„Du musst den Leuten erstmal beweisen, dass du wirklich echt bist“ – Interview mit Mrs. Greenbird
Mrs. Greenbird ist ein Duo mit Geschichte – einer Geschichte, die in den letzten beiden Jahren kräftig an Fahrt aufnahm und mit einem Nummer-1-Debütalbum in Gold einen ersten Höhepunkt erreichte. Ihre „Shooting Stars & Fairy Tales“-Tournee wurde mit einem LEA-Award als beste Clubtournee des Jahres 2013 ausgezeichnet. Steffen Brückner und Sarah Nücken lieben all das, was heutzutage unter „Americana“ subsumiert wird – Country, Folk, Blues und alles dazwischen und drumherum. Sie bedienen sich in ihrer Musik traditioneller Stile und Stilmittel, doch sie nutzen sie für eine ganz individuelle Herangehensweise, die sie selbst einmal „Singersongwritercountryfolkpop“ genannt haben.
Am 07. November erscheint ihr zweites Album „Postcards“. Vorher nahmen sich Steffen Brückner und Sarah Nücken die Zeit für ein Interview mit Musicheadquarter. Unser Chefredakteur Thomas Kröll sprach mit den beiden in einem Kölner Café über das neue Album, die Aufnahmen in Nashville, Altlasten, Auszeiten, Wünsche, Hoffnungen und Ängste.
Meine erste Frage wäre die nach deinem Hut gewesen, Steffen. Auf den Promo-Fotos zum neuen Album trägst du ihn nur selten und auch dein Bart ist weniger geworden. Am vergangenen Donnerstag bei eurem Unplugged-Auftritt im Arkadas-Theater hattest du deinen Hut dann aber doch wieder auf. Heute bist du ohne gekommen, dafür trägt Sarah diesmal Hut. Jetzt bin ich verwirrt.
Steffen: Der Bart ist ja schon vor zwei Jahren sukzessive weniger geworden. Teilweise habe ich auf den Promo-Fotos einen Hut, aber nicht auf allen. Ich bin nach wie vor passionierter Hutträger. Nicht immer, aber doch regelmäßig. Wir haben so eine Policy, dass wir sagen: Immer abwechselnd. Nicht gleichzeitig, sonst sieht das schnell aus wie zwei Mützenverkäufer (lacht). Der Hut ist ja auch oft eine Verlegenheitstat, wenn man mit der Frisur nicht zufrieden ist.
2012 seid ihr mit eurem Debütalbum quasi aus dem Stand durch die Decke gegangen. Inwiefern hat sich euer Leben seitdem verändert?
Steffen: Beruflich hat sich tatsächlich einiges getan. Wir sind viel mehr im Außendienst unterwegs als früher. Letztes Jahr waren wir insgesamt zehn Monate unterwegs. Die Arbeitszeiten sind deutlich unregelmäßiger geworden. Wir arbeiten viel mehr in Nachtschichten. Ich glaube auch, dass unser Leben deutlich interessanter geworden ist, was so die Abwechslung anbelangt. Wir haben natürlich viel mehr mit Menschen zu tun. Zum einen mit denen wir arbeiten, zum anderen mit den Freunden unserer Musik, mit denen wir regelmäßig in Kontakt treten und wo wir mit der Zeit sehr viele nette Bekanntschaften geschlossen haben. Privat hat sich bei uns eigentlich so gut wie gar nichts verändert. Unser Umfeld ist immer noch genauso wie früher, dieselbe Wohnung, dieselbe Familie, dieselben Freunde.
Euer neues Album „Postcards“ erscheint am 07. November. Diesmal habt ihr die Platte in Nashville aufgenommen. Wie kam es dazu?
Sarah: Wir wollten mit William Fitzsimmons einen Song zusammen schreiben, weil seine „The Sparrow And The Crow“-Platte bei unseren Konzerten immer zum Einlass lief. Wir haben gedacht, das wäre eine schöne Verbindung, wenn er auf unserem zweiten Album auftaucht. Dann haben wir bei seinem Management angefragt, weil er gerade auf Deutschlandtour war. Er hatte aber leider keine Zeit. Bei demselben Management war aber auch unser Produzent (Marshall Altman, Anmerkung der Redaktion) unter Vertrag und der Manager hat ihm dann unsere Songs geschickt. Daraufhin hat er gesagt: Finde ich super, ich will die kennenlernen und dann schreiben wir zusammen einen Song. Wir haben uns dann auf Skype verabredet und versuchsweise einen Song geschrieben. Dabei haben wir uns direkt gut verstanden und noch einen zweiten Song zusammen geschrieben.
