Farin Urlaub verweilte am 22.5.2015 ungefährlich im E-Werk Saarbrücken
„Es besteht keine Gefahr für die Öffentlichkeit“ – so lautet das Motto von Farin Urlaubs aktueller Solotour. Wenn sein Hauptberuf als Frontmann bei den Ärzten auf Eis liegt, können sich die Fans immer auf ganz besondere Ereignisse freuen. Meist gibt es dann nämlich ein Album des Farin Urlaub Racing Teams (schelmisch mit FURT abgekürzt) und eine anschließende Tour. Und im Gegensatz zu dem traditionellen Punk-Trio der Ärzte fährt Farin hier ganz andere Geschütze auf: Vier Damen im Background, eine vierköpfige Bläsergruppe, zwei weibliche Gitarristen – mit Farin und einem mittig platzierten Drummer macht das ganze 12 Leute auf der Bühne. Musikalisch gibt es Punk, aber auch eine wohlige Mischung aus Rock, Reggae und Funk.
Der Start im bestens gefüllten E-Werk Saarbrücken erfolgt hinter einem Vorhang mit dem Abspielen eines klassischen Beethoven-Stücks. Vorhang fällt und es geht gleich zur Sache. Der Sound ist um einiges fetter, als wir das von den Ärzten gewohnt sind. Was aber gleich bleibt: Herrn Urlaubs ausschweifende Ansagen und die erzählenden Lyrics seiner Songs. Die Fangemeinde bekommt einen Mix aus Titeln des aktuellen Albums „Faszination Weltraum“ und älteren Stücken, die man auch getrost als Klassiker bezeichnen kann, da die Menge wie bei jedem Ärzte-Konzert textsicher mitsingt.
Schon beim dritten Song gibt es eine La Ola durch den Saal. Und spätestens mit „1000 Jahre schlechten Sex“ brechen die letzten Dämme. Aus tausenden Kehlen ertönt es „Wenn du schläfst, kack ich dir auf den Bauch“. Jeder bekommt das Niveau, das er sich wünscht.
Was etwas schade ist: Trotz des Musiker-Gewusels auf der Bühne bleibt das Geschehen sehr statisch. Jeder hat seinen Platz, es gibt kaum Bewegung. Die Backgroundsängerinnen kommen gerade mal nach vorne, um mit Farin den A-cappella-Song „Die Leiche“ vorzutragen. Dann geht es schon wieder auf die Plätze. Die Möglichkeiten einer großen Combo werden einfach nicht ausgenutzt.
So steht halt Farin konsequent im Mittelpunkt. Er dirigiert die Menge, leitet La-Ola-Wellen an, erfindet spontan die „Lichtquellen-La Ola“, ermuntert zu Crowdsurfen und Pogo, ja, er gibt sogar Anleitung zur eigentlich dem Metal vorbehaltenen „Wall Of Death“ und bringt die Ordner ins Schwitzen, als plötzlich die Menschenmenge zum Spaßpunk aufeinander zurast. Solcherlei Mitmachsongs sind Farins große Stärke. Und zum Ende hin greift er ganz tief in die Trickkiste: Zum Song „Zehn“ gehen alle Zuschauer in die Hocke und warten auf die Ansage „Ich zähl bis zehn, dann will ich euch springen sehn“. Funktioniert immer. Ebenso wie der von der Menge illustrierte Songtext von „Alles dasselbe“.
Gut zwei Stunden waren es, bis Herr Urlaub die Fans wieder in die Stille Saarbrückens entließ. Ganze sechs Zugabe-Songs gab es in zwei Blöcken. FURT ist eigentlich Farin pur. Das ist das kleine Manko der Show. Ansonsten darf man aber viel Spaß erwarten und einen gut aufgelegten Solo-Punk, der den Bewegungsdrang seiner Fans zu stillen weiß.
Setlist Farin Urlaub — EWerk Saarbrücken, 22.5.2015
- Was die Welt jetzt braucht
- Glücklich
- Ich gehöre nicht dazu
- Klasse
- Am Strand
- Herz? Verloren
- Porzellan
- Augenblick
- 1000 Jahre schlechten Sex
- 3000
- iDisco
- Unscharf
- Sommer
- Der ziemlich okaye Popsong
- Newton hatte Recht
- Das Traurigste
- Niemals
- OK
- Immer dabei
- Dynamit
- Die Leiche
- Zehn
- Alle dasselbe
- Petze
- Trotzdem
1. Zugabe
- Unter Wasser
- Keine Angst
- Karten
2. Zugabe
- Wo ist das Problem?
- Abschiedslied
- Zehn²
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