Frida Gold: „Alina“ – als Duo selbstbewusst nach Hause
Das dritte Album von Alina Süggeler und Andi Weizel, besser bekannt als Frida Gold, hatte ich ursprünglich schon vor einem Jahr im Briefkasten. Spannend, wie die Wege im Musikgeschäft manchmal gehen. Frida Gold hatten sich nämlich entschieden, ein Album hauptsächlich in englischer Sprache zu veröffentlichen. Die Single-Auskopplung „Run Run Run“ schlug dann auch gleich eine elektronische Dancefloor-Richtung ein. Tanzbar und mitreißend, aber im Prinzip kaum zu unterscheiden von den übrigen internationalen Produktionen. Das fand nicht nur ich schade. Zuvor war es doch gerade das dezente Live- und Akustikalbum zu „Liebe ist meine Religion“, das vielen Hörern die Musik der Band ganz neu erschlossen hatte.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es gab wohl vermehrt kritische Rückmeldungen, die Single schaffte es nicht in die Charts und man nahm sich dies zu Herzen. Das schon fertige Album wurde nicht veröffentlicht und erscheint nun ein gutes Jahr später unter dem Titel „Alina“ in ganz anderer Form. Es ist nun doch (mit Ausnahme der damaligen Auskopplung „Run Run Run“) ein komplett deutschsprachiges Album geworden. Die Songs wurden mit neuen Lyrics versehen, zum Teil deutlich umarrangiert und teilweise komplett durch neue Tracks ersetzt. Eine durchaus mutige und in meinen Augen sehr gute Entscheidung! Das Alleinstellungsmerkmal von Frida Gold ist es doch, den Dancefloor auf eine neue Ebene zu heben, die durch einen hohen Balladenanteil und Alinas ausdrucksstarke Stimme gewinnt. Das gelingt mit „Alina“ definitiv.
Das Album startet mit dem einfühlsamen „Andis Song“, einem eigentümlichen Song über Liebe, die mit der Zeit an Glanz verlor und zu Freundschaft geworden ist. Viele Texte sind sehr emotional und die Melodien gehen direkt ins Herz. „Himmel“, „In My Sleep“, aber auch das aggressiv-melancholische „DBNMMF“ (Du bist nicht mehr mein Freund). „Wer einmal lügt“ bietet Alinas verletzliche Stimme zu akustischer Gitarrenbegleitung. Ein Highlight des Albums.
Sehr gefällig sind aber auch die wirklich lauten Songs. „Rebel In Chanel“ besticht mit wildem elektronischen Gehabe und starken Bassläufen. Und der Dubstep-Song „Burn The Boats“ funktioniert auch in deutscher Sprache ganz hervorragend. Häufig findet (wie in den genannten Titeln) eine lautmalerische Vermischung der Sprachen statt. Ein kluger Schachzug, um die bereits fertigen Songs nicht komplett verwerfen zu müssen. Der Spagat ist Frida Gold definitiv gelungen. Die Band ist zum Duo geschrumpft, doch die beiden früheren Teile des Quartetts scheinen zumindest in der Liveband zu verbleiben. „Alina“ ist ein mitreißendes und zugleich äußerst gefühlvolles Album – in meinen Augen perfekt. „Wir sind zuhaus“ kann als Mottosong durchgehen.