Wie schreibt man denn über Skype einen Song?
Sarah: Jeder sitzt da und hat sein Instrument vor sich, einen Stift, einen Block und dann schreibt man (lacht).
Steffen: Also im Grunde genommen ist es genauso, als würdest du zusammen in einem Raum sitzen. Man tauscht sich halt aus, man liest sich Ideen vor oder spielt sich Ideen vor. Man kann sich ja auch super über Skype Texte hin und her schicken. Das funktioniert sehr sehr natürlich. Wir haben da eigentlich keine Einschränkung wahrgenommen. Außer wenn zwischendurch die Verbindung mal ein bißchen schlecht wurde. Aber die Zeitverzögerung ist unheimlich minimal und es ist eigentlich ein sehr angenehmes Arbeiten. So haben wir halt den Marshall kennengelernt. Anfangs haben wir uns gar nicht so getraut, weil wir dachten: Hey, das ist ein großer Produzent, der schon mit unheimlich vielen wichtigen Künstlern zusammen gearbeitet hat. Was will der mit uns? Irgendwann haben wir ihn aber dann doch in einer E-Mail ganz vorsichtig gefragt, ob er sich eine Zusammenarbeit mit uns vorstellen könnte. Und dann schrieb er nur zurück: Ich dachte ihr fragt nie (lacht). Wir haben das dann relativ kurzfristig mit ihm und unserer Plattenfirma eingestielt. Dann haben wir unsere Koffer gepackt und sind in den Flieger gestiegen. So sind wir in Nashville gelandet. Wobei die Stadt selber jetzt gar nicht so unbedingt unser Ziel gewesen ist. Es war eher ein glücklicher Zufall, dass er in Nashville saß und wir dann da produzieren konnten.
Wie lange wart ihr insgesamt da?
Sarah: Zweieinhalb Monate.
Steffen: Wir hatten alle Songs fertig geschrieben. Aber unser Ziel war wirklich den gesamten Produktionsprozeß dann da zu machen. Wir sind also hin, haben erstmal ein Barbecue gemacht, um unseren Produzenten tatsächlich mal kennenzulernen, dann zehn Tage Vorproduktion gemacht, neue Demos aufgenommen, Details festgelegt und eine Vision erarbeitet, wie wir klingen wollen. Dann haben wir mit der Band Liveaufnahmen, Vocal- und zusätzliche Instrumentalaufnahmen gemacht und uns sehr sehr viel Zeit gelassen und sehr genau ausgesucht, wie es klingen soll und was wir machen wollen. Bei dem gesamten Mixing- und Masteringprozeß sind wir auch noch da gewesen. Einen Tag nachdem die Platte komplett fertig war, sind wir wieder in den Flieger gestiegen und nach Hause geflogen.
Sarah: Wir haben die Nachts fertig gemastert und am nächsten Morgen nach drei Stunden Schlaf saßen wir um 5 Uhr im Flieger (lacht).
Punktlandung. Wenn man im Fußball in die Bundesliga aufsteigt, dann sagt man, dass das zweite Jahr immer das Schwerste ist. „Postcards“ ist euer zweites Album. Welche Wünsche, Hoffnungen und vielleicht auch Ängste verknüpft ihr damit?
Steffen: Bei Musikern oder Platten sagt man ja genau dasselbe, dass die zweite Platte immer die Schwierigste ist. Besonders wenn die erste erfolgreich war. Mit der ersten rechnet ja keiner. Die passiert einfach und wird dann erfolgreich und kommt so aus dem Nichts. Danach ist der Erwartungsdruck unheimlich groß. Den Druck haben wir natürlich auch zu spüren bekommen. Vor allen Dingen von uns selbst, weil wir ja von dem Erfolg des ersten Albums selbst total überrascht waren. Wir haben natürlich den Anspruch gehabt daran anknüpfen zu wollen. Gar nicht in erster Linie was Verkaufszahlen und Chartpositionierungen anbelangt, aber eben was die Qualität, musikalische Vision und halt auch die Akzeptanz bei unseren Fans betrifft. Wir machen ja Musik für Leute und möchten gerne, dass die was damit verbinden. Das ist für uns der wichtigste Indikator. Du hast halt den Druck, dass du irgendwann ein zweites Album machen musst, die Songs müssen fertig werden, das Ding muss produziert werden. Und dann sitzt du natürlich da und wartest darauf, was jetzt passiert. Findet das jetzt einer gut oder nicht? Das ist wie ein kurzer Moment im freien Fall. Du weißt nicht, wo schlage ich jetzt auf.
