John Lennon: „Gimme Some Truth“ – Wahrheiten zum 80. Geburtstag
Am 9. Oktober wäre John Lennon 80 Jahre alt geworden. Anlass genug für Capitol Records, die ultimative Solo-Kollektion „Gimme Some Truth“ erneut aufzulegen. Ursprünglich vor zehn Jahren erschienen umfasste die Compilation 72 Titel, aber keine unveröffentlichten Aufnahmen, und war das 20. posthum erschienene Album nach Lennons Tod im Jahr 1980.
Die neue Version „The Ultimate Mixes“ enthält mit 36 Songs nur genau die Hälfte der ursprünglichen Tracks. Ich finde es auch schade, dass die Sortierung in vier Themenkomplexe aufgehoben wurde. Neu abgemischt erscheint das Album jetzt in etlichen Formaten und Konfigurationen, unter anderem als Deluxe Edition Boxset, das die 36 Songs gleich mehrfach auf 2CDs und einer Blu-ray Audio-Disc vereint. Letztere beinhaltet die Ultimate Mixes unter anderem in Studioqualität (24-bit/96kHz HD Stereo) sowie in 5.1 Surround Sound und in Dolby Atmos.
„Gimme Some Truth“ zeichnet Lennons Leben und Werk während der gesamten Post-Beatles-Ära nach, denn die Edition vereint Highlights von sämtlichen Soloalben – u.a. von „John Lennon/Plastic Ono Band“ (1970), „Imagine“ (1971), „Some Time In New York City“ (1972), „Mind Games“ (1973), „Walls and Bridges“ (1974), „Rock ‘n’ Roll“ (1975), „Double Fantasy“ (1980) sowie vom postum veröffentlichten Longplayer „Milk and Honey“ aus dem Jahr 1984. Eingerahmt wird die Auswahl von den frühen Exklusiv-Singles, die auf keinem Album vertreten waren: Startschuss sind die Titel „Instant Karma! (We All Shine On)“, in dem Lennon seinen eigenen Karma-Begriff darlegt, und die Sucht-Hymne „Cold Turkey“. Als doppelter Schlusspunkt fungieren sein alternativer Weihnachtsklassiker „Happy Xmas (War Is Over)“ und die ikonische Antikriegshymne „Give Peace A Chance“.
Ansonsten chronologisch nach dem Erscheinungsdatum der dazugehörigen Alben aufgebaut, vereint die Edition mit 36 Songs sämtliche Hits aus Lennons Feder, so dass inhaltlich die gesamte Bandbreite seiner Überzeugungen durchschimmert: Lennons Engagement für den Frieden zieht sich wie ein roter Faden durch das Album („Imagine“, „Give Peace A Chance“). Dazu geht es auch um Religion („God“), um Politik („Power To The People“, „Working Class Hero“) bzw. schwindelnde Politiker („Gimme Some Truth“), um Rassismus („Angela“), Gleichberechtigung („Woman“), immer wieder um die Liebe und das Eheleben („Love“, „Oh Yoko!“, „Dear Yoko“, „Mind Games“, „Out The Blue“, „Every Man Has A Woman Who Loves Him“, „Grow Old With Me“), um Einsamkeit („Isolation“) und um vieles mehr. Zu den weiteren Highlights zählen ein Live-Mitschnitt von „Come Together“, das er ursprünglich mit den Beatles aufgenommen hatte, sowie das mit Elton John eingespielte „Whatever Gets You Thru The Night“.
„John war ein brillanter Mensch, sehr humorvoll und verständig“, schreibt Yoko Ono Lennon im Vorwort des Buchs, das der Deluxe Edition beiliegt. „Er glaubte an Ehrlichkeit und daran, dass es in der Macht der Menschen liegt, die Welt zu verändern. Und so wird es auch kommen. Wir alle haben die Verantwortung, eine bessere Welt für uns und unsere Kinder zu entwerfen. Die Wahrheit ist letztlich das, was wir selbst erschaffen. Es liegt also in unseren Händen.“
Das 124 Seiten starke Buch wurde von Simon Hilton entworfen und editiert, dem Produzenten und Produktionsleiter der „Ultimate Collection“-Reihe. Im Buch ist die Geschichte zu allen 36 Songs in den Worten von John & Yoko zu lesen; dazu kommen auch andere Beteiligte in Form von Archiv- und neuen Interviews zu Wort. Illustriert ist das exklusive Buch mit Hunderten von bislang unveröffentlichten Fotos, Polaroids, Film-Stills, Briefen, Lyric-Sheets, Tape-Kisten, Artworks und weiteren Fundstücken aus den Lennon/Ono-Archiven.
Ein netter Release zum 80. Geburtstag, aber mir hat die 4CD-Kollektion zum 70. besser gefallen. Genial auf jeden Fall die liebevolle Vinyl-Ausgabe und das schöne neue Cover mit Aussagekraft.