Heldmaschine: Der Himmelskörper schlägt ein
Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Coverbands, die Shows von Rammstein sehr artgerecht auf die Bühne bringen. Kein Wunder, denn die Shows des Originals sind aufwendig und spektakulär inszeniert – trotzdem hat man relativ selten die Gelegenheit, Rammstein in Deutschland zu sehen, da sie weltweit aktiv sind. Und wer kann es sich schon leisten, für Konzerte nach Russland oder in die USA zu reisen?
Zu den besten Coverbands gehören Völkerball, die aus dem Raum Koblenz stammen. Sie bringen eine fulminante Feuershow auf die Bühne, die das Original gut wiedergibt und in vielen Dingen detailgetreu ist. Vor allem die Protagonisten machen ihren Job perfekt. Allen voran Sänger René Anlauff. Wenn er den Mund weit aufreißt und sekundenlang in die Menge stiert, kreiert er denselben gestörten Ausdruck, der für Lindemann zum Markenzeichen geworden ist. Dazu kommt der brachiale, teutonenhafte Gesangsstil.
Interessant wird es aber, wenn Coverbands ihr Vorbild nicht nur imitieren, sondern ihm mit eigenen Songs nacheifern. Das tun Völkerball schon seit vielen Jahren und 2012 erschien das erste eigene Album. Inzwischen nennt sich die Band Heldmaschine und hat bereits ihr viertes eigenes Werk auf den Markt gebracht. Sie sind also sehr fleißig – und liefern Qualität ab!
Gerade mal ein Jahr nach ihrem letzten Album „Lügen” stehen die Koblenzer nun mit „Himmelskörper“ in den Startlöchern, und auch in Sachen Touring steht die Heldmaschine nicht still: Bis Ende des Jahres sind die Jungs noch auf Tour mit Megaherz und Erdling, während sie nächstes Jahr direkt mit ihrer Himmelskörper-Headliner-Tour durchstarten.
Die zwölf Songs sind allesamt im NDH-Stil verfasst. Laut, hart, brachial – mit ausschließlich deutschen Texten. Die Lyrics sind so düster, wie Rammstein zu ihren besten Zeiten. Und Titel wie „Auf allen vieren“ und „Sexschuss“ dürfen gern zu Diskussionen anregen. Das ist harte Kost. Alle Songs schwanken zwischen unbarmherziger Härte und Nachdenklichkeit. „Die Braut, das Meer“ funktioniert als philosophische Ballade, während gerade die letzten beiden Stücke „Das Maß ist voll“ und „Dünnes Eis“ auch eine Tanzfläche füllen können.
Das vierte Album ist definitiv ihr bisher bestes. Die Unterschiede zu Rammstein sind (zum Glück) vorhanden, wenn auch von der textlichen und musikalischen Grundausrichtung einige Titel vom Vorbild stammen könnten. Heldmaschine bleiben klar und direkt in ihren Aussagen. Fans von Rammstein und anderen NDH-Bands dürfen gerne zugreifen, wenn sie keinen 1:1-Klon erwarten.