Sarah: Ich mache mir keine Sorgen, ob das Album jetzt den Freunden unserer Musik gefällt oder nicht. Ich glaube, denen gefällt das, weil wir unseren Stil schon beibehalten, aber trotzdem weiterentwickelt haben. Die können uns also auf jeden Fall wiedererkennen und sich wahrscheinlich auch wieder damit identifizieren. Ich mache mir nur Sorgen darum, ob das tatsächlich jeder weiß, dass das jetzt rauskommt, weil wir schon ziemlich lange von der Bildfläche verschwunden sind. Zwei Jahre ist jetzt mehr oder weniger nichts passiert.
Dann werden wir hiermit ein bißchen dazu beitragen, dass es die Leute mitkriegen. Ich muss sagen, ich habe das Album auch schon gehört. Normalerweise stehe ich zwar mehr auf Rockmusik, aber es ist einfach ein schönes Album geworden. Bei eurem Auftritt im Arkadas-Theater war ja auch meine Freundin mit dabei, die gar nicht so richtig wusste, was sie erwartet und sie war total begeistert. Wenn man das alles jetzt mal so ein bißchen als Indikator nimmt, dann sieht es doch nicht schlecht aus.
Steffen: Das ist nett und das ist ja auch so ein bißchen das Ding. Die Leute, die uns teilweise noch von früher kennen, die sich halt mit uns auseinandergesetzt haben, die können uns ganz gut abschätzen. Die wissen wie wir sind, wie wir ticken und was wir so machen. Wir merken jetzt in der Vorbereitung zum neuen Album, dass wir gerade bei denen, die sich mit uns noch nicht so auseinandergesetzt haben, mit mehr Vorurteilen zu tun haben, als wir gedacht hatten.
Zum Beispiel?
Steffen: Na ja, zum einen wegen unseres Hintergrunds. Dass wir durch den Sieg bei X-Factor den Schub bekommen haben, ist wahnsinnig erklärungsbedürftig. Weil keiner davon ausgeht, dass jemand, der an einer solchen Show teilnimmt, tatsächlich ein autarker selbständiger Künstler ist. Wir sind ja tatsächlich genauso da reingegangen, wie wir nachher rausgekommen sind. Von den Kritikern solcher Formate nimmt dir das aber erstmal keiner ab. Du musst den Leuten erstmal beweisen, dass du wirklich echt bist. Das ist ein bißchen so wie ein Kampf gegen Windmühlen. Wobei das interessanterweise nur bei den Medien so ist. Für die Fans und alle Musiker, die wir so kennen, ist das alles gar kein Thema. Die würden das wahrscheinlich selber nicht machen, was auch total nachvollziehbar ist, sind aber in der Lage das große Ganze zu sehen. Wir versuchen uns da noch so ein bißchen freizuschwimmen. Jeder muss seinen Weg finden.
Man muss wahrscheinlich auch deshalb mehr Überzeugungsarbeit leisten, weil die Castingshows ja schon Formate sind, bei denen am Ende auch einfach viel Schrott übrigbleibt.
Steffen: Es ist ja auch unheimlich undurchsichtig. Die Bedingungen und die Art wie die Produktion aufgestellt ist, sind ganz ganz unterschiedlich. Als wir da reingestolpert sind, haben wir uns das ganz genau angeguckt und überlegt, ob wir das überhaupt wollen. Wir kannten aber die Produktion sehr gut und sind mit den Entscheidern nach wie vor gut befreundet. Wir wissen halt, dass die den Künstlern wohlgesonnen sind. Deshalb haben wir da kein so großes Risiko verspürt. Das weiß draußen aber keiner. Da geht ja niemand mit hausieren.
Würdet ihr mit dem Wissen von heute nochmal an einer Castingshow teilnehmen?
Sarah: Ich hätte mich jetzt niemals bewusst dafür beworben. Wir sind durch Zufall da reingeraten. Für mich war das ein bißchen wie ein Wink des Schicksals. Sonst hätte ich das nie gemacht. Ich war im Schlafanzug zuhause und Steffen ist beim Music Store gewesen, wie jeden Samstag, und hat sich Gitarren angeguckt, die in der Woche davor noch nicht da gestanden haben (lacht).
