„True Crime“ vom Meister der Justiz-Thriller

Den US-Autoren John Grisham kennt man vor allem für seine spannenden Justizthriller, die zum großen Teil auch sehr erfolgreich verfilmt wurden. Ich denke da nur an „Die Firma“ und „Die Jury“, mit denen auch meine Leidenschaft für seine Romane begann. Und die ist bis heute ungebrochen, ist er doch ein regelrechter Vielschreiber, von dem mindestens ein Buch pro Jahr erscheint.

Für das neuste Werk hat er sich allerdings mit Jim McCloskey zusammengetan und es ist ganz anders als die bekannten fiktionalen Werke. Bereits im Jahr 2006 gab es das Buch „Der Gefangene“, in dem Grisham die Geschichte von Ronald Keith Williamson erzählte, der Opfer eines Justizirrtums wurde und elf Jahre lang im Todestrakt auf seine Hinrichtung warten musste.

Auch im neuen Band geht es um Menschen, die unschuldig hinter Gittern gelandet sind. Es ist Grisham ein echtes Anliegen, auf deren Schicksale hinzuweisen und die Unzulänglichkeiten des Justizsystems anzuprangern. Da kam ihm Jim McCloskey gerade recht, der vor vielen Jahrzehnten die Organisation „Centurion Ministries“ gründete, die sich für zu Unrecht verurteilte Menschen in den USA einsetzt. Seit 1983 haben sie über 70 unschuldige Menschen aus lebenslänglicher Haft oder der Todeszelle befreit.

Im Buch finden sich zehn spannende und in Teilen wirklich unglaubliche Geschichten. Im Wechsel niedergeschrieben von beiden Autoren. Man kommt aus dem Kopfschütteln einfach nicht mehr raus, wenn die sogenannten Gesetzeshüter beschrieben werden, die zu allerlei Schikanen, Tricks und Meineiden greifen, um vermeintliche Täter ins Gefängnis zu bringen. Unglaublich, dass solche Dinge überhaupt möglich sind.

Die Geschichten lesen sich wie True-Crime-Stories (man kennt ja entsprechende Podcasts oder das Magazin „Stern Crime“), doch es ist mehr als das, denn beide Autoren verlassen gerne mal den objektiven Blickwinkel und kommentieren rigoros, wie das System hier Menschen behandelt und der Einzelne ihm hilflos ausgeliefert ist. Den Glauben an die Obrigkeiten kann man da schnell verlieren.

„Unschuldig“ ist kein Roman, aber es sind zehn spannende Erzählungen vor realem Hintergrund. John und Jim sind engagierte Kämpfer für die Gerechtigkeit – und es tut gut, dass beide eine Stimme haben, die gehört wird. Hoffentlich auch dann noch, wenn der Meister der Fake News wieder in den USA das Ruder übernimmt.