Deutschsprachiges Liedgut ganz neu vertont
Die vorliegende CD hat mich sehr erfreut und zugleich sehr enttäuscht. Längst war es überfällig, dass sich jemand ein Beispiel an dem (manchmal schon arg überstrapazierten) „American Songbook“ nimmt und sich mit der deutschsprachigen Kulturlandschaft in Form eines Jahrhunderte umfassenden Liedguts annimmt. Die Tracklist hat mich dann auch überwältigt – mit Klassikern wie „Die Gedanken sind frei“ und „Winter ade“, einem selbst arrangierten Mix (!) aus beiden Nationalhymnen, religiösen Schwergewichten wie „Großer Gott, wir loben dich“ und „Schönster Herr Jesu“, aber auch Popsongs aller Metiers von „Ein Stern, der deinen Namen trägt“ über „Abenteuerland“ bis hin zu „Über sieben Brücken“. Die Vielfalt ist einfach überwältigend und trotz der riesigen Bandbreite absolut logisch.
Sehr enttäuscht bin ich, weil Falk sich auf eine instrumentale Interpretation der Stücke beschränkt. Die Arrangements sind frisch und lebendig – alles andere als verstaubt. Doch eine Gesangsstimme wäre meiner Ansicht nach ein großes Plus gewesen. Ohnehin singt man die bekannten Lieder während des Hörens im Kopf mit. Ich vermute also, dass Dieter Falk nicht von den Pianoläufen und Keyboard-Arrangements ablenken wollte, doch ohne die Texte fehlt mir die Essenz der Stücke. Schade.
Davon abgesehen bin ich aber weiterhin von der Idee dieses Albums begeistert und es gibt wundervolle Momente wie Ötzis „Stern“ in einer bläserlastigen Swing-Version, die melancholische Melodie von „Abenteuerland“, die Country-Attitüde bei „Über sieben Brücken“ und das poppig-verspielte „O du fröhliche“.
Dieter Falk hat als Produzent 20 Millionen CDs verkauft, war für fünf ECHOs nominiert, hat Pop-Oratorien komponiert und in seiner Autobiografie die langlebige Zusammenarbeit mit Stars wie PUR und Pe Werner ausgiebig gewürdigt. Er zählt definitiv zu den großen Machern im Hintergrund der Szene und die Auswahl für sein „German Songbook“ ist durchaus essentiell.