Steffen: Rede da nicht so abfällig drüber. Das ist wichtig (lacht).
Sarah: Er hat sich dann echt überreden lassen da mitzumachen und hat mich dann angerufen. Ich habe mir dann ganz schnell Klamotten angezogen und bin da hin. Wir haben zwei Lieder gesungen und dann ging das halt immer so weiter. Das Schöne war, dass wir in der Show auch eigene Songs präsentieren durften. Wir konnten uns also von Anfang an so präsentieren, wie wir wirklich waren. Das hat echt Spass gemacht und war eine richtig schöne Zeit. Das hat sogar Menschen verbunden. Unsere Nachbarn, die immer dachten wir mögen sie nicht, sind zu jeder Show gekommen und haben so ein riesiges Bettlaken mit Herzchen gebastelt und Sektflaschen auf unseren Briefkasten gestellt. Wir haben sie dann auch im Booklet zum ersten Album gegrüßt und seitdem gehen die ganz anders mit uns um. Man merkt, das hat irgendwas in denen bewegt. Oder unsere Familien und Freunde haben sich alle irgendwie versammelt. Das war etwas sehr Schönes. Und im Moment können wir von der Musik ja auch noch leben. Das alles wäre ohne X-Factor nicht passiert.
Steffen: Man muss einfach wissen, was man will und was man da macht. Wir haben das, was wir da gemacht haben, immer unheimlich ernst genommen. Also musikalisch-künstlerisch. Die Show nicht wirklich. Das war eine große Gaudi und wir haben geguckt, dass wir so viel Spass wie möglich haben. Gleichzeitig haben wir hart daran gearbeitet, dass wir uns so darstellen können, wie wir wirklich sind. Die Rechnung ging zum Glück auf. Ob sich das nochmal wiederholen ließe, weiß ich nicht. Aber sag niemals nie.
Sarah Nücken und Steffen Brückner bei ihrem Unplugged-Auftritt im ausverkauften Kölner Arkadas Theater.
Kommen wir nochmal auf das neue Album zurück. Besonders interessant finde ich die Botschaft in „Slow Me Down“. Man ist ja heutzutage permanent erreichbar. Man kommuniziert über Handy, per SMS, WhatsApp oder Facebook. Die Reizüberflutung durch die Medien ist enorm. In „Slow Me Down“ wünscht ihr euch mehr Zeit zum Durchatmen und Entschleunigen. Inwieweit gelingt euch das selbst?
Steffen: Wir nehmen uns tatsächlich gezielt Auszeiten. Neulich haben wir uns einen kleinen Urlaub gegönnt und waren zwei Wochen weg und dabei komplett offline. Wir waren nicht erreichbar. Weder telefonisch noch über Internet. Ich habe tatsächlich ein Buch gelesen (lacht).
Sarah: Eigentlich machen wir das seit Jahren so. Wenn wir in Urlaub fahren und das ist selten, dann will ich auch von der Welt nichts mitbekommen. Deswegen bin ich ja im Urlaub. Ich fahre ja nicht in Urlaub, um mir bei Facebook anzugucken was da jeden Tag woanders passiert. Ich bin jetzt auch kein Mensch, der jeden Tag sein Essen fotografiert oder sagt: Hier, so sehen meine neuen Schwimmflügel aus (lacht). Ich genieße das halt voll und ohne das kann ich auch gar nicht runterfahren. Seitdem wir im Musikbusiness sind, ist es immer schwieriger, weil da wirklich jeder permanent arbeitet und immer was los ist. Auch am Wochenende und Feiertags. Ich habe jetzt schon wieder in den Kalender geguckt. Ich glaube, wir können das nächste Mal Ende Mai Urlaub machen. Es ist halt wirklich schwierig einfach mal wegzufahren, weil jederzeit ein Termin reinkommen kann. Es gibt ja auch Termine, die musst du ein paar Tage vorbereiten. Natürlich machen wir auch Instagram selber, wir machen Twitter selber oder die Facebookseite. Ich merke halt, dass mich das manchmal schon überfordert. Vor allem, wenn du viel unterwegs bist. Letztes Jahr war es wirklich so, dass wir im Tourbus telefoniert haben, eine E-Mail nach der anderen beantwortet haben und dann rausgefallen sind auf die Bühne. Da kämpfen wir echt, dass wir uns da mehr und mehr freischaufeln und auf die Musik konzentrieren wollen. Und nicht so sehr auf die Büroarbeit. Ich glaube, ich wäre gerne Künstler in den Siebziger, Achtziger, Neunziger Jahren gewesen. Da hatte nicht jeder ein Handy.
