Alligatoah – Schlaftabletten, Rotwein, aber kein Mixtape

Warum ich bisher um die Musik von Alligatoah stets einen großen Bogen gemacht habe, kann ich mir auch nicht erklären. Muss wahrscheinlich an dem hippen, rechtschreibverhunzten Namen gelegen haben, den sich Rapper so gerne zu eigen machen. Aber ich gebe zu, dass da vermutlich einiges an Witz und Kreativität an mir vorbei gegangen ist in den letzten Jahren.

Der Output von Lukas Strobel als Rapper, DJ, Produzent und Sänger ist zumindest riesig. Neben den regulären Studioalben erschien ja auch die „Schlaftabletten, Rotwein“-Reihe, die in den Teilen I bis IV typische Mixtapes darstellte. Mit Nummer V ist nun ein reguläres Studioalbum draus geworden. Für manche vielleicht etwas verwirrend, doch die Fans werden damit umgehen können.

Textlich und musikalisch gefällt mir das Album sehr gut. Vor allem da Strobel nicht nur rappt, sondern auch eine schöne Singstimme hat, die fast ein wenig ins Schlagerhafte abdriftet. Doch er bekommt immer wieder die Kurve und holt uns mit seinem Wortwitz in die Realität zurück. Da gibt es Schnelligkeit in den Textpassagen und ein wohliges Ärzte-Feeling in den Refrains.

Man findet die skurrile Aggressivität von „Beinebrechen“ oder das bissige „Meinungsfrei“ für alle Menschen, die sich lieber aus den wichtigen Themen raushalten. „Wo kann man das kaufen“ ist mehr als offene Konsumkritik und „I Need A Face“ spielt böse ironisch mit den Tücken des Alltags.

Das Album bietet 16 melodische Titel, die schnell zu Ohrwürmern werden – inklusive des erzählenden Dreiteilers „Die grüne Regenrinne“. Sehr vielseitig und kreativ. Von Rap und HipHop bis hin zu Deutschrock und Punk ist einfach alles dabei.

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