Max Prosa: Wein und poetische Glückseligkeit in Nittel

Für ihr „Singer Songwriter Festival 2021“ haben Station K groß aufgefahren: Auf zwei Weingütern an Saar und Mosel gab es vier Konzerte fantastischer Künstler. CATT mit Band und Paul Jets + Philipp Eisenblätter spielten in Kanzem, das DOTA DUO und Max Prosa in Nittel. Leider habe ich es nur zum letzten Konzert in Nittel geschafft, doch es hat sich definitiv gelohnt.

Das Weingut Karl Sonntag liegt mitten in Nittel an der Mosel. Ein wundervoller Platz für Konzerte. Gemütlich und halb überdacht waren ca. 40 Sitzplätze aufgebaut. Die Bühne für Max Prosa aus Europaletten zusammengeschustert. Herrlich! Das Publikum konnte den Künstler hautnah erleben, der dann im Lauf des Abends auch mehrfach auf Tuchfühlung ging.

Max Podeschwig alias Max Prosa wird gerne eingereiht in die Liga neuer deutschsprachiger Singer/Songwriter, den sogenannten Deutschpoeten. Doch er ist viel mehr als das. Seine Kunst umfasst virtuose Musik ebenso wie das lyrische und prosaische Schreiben. Er kann packende, ergreifende, melancholische Geschichten erzählen – untermalt von Gitarre und Mundharmonika. Und das mit einer Stimme, die sowohl rau als auch herzlich klingt.

Mit dem Satz „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ begann der Abend grundehrlich. Gerade in der Corona-Zeit wird deutlich, wie sehr Menschen die Kultur vermissen. Wie der Künstler auf das Live-Feedback des Publikums angewiesen ist. Der Satz stammt vom Song „Grüße aus der Flut“, der zudem Titelsong seines sechsten Studioalbums ist. Weiter ging es mit „Lilly sagt“ als Erzählung von einer ungewöhnlichen, eigenwilligen Frau – mit dem Schlußsatz, dass sie dieses Lied wohl nicht mögen wird.

Zu den Songs erzählte Max kleine Geschichten und Anekdoten. Bei „Buntes Papier“ verwies er auf das Buch „Psychopolitik“ von Byung-Chul Han. Dort fand er die Geschichte einiger griechischer Kinder, die Geld in einer Bauruine entdecken und fröhlich mit dem bunten Papier spielen.

Singen ist heilsam, darum wollte Max den Job nicht alleine machen. Zu „Auf der Suche nach Mehr“ animierte er das Publikum zum mitsummen und freute sich im Anschluss: Endlich wieder Konzerte! Endlich wieder die Gesichter sehen, statt auf den Bildschirm oder in die Kamera zu starren. Die erste Konzerthälfte endete mit „Bella Ciao“ – dem Lied der italienischen Partisanen im Zweiten Weltkrieg.

Im Anschluss an den neuen Song „Liebelei“ gab es zu Beginn der zweiten Halbzeit einige Gedichte aus dem Band „Flügel aus Beton: Gedichte 2010-2020“. Es ging um „Rauchzeichen“, „Schicksalshände“ und eine „Ungereimtheit“. Nach zwei Liedern über die Familie dann ein Wunsch aus dem Publikum: „C’est la vie“. Solche spontanen Eingebungen sorgten dafür, dass das Konzert eine eigene Dynamik entwickelte.

Nach dem Stück „Wir sind Ikonen“ gab es Max‘ inzwischen vermutlich bekanntesten Song „Flügel“. Ein Phänomen vor allem deshalb, weil Egon – Sohn des Ostmusikers Dirk Zöllner – bei „The Voice Kids 2021“ diesen Song in der Show performte und am Ende die Staffel gewann. Jetzt hat Egons Version auf YouTube mehr Klicks als alle Max Prosa-Videos zusammen. Und Egon ist nicht mehr „der Sohn von Dirk Zöllner“, sondern für viele Menschen ist Dirk Zöllner jetzt „der Vater von Egon“.