Steffen: Technik und Fortschritt ist ja super. Wir mögen das ja auch. Ich bin selbst so ein kleiner Tech-Nerd. Aber ich glaube man muss einfach immer wissen, was tatsächlich für einen persönlich im Leben wichtig ist und sich diese Sachen auch bewahren. Man kann den ganzen Scheiß machen und die ganze mediale Überforderung mitnehmen, so lange man dazu in der Lage ist, immer mal wieder zurückzutreten und sich um sich und sein engstes Umfeld zu kümmern. Man muss das nicht verteufeln. Man muss nur die Waage finden.
Ihr macht gerade eine kleine Unplugged-Tour durch Berlin, Hamburg, München und Köln in eher ungewöhnlichen Locations. Gibt es einen Ort, an dem ihr unbedingt mal gerne ein Konzert spielen würdet?
Sarah: Wir haben den kleinen bescheidenen Traum, dass wir mal in der Grand Ole Opry in Nashville spielen wollen. Das ist ein uraltes Theater.
Steffen: Das ist ja die älteste Radiosendung der Welt. Eine Live Country-Radioshow, die fast täglich ausgestrahlt wird und das seit über achtzig Jahren vor einem Live-Publikum von viereinhalbtausend Leuten. Im Grunde genommen ist das so ein bißchen wie eine Karnevalssitzung. Das ist eine unwahrscheinliche Stimmung. Da würden wir gerne mal spielen, obwohl das natürlich auch sehr utopisch ist.
Sarah: Dahin schaffen es nur die Besten der Besten. Wenn du einmal da gespielt hast, kriegst du eine Plakette, die in der Grand Ole Opry aufgehangen wird. Und dann hängst du da quasi auf ewig.
Steffen: Wenn du einmal Mitglied bist, kannst du immer da auftreten und wirst immer wieder eingeladen. Völlig egal, wie groß oder klein deine Karriere gerade ist. Das ist wie ein Musik-Biotop. Die sind halt für sich und die interessieren keine Charts oder Verkaufszahlen. Das ist eine sehr sehr familiäre Atmosphäre. Gibt es sonst noch Säle, in denen wir mal gerne spielen würden? Wir waren zuletzt in Köln zum ersten Mal im Alten Pfandhaus. Das ist ein ganz kleiner Club mit vielleicht zweihundert Leuten. Aber es ist aufgebaut wie so ein Mini-Amphitheater. In der Mitte unten drin hast du die Bühne, dann hast du so vier oder fünf Sitzreihen, die komplett um die Bühne herumgehen und du kannst quasi 270 Grad um die Bühne herumsitzen. Da waren wir neulich auf einem kleinen Americana-Festival und den Raum fand ich auch unheimlich toll. Wir mögen halt auch so Bühnen, die nicht so wahnsinnig hoch sind, sondern eher umgekehrt. Dass das Publikum so ein bißchen höher sitzt und einen angenehmen Blick hat.
Ihr habt ja beide auch sogenannte bürgerliche Berufe gelernt. Sarah ist eigentlich Sozialpädagogin und Steffen, du bist Mediendienstleister. Wenn ihr irgendwann feststellt, dass es mit der Musik nicht klappt, könntet ihr euch vorstellen wieder in eure alten Berufe zurückzukehren?
Sarah: Ich kann mir das definitiv vorstellen. Ich habe mir das ja bewußt ausgesucht und das hat mir auch immer viel Spass gemacht. Allerdings würde ich mich nie wieder anstellen lassen. Ich habe mich früher nie getraut mich selbständig zu machen und das war jetzt quasi so ein kleiner Tritt in den Hintern. Jetzt hab ich’s gemacht und ich bin auch eigentlich eher ein Risikomensch, ein Freigeist. Ich kann mich auch selber sehr gut organisieren und brauche keine feste Struktur. Ich würde auf jeden Fall irgendwas selbständiges machen. Gesangsunterricht geben oder sowas.
