Shani Diluka – „Cosmos: Beethoven & Indian Ragas“ – Treffen der Kulturen
Ist es ein Widerspruch, die Musik von Ludwig van Beethoven mit der klassischen indischen Musik zu verknüpfen? Im ersten Augenblick schon. Die Musik Beethovens ist der Inbegriff westlicher Klassik. Wie ein Monument steht sie am Beginn des nachrevolutionären bürgerlichen Zeitalters und scheint auch fest in dieser Epoche verwurzelt zu sein. Doch Beethoven war auch auf der Suche nach Spiritualität, nach Sinnsuche, nach dem Universellen – und das in den Schriften orientalischer Religionen ebenso wie beim Komponieren.
Dieser Verbindung spürt die Pianistin Shani Diluka mit ihrem Projekt Cosmos nach. Das Album stellt zwei Klaviersonaten des 2020-Jubilars indischen Ragas gegenüber – gespielt von Mehboob Nadeem (Sitar) und Mitel Purohit (Tabla), die auch Beethovens Themen in ihre Improvisationen miteinbeziehen. Das Ergebnis ist ein west-östlicher Dialog, den es so noch nie gegeben hat.
Shani Diluka entdeckte zwischen dem großen Klassiker und der fernöstlichen Welt auch musikalische Zusammenhänge: Etwa in der Gestaltung bestimmter Motiventwicklungen oder der Technik, mit dem Klavierpedal über mitschwingende Obertöne den tonalen Rahmen zu erweitern. Die „Mondscheinsonate“ und die „Appassionata“, die hier auf Beethovens Seite gewählt wurden, begegnen auf Cosmos Improvisationen über passend ausgewählte indische Ragas als melodische Elemente.
Alles steht nebeneinander: Die fernöstliche Musik und der europäische Klassiker, die für unsere Ohren ungewöhnlichen Instrumente und ein sanft gespieltes Piano, die musikalische Energie beider Welten. Das Ergebnis sind 65 spannenden Minuten mit sehr vertrauten Klängen und einem Einblick in eine andere Welt. Dabei steht jede Seite fest für sich. Spannend und virtuos eingespielt.