegi
27.05.23 Freiburg Konzerthaus
28.05.23 Stuttgart Liederhalle
07.06.23 Leipzig Gewandhaus
11.06.23 Hamburg Laeiszhalle
12.06.23 Berlin Philharmonie
13.06.23 Dresden Kulturpalast
16.06.23 München Isarphilharmonie
17.06.23 Nürnberg Meistersingerhalle
20.06.23 Dortmund Konzerthaus