Steffen: Ich glaube, zurück geht bei mir nicht. Ich würde was anderes machen. Der Möglichkeiten sind ja viele. Ich würde der Musik nie den Rücken kehren. Durch das, was wir jetzt erlebt haben und durch die Kontakte, die wir dabei knüpfen, glaube ich, dass sich da auch viele Perspektiven ergeben würden. Ob man jetzt selber weiterhin so viel auf der Bühne steht und Platten aufnimmt oder andere Künstler produziert. Wir können uns alles Mögliche vorstellen. Wir fangen ja auch erst gerade an die Tiefen auszuloten, was da noch so alles möglich ist.
Das neue Mrs. Greenbird-Album „Postcards“ erscheint am 07.11.2014
Letzte Frage: Ihr wohnt in Köln. Ich persönlich liebe diese Stadt ja sehr. Was ist für euch das besondere an Köln?
Sarah: Also, ich liebe die Stadt auch und wohne jetzt seit zehn Jahren hier. Ich mag, dass man ganz schnell von A nach B kommt. Man ist ganz schnell am anderen Ende von irgendeinem Veedel. Das finde ich super. Ich mag die rheinische Frohnatur und bin ja mit dem Karneval groß geworden. Ich bin da quasi reingeboren, weil meine Eltern immer viel Karneval gefeiert haben. Ich habe auch mal ein Jahr in Bayern gelebt und das war für mich ein riesiger Kulturschock. Da ist alles wesentlich konservativer, da komme ich nicht mit klar. Berlin zum Beispiel ist mir irgendwie zu cool, zu Hipster-mäßig. Ich mag es da mal kurz zu sein, ich möchte da aber nicht wohnen. Die Strecken in der Stadt sind mir auch zu lang.
Steffen: Das reizvolle an Köln ist, dass es eine Großstadt mit Kleinstadtatmosphäre ist. Du hast überall dein kleines Stadtzentrum, alles ist sehr familiär, du hast ganz schnell deine Nachbarschaft und dein Netzwerk, wenn du das willst. Und ich finde an Köln auch toll, dass es eine Stadt mit einer wahnsinnig langen Tradition ist. Wenn du ein bißchen in die Stadtgeschichte abtauchst, dann kannst du einfach wahnsinnig viel entdecken, weil die letzten zweitausend Jahre hier unheimlich viel passiert ist. Alleine schon wenn du hier durch die Gegend läufst und guckst, was steht hier so alles rum an Architektur und so. Das ist schon ein echtes Erlebnis. Ich werde immer daran erinnert, wenn wir Freunde aus Amerika zu Gast haben. Gerade Leute aus Kalifornien, deren Geschichte ja gerade mal hundertfünfzig Jahre alt ist. Die Bauten aus der Gründerzeit sind bei denen von 1890 (lacht). Die erinnern mich immer daran, welches große kulturelle Erbe wir hier eigentlich haben und wie glücklich wir sein können, dass man die Geschichte von uns und unserer Stadt so weit zurückverfolgen kann.
Das ist doch ein schönes Schlußwort. Ich danke euch vielmals für eure Zeit und das nette Gespräch!
Ein Dankeschön geht hiermit auch an Kai Manke von networking Media für die freundliche Vermittlung!
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Mrs. Greenbird „Postcards“-Tour 2015
- 12.03.2015 – Potsdam – Lindenpark
- 13.03.2015 – Leipzig – Felsenkeller
- 14.03.2015 – Magdeburg – Altes Theater
- 19.03.2015 – Münster – Jovel
- 20.03.2015 – Wesel – Niederrheinhalle
- 26.03.2015 – Neu-Isenburg – Hugenottenhalle
- 27.03.2015 – Karlsruhe – Festhalle Durlach
- 28.03.2015 – Lindau – Club Vaudeville
- 09.04.2015 – Rostock – MAUclub
- 10.04.2015 – Wilhelmshaven – Pumpwerk
- 11.04.2015 – Bremen – Bürgerhaus
- 15.04.2015 – Stuttgart – LKA Longhorn
- 16.04.2015 – München – Backstage
- 17.04.2015 – Augsburg – Spectrum Club
- 23.04.2015 – Hannover – Capitol
- 24.04.2015 – Hamburg – Grosse Freiheit
- 25.04.2015 – Berlin – Postbahnhof
- 28.04.2015 – Nordhorn – Alte Weberei
- 29.04.2015 – Essen – Weststadthalle
- 30.04.2015 – Köln – E-Werk
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