Trotz aller Ironie zeigte Max aber seine Freude über den Erfolg des Liedes und trug diesen im wahrsten Sinne unter die Menschen. Ohne Mikro machte er sich auf durch die Reihen und sang das Lied melancholisch und einfühlsam zu Ende. Ein magischer Moment!

Für die Zugabe gab es mit „Zwei Menschen“ wieder ein Wunschlied. Dann setzte der Sänger sich mit seiner Gitarre mitten ins Publikum und stimmte (wieder ohne Mikro) seine deutsche Version von Leonard Cohens „Halleluja“ an. Hier zeigte sich die wahre Liebe zur Musik und die Nähe zu den Fans – denn solche hat Max Prosa an diesem Abend mit Sicherheit gewonnen. Wer ihn nicht kannte, hat jetzt einen wundervollen Sänger mit melancholischen und emotionalen Songs, mit lyrischer und poetischer Ader neu auf dem Schirm.

Wer weiß, welchen erfolgreichen Weg Max Prosa in Zukunft noch gehen wird? Vielleicht war es eines der letzten Male, ihn in dieser heimeligen Atmosphäre ganz ganz nah zu erleben. Der Abend wird den Anwesenden jedenfalls noch lange in Erinnerung bleiben. Und ich hoffe darauf, dass Christof Kramp von Station K den Deutschpoeten noch häufiger in die Trier-Saarburger Region holen wird.

Die Konzertreihe an Mosel & Saar geht weiter:

  • 6.8.2021 — Milliarden, Alte Kaserne Saarburg
  • 7.8.2021 — Maxim, Alte Kaserne Saarburg
  • 8.8.2021 — Arno Strobel (Autorenlesung), Alte Kaserne Saarburg
  • 20.8.2021 — Stoppok, Alte Kaserne Saarburg
  • 27.8.2021 — StadtRand, Alte Kaserne Saarburg
  • 28.8.2021 — We Salute You (AC/DC Tribute), Alte Kaserne Saarburg
  • 29.8.2021 — Klaus Doldinger & Passport, Alte Kaserne Saarburg
  • 3.9.2021 — Kapelle Petra, Alte Kaserne Saarburg
  • 11.9.2021 — Alejandra Ribera, Bürgerhaus Wiltingen
  • 17.9.2021 — VickiKristinaBarcelona, Synagoge Wawern
  • 18.9.2021 — Vier gewinnt (Fanta 4 Tribute), Alte Kaserne Saarburg
  • 8.10.2021 — Markus Stockhausen / Tara Bouman, Ev. Kirche Saarburg
  • 9.10.2021 — Madison Violet, Bürgerhaus Wiltingen
  • 15.10.2021 — Carrousel, Stadthalle Saarburg
  • 16.10.2021 — EZIO, Bürgerhaus Wiltingen
  • 22.10.2021 — Huun-Huur-Tu, Freilichtmuseum Roscheider Hof, Konz
  • 6.11.2021 — Sweet Alibi, Synagoge Wawern
  • 13.11.2021 — Jan Plewka (singt Rio Reiser), Stadthalle Saarburg
  • 14.11.2021 — Roachford, Stadthalle Saarburg
  • 20.11.2021 — Pasquale Aleardi & die Phonauten, Bürgerhaus Wiltingen
  • 29.12.2021 — Richard Bauer & Band (“Hallo Udo”), Stadthalle Saarburg
  • 21.1.2022 — Pippo Pollina & Palermo Acoustic Quintet, Europahalle Trier
  • 4.3.2022 — Amparo Sanchez, Stadthalle Saarburg
  • 12.3.2022 — Wiener Blond, Synagoge Wawern
  • 24.3.2022 — Sari Schorr, Bürgerhaus Wiltingen
  • 26.3.2022 — Layla Zoe, Bürgerhaus Wiltingen
  • 23.4.2022 — We Salute You (AC/DC Tribute), Stadthalle St. Ingbert
  • 7.5.2022 — Purple Schulz, Synagoge Wawern
  • 24.6.2022 — Danny Bryant, Alte Kaserne Saarburg
  • 9.7.2022 — Hazmat Modine, Alte Kaserne Saarburg

Weitere Infos zu den Konzerten und Tickets findet ihr unter www.station-k.de