„Planet Jarre“ – ein Überblick zu fünf Jahrzehnten musikalischen Schaffens
Über vierzig Jahre ist es her, dass der französische Komponist und Musiker Jean-Michel Jarre mit seinem Synthesizer-Klassiker „Oxygene“ die Welt der elektronischen Musik für immer veränderte. Neben Mike Oldfields „Tubular Bells“ und den New-Age-Spielereien von Tangerine Dream hat wohl kein Instrumentalwerk solche Auswirkungen auf den internationalen Musikmarkt gehabt.
Der Erfolg des Albums, von dem bis heute mehr als zwölf Millionen Exemplare verkauft wurden, hat 1976 sicher nicht nur den Komponisten sondern auch die Verantwortlichen der Plattenfirmen kalt erwischt. Wer konnte auch ahnen, dass Jarre mit „Oxygene (Part IV)“ einen Ohrwurm geschaffen hat, der trotz seines sperrigen Titels heute noch die Massen zu begeistern weiß. Legendär ist auch das Cover-Artwork: ein Bild der Erde, aus dem sich wie unter einer Kruste ein menschlicher Schädelknochen herausschält.
Auf dem Cover der Best-of-Compilation (oder besser: Retrospektive) „Planet Jarre“ ist es Jarres eigener Kopf, der in Tausende von Pixeln zerspringt. Für das Album hat er 41 handverlesene und remasterte Stücke aus seinem immensen Musikkatalog persönlich ausgewählt. Wenn ein anderer das getan hätte, könnte man es als Blasphemie bezeichnen – schließlich wollen wir auch nicht Sinfonien von Beethoven in zerstückelter Form anhören. Doch da der Meister sich selbst die Mühe gemacht hat, seine Werke in vier Kategorien zu klassifizieren, mag das in seinem Sinne doch gut funktionieren.
CD 1 beinhaltet zunächst „Soundscapes“, also durchkomponierte Soundlandschaften, wie sie auf „Oxygene“ und „Equinox“ hervorragend funktionieren und uns in Jarres Welt entführen. Danach folgen mit „Themes“ die bekannten Melodien, die man aus dem Radio oder diversen Soundtracks kennt. CD 2 bietet in der Abteilung „Sequences“ auch neue Stücke wie das „Coachella Opening“, das Jarre für seinen Auftritt bei dem berühmten Festival schrieb. Und „Explorations & Early Works“ bietet zum Ende hin einige Raritäten, die nicht immer leicht zu konsumieren sind.
Für Einsteiger ist das Album bestens geeignet – und man kann sich gut einen Überblick zu fünf Jahrzehnten elektronischer Musik verschaffen. Puristen werden allerdings weiterhin die Originalalben am Stück hören. Es ist nicht immer gut gelöst, wenn die Versatzstücke hier abrupt abbrechen.
Jean-Michel Jarre überraschte übrigens am Tag des Erscheinens von „Planet Jarre“ mit einer neuen Albumankündigung: Am 16.11.1978 erschien „Equinoxe“. Auf den Tag genau vierzig Jahre später erscheint nun sein Nachfolger „Equinoxe Infinity“ am 16.11.2018 als CD, LP, Box Set und digital.