Nina Nesbitt: “The Sun Will Come Up, The Seasons Will Change”
Als die schottische Sängerin und Songwriterin Nina Nesbitt 2012 ihre musikalische Karriere auf YouTube startete, war sie noch ein Teenager. Es folgten eine Begegnung mit Ed Sheeran, der sie als Support für seine Tour engagierte, mehrere EPs und 2014 ihr Debütalbum „Peroxide“, das sich weit vorne in den britischen Charts platzierte. Bei anderen Nachwuchs-Künstlern wäre es wahrscheinlich mit neuen Singles und Alben im Jahresrhythmus weitergegangen, aber Nina entschied sich dafür, erstmal Tempo rauszunehmen und in aller Ruhe an ihrem zweiten Longplayer zu arbeiten.
Das Ergebnis kann sich hören lassen: Auf „The Sun Will Come Up, The Seasons Will Change“ überzeugt Nina mit einem gereiften eigenen Sound zwischen Pop und R´n´B, Ohrwurmmelodien und vor allem mit authentischen Texten. So erzählt sie etwa in „The Moments I´m Missing“ von prägenden Momenten in ihrem Leben, die sie aber damals gar nicht wirklich genießen konnte. Und das atmosphärische „Sacred“ drückt ihre Sehnsucht aus nach etwas Ehrlichem und Anhaltenden in einer von Oberflächlichkeit geprägten Welt. Sehr berührend ist auch die emotionale Piano-Ballade „Is It Realy Me You´re Missing“, in der Ninas facettenreiche Stimme besonders gut zur Geltung kommt.
Neben solchen eher nachdenklichen Titeln gibt es auch schwungvollere Songs, die gute Laune machen und Optimismus versprühen, wie etwa „Somebody Special“ oder „Loyal To Me“, eine offensive Ansage an alle Frauen, sich nicht mit treulosen Lovern aufzuhalten. Insgesamt dominieren aber die ruhigeren Stücke, die oft hauptsächlich von Ninas ausdruckstarkem Gesang und einer sparsamen, aber perfekt arrangierten Begleitung getragen werden. So entfalten etwa das Liebeslied „Things I Say When You Sleep“ oder die „Ballade Last December“ einen ganz besonderen Zauber. Und der Titelsong „The Sun Will Come Up, The Seasons Will Change“, der das Album abschließt und wohl Ninas momentanes Lebensgefühl ausdrückt, klingt noch lange nach dem letzten Ton im Hörer nach.
Leider nicht optimal gelungen ist die Gestaltung des Booklets. Sehr kleine weiße Schrift vor rosa und hellblauem Hintergrund machen es schwer, die Liedtexte zu entziffern, ganz zu schweigen von Ninas seitenlanger Danksagung. Abgesehen von diesem kleinen Manko präsentiert Nina Nesbitt hier aber ein rundum empfehlenswertes Album, mit dem sie nicht nur einen Einblick in ihr Leben gewährt, sondern sich auch als Künstlerin etabliert.