Duell der Giganten – Filmmusik von John Williams und Hans Zimmer
Was wird man in hundert Jahren rückblickend über die wohl größten Komponisten unserer Zeit sagen? Zwei Menschen, die mit ihrer Musik Millionen von Fans erreichen, Oscars und Grammys gewinnen, in Kinos, im Radio, in Konzertsälen gespielt werden? Wird man sie in einem Atemzug mit Mozart, Beethoven und Mahler nennen? Oder werden sie als temporäres popkulturelles Phänomen abgetan?
Den Zuschauern in der gut besetzten SWT Arena war das sicherlich egal. Sie wollten sich einen Abend lang an den gut bekannten Melodien erfreuen. Und dem wurde klar genüge getan. Es begann schon mit dem Fan, der voll ausgestattet im Darth Vader Kostüm durch die Reihen marschierte und gern zu gemeinsamen Selfies bereit war. Das brachte ebenso den besonderen Flair in diese Veranstaltung wie das atmosphärische Bühnenlicht.
So wurde das Kyiv Camerata & National Presidential Orchestra unter der Leitung von Robert Emery hervorragend in Szene gesetzt. Rund 60 Musiker*innen, die momentan mit „The Music of Hans Zimmer and John Williams“ auf Deutschlandtour sind. Die beiden großen Namen suggerierten ein „Duell der Giganten“, doch natürlich ist klar, dass es hier keinen Sieger geben kann, geben darf. Beide stehen in ihren Kompositionen und der Einzigartigkeit ihrer Musik ganz für sich.
Moderator Max Moor übernahm die Rolle, den Zuschauern die Hintergründe der Show nahe zu bringen. Er gab Anekdoten zu Regisseuren wie George Lucas und Steven Spielberg zum besten, erzählte von den Schauspielern Tom Hanks und Leonardo di Caprio – aber vor allem brachte er den Zuschauer*innen die Persönlichkeit der Komponisten nahe. Informativ, spielerisch, anschaulich. Dazu trug auch Dirigent Robert Emery einige Highlights bei.
Der Abend startete mit Williams und der Musik zu „E.T.“, genauer gesagt der musikalischen Schlusssequenz des Films. Direkt wurde klar, dass es keine Bilder auf Leinwand braucht, um den Film mitzuerleben. Bei solch bekannten Klängen entstehen die Bilder ganz von selbst im Kopf. Das sollte im Lauf des Abends immer wieder passieren – mal mehr, mal weniger ausgeprägt.
Weiter ging es mit Zimmers „The Da Vinvi Code“, dann erklangen zur Freude des Publikums das Glockenspiel und die wirbelnden Streicher von „Harry Potter“. Einziger Zauberer im Saal war Emery mit seinem Zauber-Dirigentenstab, doch das reichte völlig aus. Mein Sohn freute sich dann vor allem an Zimmers Musik zu „Inception“, während ich bei den Fanfarenklängen von „Indiana Jones“ aus der Feder von John Williams ins Schwelgen geriet. Jeder konnte sich in bestimmten Stücken wiederfinden.
Ein ruhiger und besonders aufwühlender Moment war der Auszug aus „Schindlers Liste“ mit seiner bescheidenen, reduzierten, an die Klezmer Musik angelehnten Melodie, die von der ukrainischen Stargeigerin Bogdana Pivnenko emotional vorgetragen wurde. Am Ende des Konzerts sollte sie dafür nochmal einen verdienten Sonderapplaus bekommen.
Nach dem hymnischen Thema aus „Batman“ verabschiedete sich das Orchester in eine 20minütige Pause. Danach tauchte der Dirigent als besoffener Pirat Jack Sparrow auf und Moor erzählte von den ersten Umsetzungsversuchen der Idee zu „Fluch der Karibik“ und den Schauspielern, die vor Johnny Depp für die Hauptrolle im Gespräch waren. So erfuhr man immer wieder Neues zu den Hintergründen der Produktionen, was den Abend sehr kurzweilig machte.
Natürlich wurde auch das Leben und Wirken der Komponisten gewürdigt. Hans Florian Zimmer, geboren am 12. September 1957 in Frankfurt am Main, hat einen beeindruckenden Lebenslauf: Er erlernte als Kind das Klavierspiel im Elternhaus, wobei er nur für kurze Zeit einen Klavierlehrer hatte. John Towner Williams, am 8. Februar 1932 in New York geboren, gilt als der Lieblingskomponist von Steven Spielberg und George Lucas. Er wurde als Sohn eines Orchestermusikers im New Yorker Stadtbezirk Queens geboren. Bereits im Alter von drei Jahren erlernte er das Notenlesen.
Musikalisch folgten „Jurassic Park“ und „Gladiator“, wobei in letzterem Stück der Dirigent höchstpersönlich zur Percussion mit einem Hammer auf ein Stahlstück einschlug. Grandiose Effekte erzielte er auch, als er bei „Star Wars“ das Publikum dirigieren ließ und die Musik von Williams mit den Anweisungen „schneller“ und „intensiver“ zum klingen brachte. Deutlich reduzierter leitete Max Moor dann mit zwei prägnanten Tönen das Thema von „Der weiße Hai“ ein – und zumindest die ältere Generationen erkannte den Film sofort.
Der kurzweilige Abend endete nach 150 Minuten mit einer der wenigen Gemeinsamkeiten beider Komponisten, den beide haben Musik für (unterschiedliche) Filme der „Superman“-Reihe geschrieben. Zimmer kam im regulären Teil an die Reihe, Williams im Zugabenblock. Standing Ovations beendeten das Konzert und beseelt konnte man mit einem Kopf voller Ohrwürmer nach Hause gehen.
Alle Fotos: Simon Engelbert, PHOTOGROOVE