Zwei Liebende und ihre Lieblingssongs
Das Cover zu „Glory of Love“ zeigt ziemlich deutlich, was diese beiden doch recht unterschiedlichen Musikschaffenden zusammenführt – die Liebe! Im März 2020 war der Moment, als die deutsche Schauspielerin Melanie Wiegmann auf der kleinen maltesischen Insel Gozo landet, um dort ihren Lebensgefährten, den Musiker Carl Carlton, zu besuchen. Pandemie, Quarantäne, Reisebeschränkungen – nichts ging mehr. Carl, international vernetzter und bekannter Rockgitarrist, war gezwungen, sämtliche musikalischen Projekte auf Eis zu legen.
Auch für Melanie wurde die Reise zur Zäsur. Sie brach Brücken ab und verließ die laufende Produktion der ARD-Telenovela „Sturm der Liebe”, mit der sie zum Star wurde. Aus ihrem ursprünglich geplanten Vier-Tage-Trip wurden schließlich drei Jahre. Das Paar nutzt die Zwangspause auf der Mittelmeerinsel, um sich der Musik zu widmen. Im Vordergrund standen der Spaß und die gemeinsame Liebe zu den Songs. Dass daraus eine CD-Veröffentlichung werden sollte, war für viele überraschend.
Das Album enthält mit „Dreamer“ nur einen Originalsong von Carlton. Darüber hinaus gibt es 14 Coverversionen mehr oder weniger bekannter Stücke von Leonard Cohen über Bob Dylan bis zu The Velvet Underground. Schon der Opener „Long Monday“ ist ein harmonisches Country-Folk-Duett, das die so unterschiedlichen Vocals vereint und zu der erdigen Gitarrenmusik bestens bestehen kann. Die Ballade „Black Muddy River“ – im Original von Grateful Dead – gibt Melanie mehr Raum. Sie hat eine sehr schöne, emotionale Stimme, die diesen Song bereichert.
So geht es weiter durch das rhythmische „Glory Of True Love“, den Liebesschwur „If I Needed You“ und das hymnisch-verträumte „Sunday Morning“ (Velvet Underground). Sehr spannend wird es dann mit Leonard Cohens Longtrack „Dance Me To The End Of Love“, der tragischen Geschichte eines Häftlingsorchesters im KZ. Sicher ein Highlight dieser CD, begleitet von Meret Beckers singende Säge und Frank Meads Altsaxophon.
Carl Carlton ist definitiv ein Ausnahmekünstler von internationalem Rang. Als Gitarrist, Songwriter und Produzent arbeitete er bereits mit Robert Palmer, Eric Burdon, Joe Cocker oder Paul Young zusammen, um nur einige aus einer langen Liste zu nennen. Seit Jahrzehnten begleitet er zudem die erfolgreichsten deutschen Rockmusiker Peter Maffay, Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhagen. Vielen Musikliebhabern ist er aber vor allem durch seine eigene Band Carl Carlton And The Songdogs bekannt. Von denen stammt „Dreamer“, das hier sehr elegant neu interpretiert wird.
So reiht sich Highlight an Highlight. Melanie interpretiert den Beatles-Titel „Here There And Everywhere“ sehr sanft und melancholisch. Beide lieben die Musik von Tom Petty, so muss es natürlich „Wildflowers“ in einer fantastischen Akustikversion auf die CD schaffen. Die Dylan-Titel sind sehr groß. Das unverwüstliche „Route 66“ kommt mit starkem Blues perfekt zur Geltung und ganz zum Schluss gibt es Amanda McBrooms „The Rose“ in einer sentimental-verspielten Countryversion.
Mit „Glory Of Love“ ist ein warmherziges musikalisches Tagebuch entstanden, das mit eigenwilliger Songauswahl, unprätentiösen Arrangements und natürlichem Charme überzeugt. Die vielleicht schönste Überraschung: Hier haben sich nicht nur zwei Seelen, sondern auch zwei wundervoll harmonierende Stimmen gefunden. Weigmann und Carlton tragen das Album mit ihren Persönlichkeiten und der einzigartigen instrumentalen Interpretation. Es ist ein Genuss, die beiden im Verbund zu hören. Ein atmosphärisches Ausnahmealbum voller grandioser Ideen!