Víkingur Ólafsson: „Reflections“ – eine Reise in wunderbare Welten

Der isländische Pianist Víkingur Ólafsson, erfolgreicher Interpret von klassischer und zeitgenössischer Musik, machte zuletzt mit seinen Einspielungen bekannter Klavierstücke von Bach und der Verknüpfung von Kompositionen von Claude Debussy und Jean-Philippe Rameau auf sich aufmerksam. Auf letzterer Veröffentlichung baut nun sein aktuelles Album „Reflections“ auf, das eigene Neukompositionen, Neuinterpretationen und Stücke verschiedenster Künstler vereint, die von den Werken Debussys und Rameaus inspiriert sind.

Das Album ist die Zusammenfassung von vier EPs, die als „Reflections Part I – IV“ im Laufe der letzten Monate veröffentlicht wurden. Im Mittelpunkt stehen mit „Bruyeres“ und „Canope“ zwei Préludes von Debussy, die in unterschiedlichen Versionen zu hören sind. Die ohnehin ruhigen und träumerischen Werke entfalten in Ólafssons Interpretationen einen beinahe hypnotisierenden Zauber. Diese Stimmung zieht sich durch das gesamte Album und findet sich auch in den Werken der anderen Künstler, wie in „La Damoiselle élue“ von Hania Rani, die ihr Klavierspiel über einem elektronisch erzeugten Klangteppich entfaltet oder in „Footsteps“ von Helgi Jonsson, der Synthesizer-Klänge mit atmosphärischem Gesang verwebt.

Nur gelegentlich wird es etwas rhythmischer, etwa in der sehr dichten Komposition „L´Entretien des Muses“ der isländischen Musikgruppe Hugar, oder in Debussys Werk „Pour le piano“, wo vor allem das Prélude und die Toccata dem Pianisten einige Fingerfertigkeit abverlangen. In „Drowned Haiku“ greift der Musiker Clark das Thema der Sarabande aus diesem Werk auf und entfaltet darüber einen ganz eigenen Kosmos. Das Duo „Balmorhea“ schließlich steuert eine von perlendem Gitarrenspiel geprägte Interpretation von „La Cupis“ bei.

„Reflections“ ist ein großartiges Beispiel für die Vielfalt, die der individuellen Auseinandersetzung mit musikalischen Werken entspringen kann. Dem Kenner der ursprünglichen Kompositionen bietet das Album neue und vielleicht auch ungewohnte Klangerlebnisse. Aber auch Hörer ohne klassische Vorkenntnisse können ganz einfach in die wunderbaren Welten eintauchen, die Ólafsson und seine Kollegen hier erschaffen.