Patrick Salmen in der Tufa Trier: Yoga gegen rechts
Zu Beginn amüsierte sich Comedian Patrick Salmen köstlich darüber, dass sein aktuelles Buch „Yoga gegen rechts“ kürzlich Platz 3 der amazon-Yoga-Charts zierte. Dabei geht es hier tatsächlich gar nicht um achtsame Leibesübungen mit Yogamatte, sondern um Alltagserzählungen aus dem Leben eines Sohnes und Familienvaters. Wäre auch zu schön, wenn man mit Yoga tatsächlich etwas gegen Rechtspopulisten und Nazis ausrichten könnte.
Salmen ist 38 Jahre alt, wurde in Wuppertal geboren und hat Germanistik sowie Geschichte auf Lehramt studiert. Inzwischen ist er als Autor, Satiriker, Poetryslammer und YouTuber einem breiten Publikum bekannt. Gut so, denn er erscheint überaus sympathisch auf der Bühne in der Trierer Tufa, hat das Publikum sofort auf seiner Seite und man kann ihm über zwei Stunden lang sehr gut zuhören.
Was er bietet, ist keine Standup-Show. Vielmehr eine Lesung aus seinem Buch, die durch Zwischenmoderationen unterbrochen wird. Dies aber wird mit viel Witz und Charme dargeboten. Patrick Salmen lacht häufig selbst über seine gelungenen Sätze und die vermutlich nicht zu 100% selbst erlebten Anekdoten. Aber immer bleibt er authentisch und man denkt sich: wenn es vielleicht nicht wirklich so war, hätte es doch so sein können.
Sehr lebensnah sind die Erzählungen als cooler Vater auf dem Kinderspielplatz zwischen sorgsamen Müttern und Aktiv-Ulrich. Allein die zitierten O-Töne der Kinder sind köstlich. Dann die Anekdote als Protokollführer beim Elternabend, wobei die Geschichte schnell total aus dem Ruder läuft. Man wäre gern dabei gewesen.
In der Story „Mit dem Swipen sieht man besser“ erzählt er augenzwinkernd von eigenen Erfahrungen beim Tinder-Konkurrenten Bumble und die sogenannten „Cremigen Dialoge im Café“ sorgen als Auflockerung stets für erhellende Heiterkeit. Etwas ernster ist da schon die Geschichte vom Vater, der gefühlsmäßig etwas unbeholfen scheint – wenn er beispielsweise dem Sohn nach der Trennung ein Kochbuch mit dem Titel „Nur für echte Kerle“ schenkt oder ihn mit den Worten „Toi! Toi! Toi!“ in einen Klinikaufenthalt verabschiedet. Da muss der Zuhörer kurz schlucken, denn Salmen spricht sehr offen über das Thema Depression.
Auch die Achtsamkeit des Yoga-Überthemas wird natürlich abgehandelt, indem Patrick beispielsweise aus seinem „Dankbarkeitstagebuch“ zitiert oder ganz zum Schluss im „Achtsamkeitsquiz“ wettbewerbsmäßig zwei Zuschauerinnen abfragt, was vom Abend bei ihnen hängen geblieben ist.
Zwischenzeitlich wurde es sehr ernst, als Salmen in einem langen Statement vom alltäglichen Rassismus und den Privilegien weißer Menschen berichtete, das Gegenstehen zu populistischen Äußerungen forderte und sich ein Land ohne Fremdenfeindlichkeit wünschte. Auch solche Themen sind wichtig und machten keineswegs die humoristische Ader des Abends kaputt. Schließlich geht es darum, Menschen auch in Zeiten von AFD-Geschwurbel zum Lachen zu bringen und so eine Form von Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen, die dem Rechtspopulismus entgegen wirkt.
Mission gelungen! Der Autor zeigte sich im Anschluss noch sehr publikumsnah, verkaufte und signierte Bücher, ließ sich auf kurze Gespräche ein und sammelte Spenden für die Organisation „Exit“, die Aussteiger*innen aus der rechten Szene hilft. Ein durch und durch gelungener Abend. Popp Concerts haben hier mal wieder ein gutes Händchen bewiesen für einen Comedian, der noch nicht so im Rampenlicht steht wie die Kolleg*innen, die Arenen und Stadien füllen. Gerne wieder!