Interview mit Damian Wilson – Sänger von Threshold, Headspace und Maiden United

Wir trafen Damian Wilson am Rande des Festivals „Music From The Beast“ in Oberursel. Er spielte dort mit der Coverband Maiden United und legte einen unglaublichen, akustischen Set mit Songs von Iron Maiden hin. Im Interview, das im Stimmengewirr des Cateringbereichs stattfand und absolut chaotisch ablief, sprachen wir über das neue Threshold-Album. Damian war trotz offensichtlicher Zeitknappheit sehr entspannt und gab (wenn auch etwas einsilbig) sehr konkret Auskunft zu unseren Fragen. Er präsentierte sich einmal mehr als sympathischer Sänger, der im Lauf des Abends seine Fannähe fortwährend unter Beweis stellte, im Publikum weilte und den Zuschauern für Fragen und Fotos zur Verfügung stand.

Hallo Damian. Bevor wir über das neue Threshold-Album sprechen, hätte ich ein paar Fragen zum heutigen Festival. Was bedeutet es für dich, zur großen Maiden-Familie zu gehören?

Damian Wilson: Wir sind nicht wirklich ein Teil der Maiden-Familie. Wir machen etwas, was in deren Richtung geht. Aber eigentlich ist das falsch.

Aber du weißt, was ich meine?

Damian Wilson: Klar. Aber wenn man von der Maiden-Familie spricht, dann meint man die Bandmitglieder und alles, was sie machen. Es ist aber wundervoll, in irgendeiner Form Teil davon zu sein.

Ich finde, dass dieses Festival in seiner Form weltweit einzigartig ist. Magst du die Idee und das Line-up?

Damian Wilson: Ja, ich liebe das Line-up. Wir haben Blaze Bayley hier und Paul Di‘Anno. Das ist fantastisch. Ich bin sehr gespannt, die Shows heute Abend zu sehen. Es macht mich auch stolz, hierher zu kommen und zu singen. Eine brillante Idee.

Kennst du andere Bands mit einer so starken Fanbase?

Damian Wilson: Nein. Auf jeden Fall nicht, wenn sie aus England kommen.

Ich denke da an Marillion.

Damian Wilson: Ja, das stimmt. Die Marillion-Fanbase ist großartig. Die Band bekommt viel Unterstützung.

Gerade die Bands im Progressive Rock haben sehr zuverlässige und treue Fans. Können Threshold das bestätigen?

Damian Wilson: Wir haben die engagiertesten Fans, die man sich eigentlich nur wünschen kann. Absolut.

Euer neues Album trägt den Titel „For the Journey“. Kannst du uns etwas über die Idee dahinter erzählen?

Damian Wilson: Es ist kein Konzeptalbum. Aber es geht um die Band – um unsere gemeinsame Reise. Es ist großartig geworden, finde ich. Und ich freue mich sehr darauf, es nun bald live zu spielen.

Werdet ihr auch nach Deutschland kommen?

Damian Wilson: Auf jeden Fall. Wir werden jede kleine Ecke hier spielen. Mehr als irgendwo sonst in der Welt. In Deutschland haben wir immer Heimspiele. Die Konzerte sind gut besucht und unsere Plattenfirma Nuclear Blast und unsere Agentur haben ihren Sitz hier. Deutschland steht auf dem Spitzenplatz unsrer Agenda.

Aber das Album ist kein Konzeptalbum. Die meisten Progbands schreiben mindestens ein Konzeptalbum in ihrer Karriere, aber ihr scheint es zu vermeiden, eine  fortlaufende Geschichte zu erzählen. Ist eure thematische Herangehensweise die einfachere?

Damian Wilson: Wir haben Alben mit einem Konzept, aber auf eine andere Art. Ein komplettes Konzept gibt es tatsächlich nicht bei uns. Wenn du dir aber Headspace anhörst, meine andere Band, da haben wir ganz klare thematische Konzeptalben. Das wirst du sehen, wenn wir bald unser zweites Album veröffentlichen. Es wird sogar das erste Album fortsetzen – also sehr konzeptbasiert.

„March Of Progress“ war ein fantastisches Album und bekam einige großartige Reviews in den gängigen Musikmagazinen. Es ist schwer, so etwas zu übertreffen. Ich finde, „For The Journey“ klingt dunkler und ruhiger. Wie war der Schreibprozess für dich?

Damian Wilson: Ich war nicht so sehr in den Schreibprozess involviert, wie ich mir das gewünscht hätte. Pete Morten und Johanne James haben auch mit geschrieben. Es ist ein sehr partnerschaftliches Verhältnis und wir haben großartige Songs ausgewählt.

Ihr habt fünf Jahre gebraucht, um „March Of Progress“ zu schreiben, aber nur zwei Jahre für das neue Album. War es einfacher, weil ihr als Band jetzt wieder zusammengewachsen seid?

Damian Wilson: Die fünf Jahre zuvor haben wir gebraucht, um uns als Band wieder näher zu kommen. Um gute Freunde zu werden. Wir hätten sicher auch früher ein Album machen können, aber wir haben die Zeit gebraucht.

War es schwierig für dich, wieder in die Band zu kommen?

Damian Wilson: Nein, gar nicht. Nur die Umstände waren schwierig. Ich mochte Andrew „Mac“ McDermott. Es war unglaublich traurig, unter welchen Umständen er aufhören musste und wie er dann verstarb. Mac hat die Band zu dem gemacht, was sie in diesem Moment war.  Es war nicht mehr die Band, die ich 1997 verlassen habe.

Ich denke aber, die Fans mögen beide Sänger.

Damian Wilson: Ich hoffe es. Ich bin ein großer Fan von Macs Stimme. Mit ihm waren Threshold etwas ganz Besonderes. Als ich sein letztes Album hörte, war ich sehr beeindruckt. Es ist fantastisch.

Willst du zum Schluss noch etwas zu den Maiden- und Threshold-Fans sagen? Jetzt wäre die Gelegenheit.

Damian Wilson: Ich habe einen engen Bezug zu Iron Maiden. Ich bin Steve Harris in meinen Anfangstagen begegnet und er hat das Album „Wounded Land“ gelobt. Das war ein großes Kompliment für einen jungen Kerl wie mich.

 Wir danken Damian Wilson für das Interview und vor allem Michael Rehwald vom „Music From The Beast“ Festival für die Organisation und die Möglichkeit, Damian vors Mikro zu bekommen. Wir sehn uns dann wieder in 2015!